Archiv der Kategorie: Erde, Klima, Umweltschutz

Weltrekord als Maßnahme gegen Flutkatastrophen

Karachi/Wien (pte/17.07.2009/12:35) – Über eine halbe Million roter Mangroven pflanzten 300 Freiwillige am Indus-Delta Pakistans an einem einzigen Tag. Diese Aktion, die einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde bewirkte, soll dem ökologischen Gleichgewicht der Region nutzen. Organisiert wurde das Ereignis vom WWF, der pakistanischen Regierung und Wirtschaftspartnern. Die 541.176 Setzlinge wurden im Abstand von zwei Metern eingegraben und bedecken nun eine Fläche von 325 Hektar. Der bisherige Rekord aus Indien, dem ewigen Kontrahenten Pakistans, wurde damit um 100.000 Pflanzungen überboten.

Die Akteure der Pflanzungen waren Bewohner von Fischerdörfern in der Provinz Sindh, 150 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Karachi. "Manche der Teilnehmer wollten Pakistan zum Sieg verhelfen, andere kennen die hohe Bedeutung der Mangrovenbäume", erklärt Richard Garstang vom WWF Pakistan http://wwfpak.org gegenüber pressetext. Die rote Mangrove sei in der Flutregion des Indus ein wichtiger Laichplatz und Nährstofflieferant für Fische und werde in den Haushalten als Heizmittel sowie als Grundstoff für Dächer und Fischerboote verwendet.

Wichtige Funktion habe die Pflanze jedoch auch als Schutz vor Katastrophen wie etwa Tsunamis oder Stürme. "Es fiel bei den Flutwellen der letzten Jahre auf, dass die Regionen, an deren Küste Mangroven wachsen, weniger zerstört waren. Die Pflanzen halten die Flut somit wie Wellenbrecher auf, was für das Hinterland wichtig ist", so Garstang. Das ökologische Bewusstsein Pakistans sei in den letzten Jahren deutlich gestiegen, dank der Arbeit von Umweltschutzorganisationen und Medien. Die Aktion sei somit von hohem öffentlichen Interesse des Landes begleitet worden.

Als wichtig für die Bewusstseinsbildung wertet Franko Petri vom WWF Österreich http://wwf.at die Aktion. "Ein Fünftel der globalen Erwärmung geht auf die Abholzung der Wälder zurück, wovon vor allem die Regenwälder Brasiliens, Kongos und Indonesiens wie auch die Taiga-Wälder betroffen sind", betont der Umweltexperte gegenüber pressetext. Es sei nicht zielführend, in den waldreichen Gegenden Europas ähnliche Baumpflanzaktionen durchzuführen. "Der Schwerpunkt der Bemühungen muss auf Maßnahmen liegen, die den Baumbestand der bedrohten Wälder sichern."

Klimawandel ist noch kein Globalthema

Klimawandel ist noch kein Globalthema
Schwellenländer: Eigene Klimaschäden wichtiger als Konferenzen
 
Zeitungsleser: Klimawandel-Medienagenda noch nicht global (Foto: FlickrCC/Lim)

Hamburg (pte023/06.06.2011/13:55) – Obwohl das Interesse der Medien für den Klimawandel in den vergangenen 15 Jahren immens stieg, bieten die Medien noch keine globale Ebene, auf der man sich über das Thema verständigen kann. Das berichten Forscher vom KlimaCampus der Universität Hamburg http://klimacampus.de in der Zeitschrift "Studies in Communication/Media".

Basis für Ideenaustausch

"Viele wünschen sich eine transnationale Öffentlichkeit für den Klimawandel, die Ideenaustausch ermöglicht und hilft, internationale Klimapolitik zu legitimieren. Derartige globale Tendenzen gibt es zwar, jedoch nur in der westlichen Welt", so Studienautor Andreas Schmidt im pressetext-Interview.

Die Forscher durchforsteten 80.000 Zeitungsartikeln aus 23 Ländern, wobei sowohl "Verursacher" des Klimawandels wie etwa die USA, Australien oder Frankreich wie auch vorwiegend "Betroffene" wie Namibia, Indonesien oder Mexiko vertreten waren. Für jedes Land wählten die Wissenschaftler ein nationales und qualitativ hochwertiges Leitmedium der überregionalen Tagespresse. Dieses wurde darauf überprüft, wie groß der Anteil von Beiträgen zum Thema Klimawandels an den gesamten Artikeln war.

Klimaopfer berichten anders

Von 1995 bis 2010 stieg die relative Zahl der Erwähnungen weltweit um das Vier- bis Achtfache, wobei sich das mediale Interesse seit 2005 auf hohem Niveau eingependelt hat. In Europa und Nordamerika gibt dabei die internationale Klimapolitik den Takt vor. "Die Spitzen sind eindeutig bei den Klimakonferenzen 2007 und 2009 sowie bei den Berichten des Weltklimarates IPCC", so Schmidt. Auch die Veröffentlichung von Al Gores Film "An Inconvenient Truth" dürfte ihren Teil beigetragen haben.

Anders ist jedoch die Situation in den nicht-westlichen Ländern. Obwohl auch hier das Interesse deutlich stieg, gibt es kaum länderübergreifende Übereinstimmungen. Etwa in Asien zeigt sich eine sehr unterschiedliche Berichterstattung selbst bei Nachbarstaaten mit ökonomisch ähnlicher Entwicklung. "Die Medien gehen hier individueller vor und interessieren sich weniger für scheinbar globale Anlässe. Vermutlich liegt der Fokus hier eher bei nationalen und regionalen Auswirkungen des Klimawandels, der ja besonders Schwellenländer stark betrifft", so der Hamburger Forscher.

Deutschen Medien ist Wetter egal

Eine detailliertere Auswertung mit Zeitreihen-Analysen erstellten die Forscher für Deutschland. "Auch hierzulande bestimmen Großereignisse wie etwa Weltklima-Konferenzen und auch IPCC-Berichte die Agenda der Klimawandel-Berichterstattung. Zudem liefern auch große wissenschaftliche Studien, die in den Fachzeitschriften ‚Science‘ oder ‚Nature‘ veröffentlicht werden, messbares mediales Echo", erklärt Schmidt.

Für viele andere mögliche Faktoren trifft das allerdings nicht zu. "Kaum Auswirkungen haben hingegen Wetter-Extremereignisse, Diskussionen im Bundestag oder Pressemitteilungen von NGOs oder Unternehmen. Ebenso wenig konnten wir einen Einfluss von Veröffentlichungen deutscher Wissenschaftler zum Thema nachweisen", berichtet der Forscher.

Detailergebnisse der Studie unter: http://www.klimacampus.de/macc.html

Klimawandel bedroht Boom-Städte

Klimawandel bedroht Boom-Städte am meisten
Aus eigener Kraft teils keine rechtzeitigen Gegenmaßnahmen möglich
 

Boulders (pte003/11.04.2011/06:10) – Schnell wachsende Megastädte in Entwicklungs- und Schwellenländern bekommen die Folgen des Klimawandels überdurchschnittlich stark zu spüren. Nur wenige von ihnen tun jedoch etwas dagegen, berichten Forscher vom National Center for Atmospheric Research (NCAR) http://ncar.ucar.edu in der Zeitschrift "Current Opinion in Environmental Sustainability and European Planning Studies". "Der Klimawandel wird die Boomstädte sehr empfindlich treffen", erklärt die Berichtsautorin Patricia Romero Lankao. Dringend ist das Problem, da es bereits 2020 weltweit über 500 Millionenstädte geben wird.

Am meisten betroffen

Die Bedrohungen durch den Klimawandel reichen von der Zunahme der Extremwetterereignisse wie Hitzewellen oder Stürme bis hin zum Anstieg des Meeresspiegels. Viele Städte sind diesen Entwicklungen besonders exponiert – entweder aufgrund ihrer Küstenlage, oder wegen der Luftverschmutzung und der dichten Verbauung mit Asphalt und Beton, die Hitzetage noch unerträglicher machen. Auch fehlende Sanitäranlagen und schwindendes Trinkwasser werden zum Problem, nicht zuletzt für die Gesundheit der Bewohner.

Städte sind zugleich Stellschrauben für den Klimawandel – durch ihren enormen Einfluss auf Emissionen, durch ihre Transportsysteme und die Möglichkeiten zu höherer Energieeffizienz. Besonders Städte in Entwicklungsländern bereiten sich, wenn überhaupt, jedoch nur ungenügend auf diese Gefahren vor. "Das Tagesgeschäft der Politiker ist von anderen Sorgen geplagt. Sie sollen das wirtschaftliche Wachstum sicherstellen, was jedoch zu Kosten anderer Bedürfnisse wie die Gesundheit oder Sicherheitsstandards geht", so Romero Lankao. Viele Städte könnten zudem ihre eigenen Klimaziele nicht erreichen.

Klimamodelle für jede Stadt nötig

Als Problem bezeichnet Romero Lankao, dass Klimamodelle kaum auf einzelne Städte heruntergebrochen werden, obwohl das Klima deutliche lokale Folgen hat. Bangladeshs Hauptstadt Dhaka etwa kämpft mit sinkendem Untergrund bei gleichzeitig steigendem Meeresspiegel – für die bald 25 Mio. Einwohner eine ständige Bedrohung darstellt. Der WWF hat unlängst von der industrialisierten Welt finanzielle und technische Hilfe sowie know-how für die Klimaanpassung der Ballungszentren gefordert. Aus eigener Kraft könnten sie die Probleme nicht meistern, so die Umweltschutzorganisation.

Nachhaltige Wasserversorgung für Brasilia

Wissenschaftler des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung – UFZ haben ein deutsch-brasilianisches Projekt gestartet, um Systemlösungen für Wasserprobleme in Lateinamerika, Osteuropa, Zentralasien, Südostasien und den Mittleren Osten zu entwickeln.

GOODWATER ITN: Fachkräfte für umweltverträgliches Grundwassermanagement
In dem EU-Programm ‚Goodwater Initial Training Network‘ (ITN) werden Fachkräfte auf dem Gebiet der Grundwasserforschung und -verwaltung ausgebildet. Das Helmholtz Zentrum München ist federführend an diesem Projekt beteiligt.

Projekt: Wasser 2050 – Chancen für die deutsche Wasserwirtschaft
Ein Konsortium aus Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung, Institut für sozial-ökologische Forschung und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung untersucht, wie Wassertechnologie hilft und welchen Beitrag die deutsche Wirtschaft leisten kann.

Wasser in Zentralasien – Von Klimawandel bis Wassermanagement
Das Forschungsnetzwerk "Water in Central Asia" (CAWa) soll ein grenzüberschreitendes Wasserressourcenmanagement in fünf zentralasiatischen Staaten erarbeiten und zentralasiatische Fachkräfte weiterbilden. Am CAWA-Konsortium sind die Helmholtz-Zentren AWI und DLR beteiligt, die Federführung hat das Helmholtz-Zentrum Potsdam -Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ.

Knappes Wasser effizient nutzen: Projekt SMART
Experten des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung entwickeln ein nachhaltiges Wassermanagement für das Grenzgebiet zwischen Jordanien, Israel und den palästinensischen Autonomiegebieten, um die Trinkwasserversorgung zu sichern.

Kaolin ist Gestein des Jahres 2013

Weiß, wertvoll und weltbekannt: Kaolin ist Gestein des Jahres 2013

Kaolin, das für 2013 zum Gestein des Jahres erkorene Lockergestein, war und ist der wichtigste Rohstoff für die Herstellung des weißen Hartporzellans. Mit dessen Herstellung erst vor dreihundert Jahren in Europa konnte das tausendjährige chinesische Porzellan-Monopol gebrochen werden.
Benannt ist der Kaolin nach einer historischen Lagerstätte in China. Im Deutschen findet sich häufig die Bezeichnung „Porzellanerde“.
Seitdem ist Kaolin nach wie vor ein unverzichtbarer Rohstoff der keramischen Industrie, hat aber inzwischen vielfältige anderweitige Verwendungen gefunden. So werden gegenwärtig mehr als 70 % als Beschichtung und Füllstoff in der Papierindustrie und 13 % in der Gummiindustrie verwendet. Auch als Zuschlagsstoff und Pigment für Lacke und Farben, Düngemittel sowie Lebensmittel wird Kaolin eingesetzt. Die weltweite Jahresförderung liegt bei etwa 45 Mio. Tonnen, wobei Deutschland mit ca. 4,5 Mio. Tonnen einen vorderen Platz einnimmt.

Kaolin entsteht bei der Verwitterung oder hydrothermalen Umwandlung von granitähnlichen oder anderen feldspatreichen Gesteinen und besteht hauptsächlich aus dem Mineral Kaolinit sowie aus Quarz und Resten der Minerale des jeweiligen Ausgangsgesteins. Die meisten der deutschen Kaolinlagerstätten sind im feucht-warmen Klima des Tertiärs entstanden.

Das Gestein des Jahres wird jeweils von einem Expertengremium unter Leitung des Berufsverbands Deutscher Geowissenschaftler (BDG) und der Deutschen Gesellschaft für Geowissenschaften (DGG) ausgewählt, mit dem Ziel, Gesteine, die aufgrund Ihrer geologischen Entstehung und wirtschaftlichen Bedeutung bemerkenswert sind, in das öffentliche Bewusstsein zu rücken. Bisher fiel die Wahl u. a. auf den Basalt, den Granit und den Sandstein.
Weitere Informationen unter www.gestein-des-jahres.de

Am Freitag, den 19. April 2013, findet eine Informationsveranstaltung im Kaolinwerk Kemmlitz statt, bei dem genauer auf Entstehung und Verwendung des Kaolinits eingegangen wird. Es besteht auch die Möglichkeit zur Befahrung des Tagebaus.

 

Lasertechnik macht Solarzellen billiger

Forschungskooperation zur Erhöhung der Wirkungsgrade

Hannover (pte/27.08.2007/06:05) – Um Solarzellen, die weltweit immer beliebter werden, noch wirkungsvoller und günstiger zu machen, haben sich das Laser Zentrum Hannover http://www.lzh.de und das Institut für Solarenergieforschung in Hameln/Emmerthal (ISFH) http://www.isfh.de zu einem Forschungsprojekt zusammen geschlossen. Die beiden Institute wollen damit die Sonnenenergie auch für den Großeinsatz noch effektiver machen.

Die Photovoltaikindustrie hat in den letzten Jahren hohe Zuwachsraten zu verzeichnen. Um jedoch auch weiterhin erfolgreich zu sein, bedarf es laufender Verbesserung. Die wesentlichen Faktoren für ein weiteres Wachstum in dieser Branche sind Genauigkeit, schnellere Fertigungszeiten und höhere Wirkungsgrade. Mithilfe der Lasertechnologie soll eine konkurrenzfähige Massenfertigung von Solarzellen demonstriert werden. Ziel dieses Projekts ist es, einen Herstellungsprozess mit wenig Ausschuss und insbesondere eine Reduzierung der Fertigungskosten zu realisieren. Auch neue Solarzellkonzepte mit hohen Wirkungsgraden sollen so zur Industriereife gebracht werden.

Derzeit ist der Trend dahingehend, immer dünner und größer werdende Siliziumscheiben herzustellen. Mit dem dafür eingesetzten üblichen Siebdruckverfahren nehmen allerdings auch die Bruch- bzw. Ausschussraten zu. Einen Vorteil bietet daher dir Bearbeitung mit der Lasertechnik: Sie ist berührungsfrei und ermöglicht die Bearbeitung dünnerer und größerer Scheiben mit weniger Ausschuss. Ein weiterer Vorteil der Lasertechnologie ist die Erreichung eines hohen Automatisierungsgrads. Experten gehen davon aus, dass herkömmliche Solarzellen an ihre Wirkungsgradgrenzen – zwischen 15 und 17 Prozent – stoßen. Auch hier biete sich eine deutliche Verbesserung mithilfe der Lasertechnologie. Sie ermöglicht neue Zellkonzepte und Verfahren, die die Solarzelle effizienter machen.

Durch Lasertechnologie kann sowohl eine verbesserte Strukturierung als auch eine optimale Ausnutzung der Zelloberfläche erreicht werden, zeigen sich die Experten überzeugt. Mithilfe kleinster Laserbohrungen können beispielsweise die Kontakte auf die Rückseite verlegt. Damit kann die zur Verfügung stehende Oberfläche um etwa fünf bis sechs Prozent vergrößert werden. Der Wirkungsgrad der Solarzelle kann auch zusätzlich gesteigert werden, wenn die Oberfläche durch die Laserbehandlung eine pyramidenähnliche Struktur erhält. Diese erhöht nämlich die Absorption der Sonnenstrahlen.

"Ein höherer Wirkungsgrad und weniger Ausschuss könnte zu einer kleinen Revolution in der Herstellung von Solarzellen führen", meint LHZ-Geschäftsführer Andreas Ostendorf. "Daher werden auch Konzepte für Laserbearbeitungssysteme ausgearbeitet, damit eine rasche Umsetzung der Ergebnisse in die Praxis möglich ist." Bis Ende 2007 läuft das Projekt, das vom niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur und vom niedersächsischen Umweltministerium gefördert wird.

Polarstern kehrt mit wertvoller Fracht in Heimathafen zurück

Polarstern kehrt mit wertvoller Fracht in Heimathafen zurück

Forschungsschiff mit 57 Metern Bohrkernen und 750 Kilogramm Gesteinsproben am Donnerstag in Bremerhaven erwartet

Das Forschungsschiff Polarstern wird am Donnerstag, 20. April 2017 mit
dem Morgenhochwasser in seinem Heimathafen zurückerwartet. Damit gehen
gut fünf Monate Antarktis-Saison für den Eisbrecher zu Ende.
Geowissenschaftler warten gespannt in Bremerhaven auf ihre Proben, die
sie im Februar und März auf einer sechswöchigen Fahrt im antarktischen
Amundsenmeer gewonnen hatten. Sie sollen helfen, die
Vereisungsgeschichte der Westantarktis zu entschlüsseln und die
Prognosen für den zukünftigen Meeresspiegelanstieg zu verbessern. Nach
dem Entladen beginnen die Vorbereitungen, um am 22. und 23. April die
Luken beim „Open Ship“ für Gäste zu öffnen.

Vermutlich bis zu 70 Millionen Jahre alt sind die ältesten
Meeressedimente, die Expeditionsteilnehmer aus dem Meeresboden gezogen
haben. „Wir haben zum ersten Mal Sedimentgestein aus der Zeit vor der
ersten großen Vereisung der Antarktis in diesem Teil der Westantarktis
erbohrt“, berichtet Dr. Karsten Gohl stolz. Der Geophysiker vom
Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und
Meeresforschung (AWI) war der wissenschaftliche Fahrtleiter der
Expedition ins antarktische Amundsenmeer. Seine Aufgabe war es, den
Einsatz des Bohrgeräts, der Sedimentlote, der seismischen und
aeromagnetischen Messverfahren, der geothermischen Temperatursonde und
der bathymetrischen und sedimentechographischen Kartierungen so zu
koordinieren, dass alle Fahrtteilnehmer mit Proben und Daten versorgt
waren. Zusätzlich brachten die Bordhelikopter Wissenschaftler auf
nahegelegene Inseln und das antarktische Festland, damit sie dort
Gesteinsproben nehmen und geodätische Messpunkte verorten konnten.

Das besondere Highlight war der erstmalige Einsatz des
Meeresboden-Bohrgeräts MeBo70 des Marum der Universität Bremen. „Wir
konnten bei elf Bohrungen mit dem MeBo bis zu 36 Meter tief in den
Meeresboden bohren“, berichtet Karsten Gohl begeistert. Damit das Gerät
Bohrkerne von Sedimenten ziehen konnte, die aus vergangenen Zeiten bis
vor 70 Millionen Jahren abgelagert wurden, wird es von Bord der
Polarstern an einem Spezialkabel zum Meeresgrund herabgelassen. Über das
Kabel steuert das MeBo-Team die Probennahme, bei der das rotierende
Bohrgestänge, das immer wieder aus einem Magazin verlängert wird, nach
und nach tiefere Sedimentschichten abteuft. Die Verbindung mit dem
Schiff bedingt, dass die Polarstern sehr genau auf Position bleiben
muss. Nur etwa zehn Meter seitlich und 20 Meter nach vorn oder hinten
darf sie sich bewegen, damit das MeBo in bis zu 1000 Metern Wassertiefe
sicher arbeiten kann.

Die besondere Herausforderung dabei: Im Untersuchungsgebiet waren
während der Expedition sehr viele Eisberge unterschiedlichster Größe
unterwegs, und solchen Kolossen muss auch ein Eisbrecher wie die
Polarstern ausweichen. „Gemeinsam mit Kapitän Stefan Schwarze und seiner
Crew haben wir Wissenschaftler versucht, aus Satellitenbildern,
Wetterberichten, Strömungsmessungen und der direkten Beobachtung
vorherzusehen, wie die Eisberge driften“, berichtet Fahrtleiter Gohl.
Dass sie dabei erfolgreich waren, zeigen die 57 Meter Sedimentkerne, die
sie jetzt in Bremerhaven von Bord holen werden. Ob die Proben und Daten
ausreichen, die Fragen der Eisschildentwicklung im Amundsenmeer
beantworten zu können, wird sich erst nach eingehenden Analysen in den
Laboren der Heimatinstitute herausstellen. „Gute Anhaltspunkte dafür
haben wir bereits in einer ersten Sichtung der Proben und Daten hier an
Bord gewonnen. So wissen wir, dass wir zum ersten Mal in diesem Teil der
Westantarktis Sedimentgestein erbohrt haben, das etwa 70 bis 50
Millionen Jahre alt ist. Die Sedimente stammen aus einer sehr warmen
Epoche aus der Zeit vor der ersten großen Vereisung der Antarktis“, sagt
Karsten Gohl. Weitere Bohrkerne enthalten Sedimentmaterial aus den
jüngsten Ablagerungen von Schmelzwassereinträgen des
Pine-Island-Gletschers, abwechselnd mit Ablagerungen aus der
Wassersäule. Diese helfen, das Alter der Ablagerungsprozesse und
Abschmelzgeschichte des Gletschers genauer zu bestimmen. [mehr zu den
wissenschaftlichen Hintergründen: https://www.awi.de/nc/ueber-uns/service/presse/pressemeldung/expedition-zu-den-gletschern-der-antarktis.html]

Die wissenschaftlichen Fahrtteilnehmer der Amundsenmeer-Expedition sind
bereits vor ihren Proben in ihren Heimatinstituten angekommen: Die
Antarktis-Fahrt endete Mitte März in Punta Arenas, Chile. Von der
Südspitze Südamerikas aus hat das Forschungsschiff Polarstern vor einem
Monat die rund vierwöchige Rückreise quer über den Atlantik begonnen.
Auf diesem Transit laufen luftchemische und physikalische Untersuchungen
sowie Atmosphärenforschung. In Las Palmas ist dann eine Gruppe von
Studierenden und Betreuern zugestiegen, die ein Trainingsprogramm zu
hydroakustischen Messungen durchführen. In Le Havre kommen fünf
Mitglieder des Ausschusses für Bildung, Forschung und
Technologiefolgenabschätzungen des Deutschen Bundestages und zwei
Vertreter des Bundesforschungsministeriums an Bord, um im
Wissenschaftsjahr 2016*17 – Meere und Ozeane in Begleitung von
AWI-Direktorin Prof. Karin Lochte Einblick in die wissenschaftliche
Arbeit auf Polarstern zu gewinnen. Nebenbei laufen an Bord bereits die
Vorbereitungen für das „Open Ship“. Bei dieser Veranstaltung am
Wochenende nach Ostern steht das Schiff der Öffentlichkeit offen. Die
Gäste können sich zusätzlich bei einem vielfältigen Rahmenprogramm über
die Forschung des Alfred-Wegener-Instituts informieren. [www.awi.de/open-ship]

Fußbälle für WM 2006 aus Fairem Handel

„Sepp Blatter muss ein Zeichen für faire Produktionsbedingungen setzen“


28. Januar 2005 – Nach den Diskussionen um den Ticketverkauf für die
Fußball-WM 2006 ist jetzt auch eine Debatte darüber entbrannt, welche Bälle
die FIFA bei den WM-Spielen einsetzen wird. Der Verbraucherzentrale
Bundesverband (vzbv) und die Fairhandelsorganisation TransFair Deutschland
haben die FIFA aufgerufen, bei allen WM-Spielen ausschließlich Fußbälle aus
Fairem Handel einzusetzen. „Wenn man an die Arbeitsbedingungen denkt, unter
denen Profi-Fußbälle häufig hergestellt werden, kann einem die Lust am
Fußball vergehen,“ sagte vzbv-Vorstand Edda Müller.


In einem Brief an FIFA-Chef Sepp Blatter rufen der vzbv und TransFair die
FIFA dazu auf, Sponsoring-Partner adidas-Salomon zu verpflichten, bei der WM
2006 ausschließlich solche Bälle einzusetzen, die den TransFair-Standards
für faire Produktions- und Handelsbedingungen entsprechen.


Die Bälle bei der Fußball-WM 2006 werden von adidas-Salomon kommen, einem
der zehn offiziellen Sponsoring-Partner der FIFA. Zwar hat sich
adidas-Salomon in einem eigenen Kodex dazu verpflichtet, nur mit solchen
Zulieferern zusammenzuarbeiten, „die ihre Mitarbeiter in bezug auf Löhne,
Sozialleistungen und Arbeitsbedingungen fair und gesetzeskonform behandeln.“
Der Faire Handel setzt jedoch höhere Standards. „Langfristigkeit,
Vorfinanzierung, Stärkung der Angestellten und eine Sozialprämie sind die
Säulen einer nachhaltigen Entwicklung in den Nähzentren,“ so Dieter Overath,
Geschäftsführer von TransFair.


Der Hintergrund: 70 Prozent aller handgenähten Fußbälle des Weltmarktes
kommen aus Pakistan, wo sie häufig unter miserablen Arbeitsbedingungen
hergestellt werden. Allerdings gibt es seit einiger Zeit auch Initiativen,
um die Lebensbedingungen der von der Fußballproduktion abhängigen Menschen
zu verbessern. So sind auch in Deutschland Bälle erhältlich, die mit dem
TransFair-Siegel ausgezeichnet sind.


Green Goal 2006?


Mit ihrem Projekt Green Goal hat sich die FIFA erstmals offiziell dazu
bekannt, bei der Fußball-WM ökologische Aspekte in den Vordergrund zu
stellen. Mindestens ebenso wichtig ist die Frage, unter welchen sozialen
Bedingungen diejenigen Produkte hergestellt werden, die im Mittelpunkt des
weltweiten Medieninteresses stehen: Sportbekleidung, Fußballschuhe und
Bälle. „Mit der WM haben wir die einmalige Chance vor der Weltöffentlichkeit
ein klares Zeichen für Fairness zu setzen. Die FIFA könnte mit der Auswahl
der Spielbälle eine Vorbildfunktion übernehmen“, so Overath.


Fairplay beginnt vor dem Anpfiff


Die Fußballproduktion ist eine aufwändige und anstrengende Handarbeit. Die
Näherinnen und Näher der pakistanischen Hersteller benötigen rund zwei
Stunden, um das Kunststück aus 32 Waben mit über 700 Stichen anzufertigen.
Einen festen Lohn erhalten die Beschäftigten dort selten, sie werden pro
abgeliefertem Ball bezahlt. Hierbei richtet sich der Stückpreis nach der
Ballqualität. Die Arbeiter müssen mit dem Entgelt ihre Familien ernähren,
die aus durchschnittlich sechs bis sieben Personen bestehen. Der normale
tägliche Arbeitslohn deckt meist nicht die Lebenshaltungskosten von vier bis
fünf Euro. Um dieser Situation entgegenzuwirken, gibt es inzwischen
Fußbälle, die das TransFair-Siegel tragen.


Die Fairtrade-Spielregeln:


Nur wer sich vertraglich verpflichtet, die Kriterien des Fairen Handels
einzuhalten und dies auch von TransFair beziehungsweise der internationalen
Dachorganisation FLO kontrollieren lässt, darf seine Produkte mit dem
Fairtrade-Siegel auszeichnen.
Bei den Partnern des Fairen Handels sind Zwangs- und illegale Kinderarbeit
verboten. In den Fabriken sind eigenständige, unabhängige Vertretungen der
Arbeiter/Innen zugelassen. Alle Beschäftigten sind berechtigt, sich einer
unabhängigen Gewerkschaft anzuschließen und kollektiv über Löhne und
Arbeitsbedingungen zu verhandeln. Ein Komitee aus Arbeitervertretern,
Gewerkschaftern und Firmenbesitzern, das Joint-Body, bestimmt gemeinsam über
die Verwendung des Fairtrade-Sozialfonds.
Die Importeure sind verpflichtet, langfristige Lieferverträge abzuschließen
und auf Wunsch eine Vorfinanzierung zu gewähren. Die Kaufverträge werden je
nach Ballqualität zu den jeweils nach Fairhandelskriterien vereinbarten
Einkaufspreisen abgeschlossen. Zusätzlich wird eine Fairtrade-Prämie von 15
Prozent des Importpreises für Sozialprojekte vor Ort bezahlt.
Die Joint-Bodies bestimmen selber, wie sie die Fairtrade-Prämien nutzen, zum
Beispiel für Gesundheitsvorsorge, Kinderbetreuung oder Kleinkredite.

Amazonas Regenwald fällt Soja-Anbau zum Opfer

Brasilia/London (pte/19.05.2005/11:03) – Entgegen allen Warnungen von
Umweltaktivisten geht das Abholzen des Regenwaldes im Amazonas munter
weiter. Nach Angaben des brasilianischen Umweltministeriums sind allein
in den vergangenen 12 Monaten 26.000 Quadratkilometer Regenwald gerodet
worden. Die schlimmsten Rodungen fanden im Staat Mato Grosso statt.
Experten machen den verstärkten Anbau von Soja für den Verlust des
Waldes verantwortlich. Der Export von Soja brachte Brasilien ein
Rekordplus in der Außenhandelsbilanz, berichtet BBC-Online
http://news.bbc.co.uk.

Ein Fünftel des gesamten Amazonas Regenwaldes ist nun endgültig
zerstört, berichten die Medien. Die Umweltorganisation Greenpeace
http://www.greenpeace.org , die sich für den Erhalt des Regenwaldes
einsetzt, nannte den Gouverneur von Mato Grosso wörtlich den "König der
Rodung". Die Umweltaktivisten werfen der Regierung vor, Exporte vor dem
Erhalt der Umwelt zu stellen. Die brasilianische Regierung argumentiert
indessen, dass mit Hilfe von Satelliten das größte Naturschutzgebiet
überwacht werde. Allerdings ist das, was davon übrig blieb, ein matter
Abklatsch dessen, was eigentlich schützwürdig ist.

Wissenschaftler fürchten, dass mit dem Verschwinden des Regenwaldes
auch der CO2-Ausstoß Brasiliens rapide ansteigen wird, da der nicht
mehr vorhandene Wald auch kein CO2 mehr bindet. Hingegen steigen die
Emissionen durch Brandrodung rapide an. Alle drei der größten
Regenwald-Regionen der Erde, im Amazonas, im Kongo und auf der Insel
Neuguinea, sind massiv gefährdet. Die instabile politische Lage im
ehemaligen Zaire und in der Republik Kongo machen einen umfassenden
Schutz der Regenwälder im Kongogebiet unmöglich. Erst diese Woche
forderte ein Abgesandter Papua Neuguineas bei einer UN-Konferenz zum
Klimaschutz finanzielle Hilfe für den Schutz der Regenwälder.

Klimawandel unterminiert Armutsbekämpfung in Afrika

Bis 2080: Weitere 80 bis 120 Mio. Hungerleidende weltweit

Exeter (pte, 02. Feb 2005 15:45) – Ein Experte der nigerianischen
Universität Jos warnt in einer Studie vor den Auswirkungen der
Klimaveränderung auf die Verbreitung von Krankheiten, die Ernährungs-
und Einkommenssituation. Die Studie ist bei der derzeit stattfindenden
Climate Change Conference http://www.stabilisation2005.com in Exeter
vorgestellt worden. Besonders in Ländern wie Nigeria gibt es
Auswirkungen auf soziale und ökonomische Entwicklungsmöglichkeiten
sowie auf den Gesundheitssektor, berichtet die Umweltorganisation WWF
http://www.wwf.at , die die Studie in Auftrag gegeben hat.

„In Entwicklungsländern müssen erfolgreiche Naturschutzarbeit und
Armutsbekämpfung immer Hand in Hand gehen. Die Auswirkungen des
weltweiten Klimawandels auf Mensch und Natur werden noch viel weiter
gehen als bisher angenommen“, so Studienautor Anthony Nyong Nyong. Auch
andere Experten warnen davor, dass eine Erwärmung von bis zu zwei Grad
Celsius dramatische Auswirkungen auf die reichhaltigen aber fragilen
Ökosysteme haben wird. „Durch den Verlust der natürlichen Ressourcen
werden aber auch die Lebensgrundlagen von Millionen Menschen bedroht“,
warnt auch WWF-Österreich-Klimaexperte Markus Niedermair.

Nach der Studie werden Wetterextreme und Naturkatastrophen wie Fluten,
Hitzeperioden und Dürre weiter zunehmen. Diese Faktoren stehen auch in
direktem Zusammenhang mit der Verbreitung von Krankheiten. Für
Südafrika wird etwa eine Verdoppelung der Malariagebiete
prognostiziert. Gleichzeitig wird das Aussterben von Pflanzenarten
erwartet, die in der traditionellen Medizin Verwendung finden. Nach
Angaben der WHO ist diese traditionelle Medizin für 80 Prozent der
Menschen die wichtigste Heilquelle.

Nach den ersten Schätzungen werden bis zum Jahr 2080 werden weitere 80
bis 120 Mio. Menschen in Folge des Klimawandels durch Hungersnöte
gefährdet sein, 70 bis 80 Prozent davon in Afrika. In erster Linie wird
die Armut die Chance auf Schulbildung bei Frauen und Mädchen nehmen, da
sie für die Versorgung der Familien zuständig sind. Hungersnöte werden
zu einer weiteren Intensivierung der Landwirtschaft und daraus
resultierend zu noch mehr Kahlschlägen führen. Die Wege zur
Brennholzbeschaffung und Trinkwasserversorgung werden noch länger
werden. Zeit für Schulbildung bleibt den Mädchen dann keine mehr.

Auch die britische Umweltministerin Margaret Beckett forderte bei der
Eröffnung der Konferenz eiligst Schritte gegen die globale Erwärmung zu
treffen. Radikale Veränderungen in der Art und Weise wie Energie
erzeugt und auch verbraucht werde, wären notwendig. Kyoto sei nur ein
erster Schritt in die richtige Richtung, so die Ministerin.