Archiv der Kategorie: Gedanken

24.01.2019: Deutsche Strompreise anders berechnen ist notwendig!

Die sogenannte CO2-Abgabe von Braunkohle-Kraftwerken soll gerechte Verteilung der Umweltkosten und marktwirtschaftliche Lösungen ermöglichen. Sollten diese Kraftwerke in der Energiekommission abgeschafft werden, wird das unweigerlich wegen der Versorgungssicherheit zu mehr Produktion aus Kraftwerken in Polen, Tschechien, Holland usw. führen. Das ist insofern ungerecht, als dann diese Abgaben den genannten Ländern zufließen und Deutschland leer ausgeht. Ich möchte die Nebenwirkung einmal als bedenkenswert zur Diskussion stellen.

Jean Pütz

16.01.2019: Kritik an Handys und Social Media

Vor- und Nachteile der Technik, die sich in den letzten 50 Jahren explosionsartig entwickelt hat, waren in dieser Form nicht voraussehbar. Manchmal beherrschen sie mittlerweile unseren Alltag. Das gilt vor allen Dingen für das sogenannte Handy. Es fing ganz harmlos an, von überall her konnte man telefonieren und erreicht werden. Aber als Smartphone entwickelte es sich zu einer Krake. Was kaum jemand bedenkt, dahinter steckt die Tatsache, dass die Hardleiter-Technik es in diesen Jahren ermöglicht hat, Prozessoren und Speicher-Medien zu schaffen, die aus dem Handy extrem leistungsfähige Computer gemacht haben.

Als ich 1971 meine erste Sendereihe 13 Folgen ‚Einführung in die Elektronik‘ produzierte und mit dem Begleitbuch einen Bestseller erzeugte, konnte ich nicht ahnen, dass 45 Jahre später ein Smartphone eine Technologie beinhaltet,  die früher nur in großen Sälen hätte untergebracht werden können. Auch meine zwei Jahre später ausgestrahlte Sendereihe ‚Digitaltechnik – eine Einführung‘, bestehend aus ebenfalls 13 Folgen und vier Seminaren, die vom VDI veranstaltet wurden, erwies sich zwar als Einstieg in das digitale Zeitalter, aber das was sich heute bis hin zur ‚Künstlichen Intelligenz‘ entwickelt hat, konnte kaum voraussehbar sein. Insbesondere die sozialen Medien ermöglichen zwar, dass der einzelne Mensch noch niemals zuvor über so viel Informationen verfügen konnte wie heute.

Anfangs glaubte man, das würde die Demokratie stärken. Doch genau das Gegenteil ist der Fall. eine psychologische und soziologische Eigenschaft des Menschen – ich nenne sie die selektive Wahrnehmung – hat dazu geführt, dass sie in der Regel nur das aufnehmen, was in ihr eigenes Weltbild passt, verbunden mit allen Vorurteilen. Die Folge ist, geschickte Demagogen und verbrecherische Elemente können die Meinungsbildung so beeinflussen, dass wissenschaftliche Relevanz und physikalische und soziologische Gesetzmäßigkeiten offenbar keine Rolle mehr spielen was die öffentliche Meinung anbelangt. Hinzu kommt, dass gefühlsgesteuerte Menschen in ihrem täglichen Nachrichtenkonsum suchtgesteuert sind und sich wie durch den Rattenfänger von Hameln beeinflussen lassen. Dann kommt es dazu, dass – unterstützt durch automatische E-Mails und Fake News – das Urteilsvermögen so beeinträchtigt wird, dass Autokraten wie Trump in den USA, Bolsonaro in Brasilien, Erdogan in der Türkei und Orbán in Ungarn und Duda in Polen u. a. ein leichtes Spiel haben und sozusagen das postfaktische Zeitalter einläuten konnten. Das Beispiel macht immer mehr Schule und unterhöhlt vernunftbezogene Politik, wie das im BREXIT zum Vorschein gekommen ist. Mit Demokratie im ursprünglichen Sinne hat das nichts mehr zu tun.

Um ein wenig gegen zu steuern, unterhalte ich seit 15 Jahren diese Homepage, die übers Internet große Verbreitung finden, aber seit zwei Jahren auch eine offizielle Seite bei Facebook, wo ich niemals private Informationen verbreite, sondern ausschließlich unter dem Titel ‚Der Vernunft eine Chance‘ Kommentare, die die Widersprüche in der Politik im Verständnis der Wissenschaft und vielen anderen konterkarieren soll. Immerhin gelingt es mir über Facebook teilweise über 200 000 Bürger anzusprechen. Doch mir ist bewusst, dass das nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellt.

Jean Pütz

14.01.2019: Mythen machen Menschen zu Impfgegnern

Zunächst möchte ich den Begriff Hysterieschleife erklären: Es handelt sich um das Phänomen, dass Menschen, die zur Hysterie neigen, immer wieder unwillkürlich gegen jegliche Vernunft in Ängste verfallen. Das betrifft leider nicht nur den Einzelnen, sondern es verbreitet sich wie eine Epidemie in Gemeinschaften und Gesellschaften. Dahinter steht das wohl wichtigste Gesetz menschlichen Handelns: self-fulfilling prophecy, die sich selbsterfüllende Prophezeiung. Darauf zurückzuführen sind Phänomene wie Panik, und die Tatsache, dass ganz Gesellschaften durch Unvernunft sich selbst zerstören. Ganze Kulturen sind so untergegangen.

Aber das hat auch eine ganz praktische individuelle Auswirkung. Typisch dafür ist das Verhalten von Impfgegnern, die gegen alle wissenschaftlichen Erkenntnisse und moderne Entwicklung der Impfstoffe nicht nur ihre eigene Gesundheit gefährden, sondern auch die der Mitmenschen, so dass beherrschbare Epidemien sich neuerdings wieder ausbreiten. Die beste Apotheke, die die Natur uns Menschen und fast allen Lebewesen mitgegeben hat, ist das Immunsystem. Mit einer ganzen Armada von Antikörpern, Fresszellen, Phagen usw., die bestimmte weiße Blutkörperchen erzeugen – die sogenannten T-Zellen – sorgt das Immunsystem dafür, dass Fremdkörper wie Bakterien, Viren, aber auch Gift, die in den Körper eindringen, schon von Anfang an bekämpft werden, besser als dazu jegliche Medizin in der Lage wären. Dabei entwickelt es ein Gedächtnis, welches dafür sorgt, das Keime, die schon einmal erfolgreich bekämpft wurden, mit gleicher Methode wieder ausgemerzt werden. Beim Impfen werden diese Keime allerdings so behandelt, dass der Körper zwar dagegen reagieren kann, die Krankheit jedoch nicht ausbricht. Früher waren das – wie z. b. bei der Pockenimpfung – lebende Viren. Heutzutage reicht es, nur noch Bruchstücke der Oberfläche der Viren im Impfstoff dem Körper zuzuführen, um ihn vor Ansteckung zu behüten.
Professor Uhlenbrock, ein bedeutender Immunologe aus Köln, hat nachgewiesen, dass jede derartige Impfung auch die Widerstandskraft des Immunsystems generell gegen Infektionen stärkt.

Der folgende Beitrag stellt sehr treffend dar, wie diese irrationalen Modeerscheinungen gegen Impfen entstehen, wobei auch häufig behauptet wird, dass die Pharmaindustrie sich durch die Entwicklung der Impfstoffe bereichern würde. Genau das Gegenteil ist der Fall, denn mit ausgebrochenen Krankheiten und den entsprechenden Medikamenten kann zig-mal mehr verdient werden.

Ihr Jean Pütz

31.12.2018: TELI-Jahresendansprache

Liebe TELI-Mitglieder, liebe Nina Eichinger, lieber Arno Kral, lieber Hajo Neubert, lieber Wolfgang Goede,

vielen Dank für den Bericht, dem ich voll zustimme. Er erinnert mit daran, dass ich mittlerweile fast 49 Jahre Mitglied bei der TELI bin, mir aber gleichzeitig ein schlechtes Gewissen verursacht, dass ich mich so wenig in Ihre lobenswerten Aktivitäten eingebracht habe, obwohl wir alle an einem Strang ziehen.

Wie Sie wissen, war ich einer der Gründerväter und langjähriger 1. Vorsitzender der Wissenschaftspressekonferenz, die wir seinerzeit wegen der wissenschaftlichen Glaubwürdigkeit gegründet haben, um garantiert Einflüsse von industrieller und politischer Seite zu minimieren. Dieser Arbeit habe ich mich ganz besonders gewidmet, trotzdem aber die Aktivitäten der TELI stets mit Wohlvollen verfolgt, auch die Turbulenzen, in die sie geraten ist, bin ich ihr als Mitglied bewusst treu geblieben. In einer postfaktischen Zeit ist es umso wichtiger, dass wir am gleichen Strang ziehen. Wenn Wissenschaft bei politischen Entscheidungen keine Relevanz bekommt, geht unsere Demokratie baden.

Alle in Ihrem Schreiben genannten Aktivitäten unterstütze ich deswegen auf das Intensivste. Wie Sie wissen, habe ich meine Arbeit als Wissenschaftsjournalist vor allen Dingen auch der Tatsache gewidmet, dass auch Menschen, die  der Notwendigkeit der Logik und der Vernunft nicht so große Bedeutung beimessen, wenigstens so informiert werden, dass ihnen die Errungenschaften der Wissenschaft und Technik und ihr Nutzen – wenn auch nur emotional – plausibel bleiben. Die ‚Hobbythek‘ war für mich ein trojanisches Steckenpferd, um das zu vermitteln.

Nach meiner Pensionierung führe ich diese Aktionen weiter. Ich unterhalte  z. B. eine offizielle Seite bei Facebook, weil ich glaube, damit immer noch jüngere Menschen erreichen zu können. Unter dem Obertitel ‚Der Vernunft eine Chance‘ weise ich dort eklatante Widersprüche in der Technologie-Politik  auf. Mit über 40.000 Abonnenten und einer Reichweite von 200.000 Bürgern scheine ich zumindest eine gewisse Aufmerksamkeit zu erreichen, wenngleich das auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

Schon vor 15 Jahren scheine ich vorausgesehen zu haben, dass bewusste Falschmeldungen – auch aus der Wissenschaft – unsere Bürger auf die Dauer vom Verständnis und der Einordnung unserer technischen Errungenschaften immer weiter entfernen, so dass Scharlatane die Möglichkeit haben, den Bürgern die Sterne vom Himmel zu holen, ganz nach dem Motto: Wir brauchen keine Kraftwerke, bei uns kommt der Strom aus der Steckdose.

Deshalb habe ich damals schon eine Homepage: www.jean-puetz.net eröffnet, auf der sich mittlerweile unter dem Button ‚Lexikon der Wissenschaft‘  über 50.000 garantiert seriöse, wahrhafte und verständliche Meldungen angehäuft haben. Dass diese intensiv besucht wird, zeigt sich besonders, seit dem wir die Rubrik ‚Wissenschaft – soeben eingetroffen‘ geschaffen haben. Successive gehen diese Berichte dann ins ‚Lexikon der Wissenschaft‘ über.

Wir sollten versuchen, die hervorragenden Tätigkeit der TELI mit meiner zu verlinken. Im Voraus werde ich den Beitrag ‚TELI-Jahresendansprache: Mit Tradition und Innovation die Zukunft der TELI gestalten‘ veröffentlichen. Dort befinden sich auch unter dem Button ‚Gedanken zur Zeit‘ etliche, mehr philosophische Berichte, die auch ganz gut auf die Homepage der TELI passten. Ich habe nichts dagegen, wenn bestimmte Meldungen daraus von der TELI aufgegriffen würden.

Ich wünsche einen fröhlichen Rutsch und für das Jahr 2019 Frieden, Gesundheit, Glück und viel Erfolg.
Ihr Jean Pütz

 

22.12.2018: Leistungen von Frauen werden weniger gewürdigt

Ich finde das ausgesprochen ungerecht, aber das spiegelt die Vorurteile in der Gesellschaft wieder. Bei Prof. Erwin K. Scheuch habe ich empirische Soziologie studiert, aus dieser Sicht muss man die Studie ernst nehmen. Das gilt nicht für den Einzelfall, sondern im Großen und Ganzen. Oft wird von der Schwarmintelligenz gesprochen, aber genau diese ist es, die solche Ergebnisse hervorbringt. Wenn Sie mich fragen, so liegt es daran, dass Frauen immer noch ein etwas zu geringes Selbstbewusstsein entwickeln. Dies ist ein lanwieriger Prozess, der nicht so einfach zu manipulieren ist. Jeder muss für sich selbst die Vorurteile abbauen. Mir ist das einigermaßen gelungen, denn während meiner beruflichen Tätigkeit habe ich überwiegend mit Frauen gearbeitet – ich kann nur sagen: Chapeau vor der weiblichen Intelligenz.

16.12.2018: Meine Forderung nach dem hippokratischen Eid für Wissenschaftsjournalisten

Jean Pütz fordert „hippokratischen Eid für Wissenschaftsjournalisten“
Von Wolfgang Goede


Zwei Wissenschafts-Ikonen in Münchens Hall of Fame: Wolfgang M. Heckl,
Generaldirektor Deutsches Museum und Träger des Eduard-Rhein-Ehrenrings,
mit dem Eduard-Rhein-Kulturpreisträger 2018 Jean Pütz, Erfinder der
WDR-Hobbythek. (c) Goede

Der Erfinder der legendären „Hobbythek“ wurde im Ehrensaal des Deutschen Museums mit dem Eduard-Rhein-Kulturpreis 2018 ausgezeichnet. Pütz ist TELI-Mitglied. Eduard Rhein, ein begnadetes Multi-Talent des 20. Jahrhunderts, gehörte ebenfalls der TELI an. Mit Blick auf die Innovationshöhe der Preisträgerleistungen, Location und das Festambiente hat der Wissenschafts-Event fast den Charakter eines Deutschen Nobelpreises.

In seiner Begrüßung ehrte Wolfgang M. Heckl, Generaldirektor des Deutschen Museums, den Preisträger als „Ikone der Wissenschaftsvermittlung und des Wissenschaftsjournalismus“. „Wir alle sind mit Jean Pütz und der Hobbythek aufgewachsen“, sagte er. Heckl lobte den unterhaltsamen Ton von Pütz und seinen Fernsehsendungen und schlug eine Brücke zum Deutschen Museum: „Bereits Oscar von Miller, der Erbauer unseres Museums, wollte Wissen mit Spaß aufbereiten.“

Pütz’ Markenzeichen: Rausche-Schnurrbart

TV-Moderatorin Nina Ruge führte durch den Festakt mit 150 Ehrengästen aus Wissenschaft, Technologie und Kultur. Im Interview mit Jean Pütz hatte sie Mühe, den vor Energie und Redelust überschäumenden Preisträger zu bändigen, der sich selbst als „Rampensau“ bezeichnet. Mit seinem rauschigen Schnurrbart, so wie er jahrzehntelang der Nation auf dem Bildschirm entgegengetreten war, ist der Mann weiterhin ein ebenso vertrauter wie markanter Blickfang.


Moderatorin Nina Ruge im Interview mit Jean Pütz. Ihr Kommentar: “Jean,
jetzt hast du fast deine eigene Laudatio gehalten.” (c) Goede

Pütz betonte wiederholt die herausragend wichtige Rolle des Wissenschaftsjournalismus in der Gesellschaft: „Unentbehrlich für die Demokratie in Zeiten von Postfaktisch und Fake News1“, ließ sich der Fernsehjournalist und Moderator im Festprogramm zitieren. Bad News in Good News umzuwidmen, wie es im Reaktionsalltag so häufig geschehe, sei ein Irrweg, rief er in den Saal. Stattdessen: „Journalisten müssen über den Tellerrand hinausblicken, den Politikern die Leviten lesen, Zivilcourage zeigen.“ Als Beispiel für seine Kritik nannte er die Dieseldebatte und „die Verteufelung des effizientesten aller Motoren mit schwachsinnigen Grenzwerten“.

Pütz‘ Credo #1: Bürger beteiligen an der Wissenschaft!

Insbesondere Journalisten seien der Wahrheit verpflichtet, verlangte der Eduard-Rhein-Preisträger. „Indem wir nur das schreiben, was wir auch begriffen haben“, präzisierte er und setzte seiner Forderung das i-Tüpfelchen auf: „Wir brauchen einen hippokratischen Eid für Wissenschaftsjournalisten!“

Seine Kultsendung Hobbythek, 350mal gesendet in 30 Jahren, nannte Pütz „ein trojanisches Steckenpferd“. Mit Alltagsbeispielen aus Wissenschaft und Technik, demonstriert mit unterhaltsamen Experimenten, wollte er Lust auf Wissenschaft machen und zum Selbermachen animieren. Dies mit der demokratischen Überzeugung, dass Wissenschaft Herrschaftswissen bleibe, „wenn der Mensch nicht beteiligt wird, damit er verstehen kann“. Dabei dürften viele erkennen, dass „sie schlauer sind, als sie bisher dachten“.


Jean Pütz mit dem Geschäftsführenden Stiftungsvorstand Hans Joachim
Grallert (l.), daneben die Jury: Norbert Lossau (Welt), der die Laudatio
hielt, Ulrich Bleyer (Urania), Reinhard Hüttl (Helmholtz-Zentrum). (c)
Goede

Pütz’ Credo #2: Naturwissenschaftliche Bildung – Grundlage der Demokratie!

„Ich stinke gegen das Postfaktische bereits seit 15 Jahren an“, erklärte Pütz, in Anspielung auf US-Präsident Trump. Und mit Bezug auf unsere moderne technologiegetriebene Zivilisation: „Wenn wir dem Turmbau zu Babel nicht mit Vernunft beikommen, stürzt er zusammen.“ Naturwissenschaftliche Bildung und Logik seien die Grundlage der Demokratie. Sonst müsse man alles glauben, was einem vorgesetzt werde, und werde anfällig für Demagogie.

Die Laudatio auf Jean Pütz hielt Norbert Lossau, Ressortleiter Wissenschaft bei der Welt-Gruppe. Er umriss des Preisträgers journalistisches Lebenswerk mit insgesamt 3000 TV-Sendungen über Wissenschaft und Technik, dazu 80 populärwissenschaftliche Bücher mit einer Auflage von mehr als sechs Millionen. Lossau verwies auch auf Pütz‘ Verdienste um die Wissenschaftspressekonferenz WPK als Mitgründer und dreizehn Jahre lang als Vorsitzender. Derzeit toure er mit der Pütz-Munter-Show durchs Land und begeistere Groß und Klein mit seinen Experimenten. Bei Facebook sei er ein Medienereignis mit 35.000 Followern2.


Rajiv Laroia, Eduard-Rhein Technologie-Preisträger 2018 für die 4. Mobilfunkgeneration. (c) Goede

Rhein: Erfinder und ein großer Blattmacher

Jean Pütz ist gelernter Ingenieur mit wissenschaftlich-technischem Durchblick, leidenschaftlicher Journalist und unermüdlicher Aufklärer, mit scharf-analytischem Blick auf die Probleme im Grenzgebiet von Wissenschaft und Gesellschaft. Mit seinen mittlerweile 82 Jahren, mit denen er gerne ein wenig kokettiert, versprüht er die Energie einer ganzen Redaktionsmannschaft. Seit langem ist er auch ein treues Mitglied der TELI, der weltältesten Organisation von Technik- und Wissenschaftsjournalisten, die ihm auf diesem Wege ganz herzlich zum mit 10.000 Euro dotierten Eduard-Rhein-Kulturpreis gratuliert.

Mitglied der 1929 in Berlin gegründeten TELI war auch Eduard Rhein, der 1936 aufgenommen worden war3. Erfinder und Journalist, Künstler und Schriftsteller, ein begnadetes Multi-Talent. Als Begründer der Hörzu mit Auflagenspitzen von 4,5 Millionen gehört er zusammen mit Henri Nannen, Rudolf Augstein und Axel Springer zu den großen Blattmachern der Bundesrepublik.

Stiftungspreisträger: Zuse, Maddox, Fest, Berners-Lee

Mit technischer Raffinesse verdoppelte er die Abspieldauer der Langspielplatte und machte damit ein Vermögen, mit dem er die Eduard-Rhein-Stiftung ins Leben rief4. Mit einem Kapital von zehn Millionen Euro gilt sie als größte europäische Stiftung für Informationstechnologie.

Seit 1979 vergibt sie Preise an bedeutende IT-Pioniere, darunter Konrad Zuse (1995), den WWW Schöpfer Tim Berners-Lee (1998), MP3-Erfinder Karl-Heinz Brandenburg (2015, der auch dem 2018-Festakt beiwohnte). Zu den Kulturpeisträgern gehören außer Pütz der Tagesthemen-Moderator Joachim Friedrichs (1987 Sonderpreis), TV-Quizmaster Hans-Joachim Kuhlenkampff (1989), Nature-Chefredakteur Sir John Maddox (1997), der Publizist Joachim Fest (1999), Sendung-mit-der-Maus-Erfinder Armin Maiwald (2002), Wikipedia-Begründer Jimmy D. Wales (2010). Der Preisstifter starb 1993 im Alter von 93 Jahren, bis zuletzt prominent im öffentlichen Leben stehend.


Eduard-Rhein-Jugendpreisträger 2018: Lukas Ruf und Mai Saito (sichere
Kommunikation); Jonas Wanke und Yorick Zeschke (akustische Navigation),
umrahmt von Heckl, Grallert, Sven Baszio, Geschäftsführender Vorstand
Jugend forscht (r.). (c) Goede

Perspektive: Junge Wilde am Start

Den Technologiepreis 2018 erhielt der Inder Rajiv Laroia für seine Verdienste um die Fortentwicklung des Mobilfunks in der vierten Generation. Mit dem Stiftungs-Jugendpreis wurden im Rahmen von Jugend forscht Lukas Ruf und Mai Saito ausgezeichnet für die „Don’t Spy – Sichere Kommunikation im Team“ Software; außerdem Jonas Wanke und Yorick Zeschke für ein akustisches Navigationssystem. Letzterer, 15 Jahre jung und sehbehindert, überzeugte mit beeindruckender technischer Detailkenntnis und starker öffentlicher Präsenz.

 

12.12.2018: Umwelt- und gesundheitswirksame Grenzwerte sind oft diskussionswürdig ein Briefwechsel mit einem an der Praxis orientierten Mediziner

Guten Morgen Herr Jean Pütz,
Ganz lieben Dank für Ihre Antwort!!! Manchmal denke ich schon, ich bin ganz allein mit meiner Ansicht – da tut es gut, aus Ihrem Munde Bestätigung zu finden!
Zu Ihrer Bemerkung zu der Dieseldebatte:
Auf Grund Ihrer Bekanntheit und Anerkennung in der Gesellschaft möchte ich Ihnen sowas wie „nationale Bedeutung“ ans Revers heften:
Hier passiert etwas ungeheuerliches, man möchte schon fast an Verschwörung denken.
Wenn ich im Zimmer die Adventskranzkerzen anzünde, habe ich eine höhere Feinstaubbelastung als auf der Strasse.
Ich vermisse im Fachjournalismus eine sachliche Prüfung der erstellten Grenzwerte. 70% der Richtlinien in Deutschland werden von der EU vorgegeben zum Umsetzen. In Brüssel werden diese allein von den Fachministern  – ohne Prüfung durch andere Gremien / Ministerien – in Richtlinien umgesetzt. Hierzu hatte ich kürzlich einen sehr beeindruckenden Vortrag von Prof. Dr. Ferdinand Kirchhof, Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts a.D. gehört und mich mit ihm ausgetauscht.
Wie wurde zu Strauss-  / Wehner – Zeiten alles durch kritischen Journalismus hinterfragt. Heute: Null
So wie Sie in Ihrer Rede „die Verteufelung des effizientesten aller Motoren mit schwachsinnigen Grenzwerten“ ansprechen  —  sind Sie auch allein???
Mit nachdenklichen aber lieben Grüßen
Ihr Christoph Wiemer
Dr. med. Christoph Wiemer
Facharzt für Chirurgie, Visceralchirurgie

Lieber Dr. Wiemer,
überschätzen sie nicht meinen Einfluss, aber was Sie sagen hat extreme Relevanz. Schon lange mache ich mir Gedanken darüber, wer die Fachleute sind, die solche Werte festlegen. Das sind nicht nur die Politiker, aber die werden von Fachleuten, Gutachtern und Sachverständigen beraten, manchmal bleibt ihnen nichts weiter übrig, als deren Ratschläge zu übernehmen. Deshalb fordere ich, dass diese Personen endlich auch aus der Versenkung hervorgehoben und im Internet benannt werden. Bei den Lobbyisten haben Transparenzy und kritische Bürger es erreicht, dass Lobbiysten, die im Bundestag aus- und eingehen, im Internet ausgewiesen werden müssen. Das Gleiche fordere ich für entsprechende Berater von Ministerien sowohl in Brüssel, in Berlin als auch in den Ländern. Doch auch solche, die die Parteien und öffentlichwirksame NGOs beraten.
Herzlichen Dank, ich fühle mich bestärkt. Besuchen Sie mich doch einmal in meinem Landhaus in Heiligenhaus, Sie sind herzlich eingeladen. Vernunfbegabte aller Länder vereinigt Euch
Ihr Jean Pütz

 

24.11.2018: Ein Zeitdokument: Kunstmarkt in der Krise

Mein Freund Olaf Clasen, der ein fantastisches Buch über eine fiktive Frau
geschrieben hat ‚Sulva: Erste autorisierte Biografie einer Steinzeitfrau‘ geschrieben hat, die, weil sie nicht sterben konnte, heute noch lebt. Die spannenden Stationen ihres Lebens wurden auf unnachahmliche Weise dargestellt. Die Wanderung durch die verschiedenen Klimazonen, durch verschiedene Kulturen und Zeitepochen sind insbesondere heute für jeden, der an der Entwicklung der Menschheit interessiert ist, vor allen Dingen für Schüler, die langweiligen Geschichtsunterricht satt haben, auf ideale Weise vorgestellt. Für mich ist es ein pädagogisches Meisterwerk, deshalb empfehle ich es hier.

Olaf Clasen verdanke ich auch das folgende Klagelied eines klugen Autors zum
heutigen Kunstbetrieb. Den möchte ich Ihnen nicht vorenthalten.

Ihr
Jean Pütz

18.11.2018: Laudatio auf Jean Pütz von Dr. Norbert Lossau

Verleihung des Kulturpreises der Eduard-Rhein-Stiftung am 17. November 2018 im Deutschen Museum München
Eduard Rhein hat seinerzeit sein anlehnliches Vermögen in diese Stiftung eingebracht, das war der, der als Ingenieur die Voraussetzung für die analoge Langspielplatte geschaffen hat. Anschließend war er Journalist und Schriftsteller, und zwar nicht nur Vater der HÖR ZU, sondern er schrieb beachtete Kommentare aber auch Bücher wie z. B. ‚Du und die Elektrizität‘. Ich habe ihn auch einmal interviewen dürfen, er war immer ein Vorbild für mich. Dass die Stiftung jetzt mein Lebenswerk mit dem Kulturpreis bedacht hat, ehrt mich natürlich sehr.
Jean Pütz

Dipl.-Ing. Jean Pütz hat als Wissenschaftsjournalist mehr als 3000 TV-Sendungen produziert und damit zur Popularisierung von Wissenschaft und Technik in außergewöhnlichem Maße beigetragen. Bekannt wurde er einem Millionenpublikum insbesondere durch seine Fernsehsendung „Hobbythek“, aber auch durch die „Wissenschaftsshow“ und weitere Fernsehformate. Die „Hobbythek“, in der Pütz in einzigartiger Weise zwischen der Wissenschaft und dem Alltag der Menschen Bezüge herstellte, hat der Westdeutsche Rundfunk (WDR) 30 Jahre lang ausgestrahlt – von 1974 bis 2004. Die Sendungen animierten zum Selbermachen. Insofern kann man Pütz auch als Exponenten der Do-it-yourself-Bewegung bezeichnen. Die Zuschauer konnten kostenlos gedruckte „Hobbytipps“ anfordern und dann zum Beispiel selber Kosmetik oder Jogurt herstellen. „Ich wollten den Menschen zeigen, dass sie schlauer sind und mehr machen können als sie denken“, sagt Pütz, der überdies rund 80 populärwissenschaftliche Bücher herausgegeben hat. Zusammen erreichten sie eine Auflage von mehr als sechs Millionen, und vermutlich deutlich mehr Leser.

Der gelernte Elektroingenieur Pütz hatte bei seiner Arbeit stärker als andere Wissenschaftsjournalisten die technologischen Aspekte wissenschaftlicher Entwicklungen im Blick. Sein überaus verständliches und praxisnahes Buch „Einführung in die Elektronik“ war für manchen jungen Menschen der entscheidende Kick, sich mit den Möglichkeiten der modernen Elektronik und Digitaltechnik auseinanderzusetzen. Pütz, der in seinen ersten Berufsjahren Dozent an einer Kölner Fachhochschule für Elektrotechnik war, zeichnete sich als Journalist durch ein gutes Gespür für Themen und deren kreative Umsetzung aus – aber auch durch seine didaktischen Fähigkeiten. Als langjähriger Leiter der Redaktion Naturwissenschaft beim WDR spielte Pütz zudem eine wichtige Rolle beim Entdecken und Fördern von journalistischen Nachwuchstalenten. Hier sei beispielhaft einer genannt: Der Physiker Ranga Yogeshwar begann in den 1980er Jahren seine Karriere beim WDR und wurde schnell zu einer eigenen große Marke im deutschen Wissenschaftsjournalismus. Von Anfang an ging es dem „Überzeugungstäter“ Jean Pütz nicht nur um die Vermittlung von nützlichem Wissen, sondern er sah in der naturwissenschaftlichen Bildung der Bevölkerung eine zentrale Voraussetzung für die Demokratie. Für ihn war und ist es eine soziale und politische Verpflichtung, den Menschen Wissenschaft näher zu bringen. Denn wer Zusammenhänge nicht selber verstehen und nachvollziehen kann, der müsse alles glauben und werde anfällig für Demagogen. Oft waren es gesellschaftlich relevante Themen, mit denen sich Pütz in seinen Sendungen auseinandersetzte.

Große Verdienste hat sich Jean Pütz insbesondere mit seinem Engagement bei der Wissenschaftspressekonferenz (WPK) erworben, die heute der Berufsverband der deutschen Wissenschaftsjournalisten ist. Pütz war einer der Gründungsväter dieses Vereins. Als die WPK 1986 in Bonn entstand, existierte der Wissenschaftsjournalismus erst in wenigen Nischen. Die tägliche Wissenschaftsseite in Zeitungen war noch nicht erfunden und im Fernsehen gab es kaum Wissensformate zur Primetime. Das alles änderte sich im Laufe der 1990er Jahre, die aus heutiger Sicht als die Boomphase des deutschen Wissenschaftsjournalismus bezeichnet werden können. An dieser Entwicklung hatte die WPK einen wichtigen Anteil – und Jean Pütz, der 13 Jahre lang Vorsitzender der WPK war und sich in dieser Funktion leidenschaftlich für die Zukunft des Wissenschaftsjournalismus engagiert hat. Bis heute ist er Mitglied im WPK-Beirat, der dem geschäftsführenden Vorstand beratend zur Seite steht. Noch immer ist der 1936 in Köln geborene Pütz selber in der Wissensvermittlung aktiv. Mit seiner „Pütz-Munter-Show“ tourt er durch das Land und begeistert Groß und Klein mit eindrucksvollen Experimenten, die auch zum Nachdenken anregen. Er nutzt zudem die modernen digitalen Möglichkeiten, um den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu fördern. Pütz informiert via Facebook und Blogs über aktuelle Themen und Entwicklungen und kommentiert diese kritisch. Im Jahr 2017 erschien seine Biografie „Ich hab’ da mal was vorbereitet…“. Dieser Satz wurde zum Markenzeichen des Hobbythek-Moderators, der stets mit seinem markanten Schnauzbart auf dem Bildschirm erschien.

Die Motivation für seine journalistische Arbeit wird in diesem Pütz-Zitat greifbar: „Mir war von Anfang an klar, dass Demokratie nur existieren kann, wenn die Menschen begreifen, warum es Wissenschaft geben muss und warum die Technik uns das Leben erleichtert hat.“ Gerade im Zeitalter von Fake News wird überdeutlich, wie wichtig diese Art der Aufklärung für die Gesellschaft ist.
Dr. Norbert Lossau

14.11.2018: Martin Schulz bei Markus Lanz – Talkshow geht auch klug !

Lieber Markus Lanz,

ich hoffe, dass Ihre Redaktion meine Mail an Sie ausrichtet, denn mein Kompliment gilt Ihnen ganz persönlich.

Wir kennen uns, weil ich mindestens schon zweimal in Ihrer Sendung war. Eigentlich bin ich kein großer Freund dieser Talk-Sendungen, denn es erscheinen immer dieselben Figuren und man weiß vorher, wie die Diskussion ausfällt.

Gestern haben Sie mich eines besseren belehrt, denn es ist Ihnen gelungen, den waidwunden Martin Schulz in Ihre Sendung einzuladen. Ohne Schmuh, dieses Gespräch war eine der Sternstunden der deutschen Talk-Szene. Dafür bekommen Sie von mir nicht nur den virtuellen Grimme-Preis, sondern Sie haben sich an die Spitze aller Talkmaster katapultiert. Als ich noch beim WDR in redaktioneller Verantwortung war, hat Dr. Hans-Jürgen Rosenbauer, mein damaliger Hauptabteilungsleiter, die Talkrunde „Je später der Abend“ übernommen. Bisher erschien mir diese als Vorbild aller nachfolgenden Formate. Ab sofort stehen Sie an erster Stelle. Die redaktionelle Vorbereitung war enorm, was man an den vielen Einspielungen erkennen konnte, die letztlich auch Martin Schulz zu Erinnerungen führten, die er zunächst vergessen zu haben glaubte. Aber besonders imponiert hat mir Ihre knallharte Feinfühligkeit, die es Martin Schulz ermöglichte, sich endlich einmal so darzustellen, wie er wirklich ist, nämlich ein fantastischer Zeitgenosse, dem das Schicksal übel mitgespielt hat. Obwohl ich nicht unbedingt ein Freund der SPD bin, sie aber als Volkspartei unentbehrlich finde, haben Sie durch viele Nachfragen ihm ermöglicht, Hintergründe der Bredouille, in der sich die SPD befindet, objektiv darzustellen, wobei Sie die notwendige journalistische Distanz in vorbildlicher Weise gewahrt haben.

Auch das Gespräch mit Magdalena Neuner hat mir extrem imponiert. Mit Ihrer Mithilfe konnte sie endlich auch einmal zeigen, dass auch hochgefeierte Spitzensportler Menschen sind – einfach toll, wie Sie das gemanaget haben.
Dass mein Urteilsvermögen durchaus repräsentativ ist sehen Sie darin, dass mir am Samstag der Kulturpreis der Eduard-Rhein-Stiftung für mein Lebenswerk im Deutschen Museum in München überreicht wird. Auch Eduard Rhein galt mir als großes Vorbild. Er hat seinerzeit nicht nur als Ingenieur und Techniker die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass auf der analogen Langspielplatte ganze Symphonien und Musikalben wiedergegeben werden konnten (mit der sogenannten Rheinschrift),  er wurde auch großartiger Journalist. Er schuf nicht nur die HÖR ZU, sondern war  hochgeachteter Kommentator, der politischen Szene. Obwohl HÖR ZU später von Springer übernommen wurde, hat er dieser Mediengruppe später die Leviten gelesen. Er war einer der ersten unabhängigen Journalisten. Eine Entwicklung, die das Schicksal auch mir einmal geboten hat, weshalb ich mich als Glückspilz bezeichne.

Viele Grüße
Ihr Jean Pütz

PS: Kompliment auch an den Redakteur, der die besagten Einspielfilme ausgesucht und bearbeitet hat