(SWR 3) – Der US-Hersteller Novavax hat bei der EMA seinen Totimpfstoff zur Zulassung eingereicht. Die Entscheidung wird schon in wenigen Wochen erwartet. Bringt der neue Impfstoff nun die Impfwende und das Ende der Pandemie?
In Deutschland sind im Moment über 67 Prozent geimpft. Nicht genug, um die hochansteckende Delta-Variante des Corona-Virus im Griff zu behalten. Während sich viele Menschen schon um die Booster-Impfung reißen, gibt es noch einen Teil der Bevölkerung, der sich nicht impfen lassen möchte. Ein Grund dafür ist, dass die Personen den aktuell zugelassenen Corona-Impfstoffen nicht trauen, weil es unter anderem noch keine Langzeitstudien dazu gibt. Die Zulassung des ersten Totimpfstoffs könnte nun die Impfwende bringen. Der US-Hersteller Novavax wartet auf die Zulassung der EMA, um seinen Totimpfstoff in Europa anbieten zu dürfen.
Im Gegensatz zu den bisher bekannten Corona-Impfstoffen von Biontech, Astrazeneca, Moderna oder Johnson & Johnson handelt es sich beim Novavax-Impfstoff weder um ein mRNA- noch um ein Vektorimpfstoff. Der Totimpfstoff enthält aus dem Labor gezüchtete Partikel, die eine Version des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 sind.
Totimpfstoffe gehören zu einem bewährten Prinzip in der Medizin. Wir kennen die Art des Impfstoffs beispielsweise von der Grippeimpfung.
Alle Corona-Impfstoffe, der mRNA-Impfstoff, Totimpfstoff und Vektorimpfstoff arbeiten mit dem Spike-Protein:
- mRNA-Impfstoffe wie von Biontech und Moderna liefern unserem Körper den Bauplan des Spike-Proteins. Unsere Zellen produzieren das Spike-Protein und unser Immunsystem baut Antikörper auf, indem er auf die Spike-Proteine reagiert.
- Mit Totimpfstoffen wie dem von Novavax wird das im Labor hergestellte Spike-Protein direkt verabreicht.
- Beim Vektorimpfstoff wird der Bauplan des Spike-Proteins in ein ungefährliches, abgestorbenes Virus eingebaut, dass als Transportmittel die
Im Moment geht man davon aus, dass zwei Impfdosen für einen vollständigen Impfschutz verabreicht werden müssen. Im Moment wird auch noch geprüft, ob der Impfstoff für eine Auffrischungsimpfung eingesetzt werden kann.
In einer 3-Phasen-Studie mit 15.000 Probandinnen und Probanden kam man zum Ergebnis, dass der Totimpfstoff Novavax zu 86 Prozent vor der Corona-Variante B.1.1.7, auch bekannt als Alpha-Variante, schützt.
Gerade in Entwicklungsländern könnte der Totimpfstoff ein Gamechanger sein. Der Impfstoff ist bei Kühlschranktemperatur mehrere Jahre haltbar und kann sogar 24 Stunden bei Raumtemperatur gelagert werden, ohne seine Wirksamkeit zu verlieren.
Die Nebenwirkungen ähneln denen der bisher bekannten Corona-Impfungen und treten nach der zweiten Impfung häufiger auf:
- Schwellung und Schmerz an der Einstichstelle
- Kopfschmerzen und Müdigkeit
Die EU sicherte sich bisher 200 Millionen Impfdosen von Novavax. Wenn die EMA in den nächsten Wochen den Totimpfstoff zulässt, muss er noch durch die EU-Kommission genehmigt werden. Bisher darf der Impfstoff nach einer Notfallzulassung auf den Philippinen und in Indonesien an über 18-Jährige verabreicht werden. Eine Zulassung von Novavax wird in den USA Ende des Jahres erwartet.