Artenreichtum kann auch Ökosystem instabil machen

pte20181018015 Forschung/Technologie, Umwelt/Energie

Artenvielfalt kann Ökosystem auch schaden

Wissenschaftler haben Mini-Systeme erstellt und sechs Arten von Wimpertierchen eingesetzt

Mit verschiedenen Wimpertierchen wurden Mini-Ökosysteme erzeugt (Foto: uzh.ch)
Mit verschiedenen Wimpertierchen wurden Mini-Ökosysteme erzeugt (Foto: uzh.ch)

Zürich
(pte015/18.10.2018/10:30) – Unter gewissen Umweltbedingungen kann ein
erhöhter Artenreichtum auch dazu führen, dass ein Ökosystem instabiler
wird. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommen Wissenschaftler der
Universität Zürich http://uzh.ch in Zusammenarbeit mit Kollegen der Eidgenössischen Anstalt für
Wasserversorgung, Abwasserreinigung & Gewässerschutz (Eawag) http://eawag.ch .

Neue Videoauswertungstechnik

In einem Experiment haben die Experten als Modellorganismen sechs Arten
von Wimpertierchen eingesetzt. Das sind winzige, im Wasser lebende
Einzeller. Diese Tierchen steckten die Forscher in unterschiedlicher
Anzahl und Kombination in Probengläser und erzeugten so Mini-Ökosysteme,
die sie daraufhin bei Temperaturen zwischen 15 und 25 Grad gedeihen
liessen. Die erhöhten Temperaturen simulierten eine klimatische
Veränderung, da die verwendeten Wimpertierchen normalerweise bei 15 Grad
Celsius leben. Die Biomasseproduktion wurde per Videoauswertungstechnik
untersucht.

Ein eigens entwickelter Algorithmus ermöglichte es, die
Wimpertierchen-Arten in den rund 20.000 Videosequenzen zu bestimmen, die
von den zahlreichen Proben unter dem Mikroskop aufgenommen wurden. Das
auf den ersten Blick widersprüchliche Ergebnis: Eine hohe Artenvielfalt
fördert und hemmt die Ökosystemstabilität gleichzeitig. "Ökologische
Stabilität ist komplex und besteht aus verschiedenen Komponenten. Das
Experiment zeigt, wie sich die Artenvielfalt unterschiedlich auf die
einzelnen Stabilitätskomponenten auswirkt", so Erstautor der Studie,
Frank Pennekamp. Je vielfältiger die Artengemeinschaft in den
Mini-Ökosystemen war, desto weniger schwankte die Biomasseproduktion –
unabhängig von der Temperatur. Bei höheren Temperaturen produzierten die
Einzeller durch das Mehr an Arten weniger Biomasse.