Als Wissenschaftsjournalist habe ich mich sehr mit diesem Thema beschäftigt, sogar bevor die medizinische Wissenschaft die Bedeutung des Mikrobioms für das Immunsystem, d. h. das Allgemeinbefinden, bewiesen hatte, habe ich diese Vermutung in meinem Hobbythekbuch ‚Darm & Co‘, welches vor 30 Jahren erschien, geäußert. Meine Prophylaxe nach einer Aufnahme eines Antibiotikums bestand darin, dass ich den Aufbau der Darmflora nach förderte: Ich selbst reduzierte das Risiko mit der täglichen Aufnahme von 300 ml selbstgemachten Joghurts. Allerdings hat dieser Vorschlag nichts mit Wissenschaft zu tun, es handelte sich um eine individuelle Maßnahme. Machen Sie auf jeden Fall Ihren behandelnden Arzt auf das jetzt erkannte Krebs-Risiko aufmerksam und bitte ihn dafür zu sorgen, dass dass Mikrobiom, welches durch Antibiotika beeinträchtigt wird, wieder aufgebaut wird. Dazu gibt es eine Menge Medikamente, die mit gefriergetrockneten Bakterien helfen, die Darmflora wieder zu reparieren.
Noch ein kurzes Wort zu Antibiotika generell:
Natürlich haben sie die Möglichkeiten der Medizin enorm verbessert, doch sie wurden allzu häufig eingesetzt, ohne die Nebenwirkungen und Risiken anzusprechen. Oft war das Kanonen auf Spatzen schießen. Schlimm ist, dass sie viel zu häufig in der Tierzucht eingesetzt werden, weil das z. B. die Mast, d. h. die schnelle Gewichtaufnahme von Schweinen oder Rindern, Hühnern usw., unterstützt. Die Folge: Mittlerweile sind so viele resistente Keime entstanden, dass das Antibiotika immer weniger helfen. Wenn, dann in so hohen Dosen, dass dies die Bildung von Resistenzen wiederum förderte. Solche Resistenzen können sich dann auch in Kläranlagen bilden.
Also mein Rat: Antibiotika nur dann anzuwenden, wenn lebensbedrohende Krankheiten es unbedingt notwendig machen, aber dann auf keinen Fall darauf verzichten.
Jean Pütz
(pte) – Die Einnahme von Antibiotika steht mit einem erhöhten Risiko von Darmkrebs in den nächsten fünf bis zehn Jahren in Zusammenhang. Zu dem Ergebnis kommen Forscher der Umeå University . Die Wissenschaftler haben die Daten von 40.000 Krebserkrankungen ausgewertet und glauben, dass die Auswirkungen der Antibiotika auf das Mikrobiom des Darms für das erhöhte Krebsrisiko verantwortlich ist.
Frauen sind stärker gefährdet
Die Forscher haben nachgewiesen, dass Frauen und Männer, die sechs Monate lang Antibiotika einnahmen, über ein 17 Prozent höheres Risiko einer Krebserkrankung des aufsteigenden Dickdarms verfügten. Dabei handelt es sich um den ersten Teil des Darms, den Nahrung nach dem Dünndarm erreicht. Kein erhöhtes Krebsrisiko konnte beim absteigenden Dickdarm festgestellt werden. Bei Männern, die Antibiotika einnahmen, konnte kein erhöhtes Risiko von Rektumkarzinomen festgestellt werden. Frauen verfügten hingegen über ein etwas geringeres Auftreten von Rektumkarzinomen.
Das erhöhte Darmkrebsrisiko war bereits fünf bis zehn Jahre nach der Einnahme der Antibiotika nachweisbar. Obwohl das Ansteigen des Risikos bei jenen Patienten am größten war, die auch am meisten Antibiotika einnahmen, konnte ein geringer, aber statistisch signifikanter Anstieg des Krebsrisikos bereits nach einer einzelnen Behandlung nachgewiesen werden.
40.000 Datensätze ausgewertet
Für die Studie haben die Forscher die Daten von 40.000 Patienten der Swedish Colorectal Cancer Registry für den Zeitraum 2010 bis 2016 ausgewertet. Sie wurden mit einer entsprechenden Kontrollgruppe von 200.000 nicht an Krebs erkrankten Schwedinnen und Schweden verglichen. Die Infos zur Einnahme von Antibiotika stammten aus dem Swedish Prescribed Drug Register für den Zeitraum 2005 bis 2016.
Um zu verstehen, wie Antibiotika das Krebsrisiko erhöhen, haben die Experten auch ein Bakterizid untersucht, das zur Behandlung von Harnwegsinfektionen eingesetzt wird und das Mikrobiom nicht beeinflusst. Es gab bei den Patienten, denen dieses Medikament verabreicht wurde, keine Unterschiede bei der Häufigkeit von Darmkrebs. Damit liegt nahe, dass die Auswirkungen der Antibiotika auf das Mikrobiom das Krebsrisiko erhöhen.
Für die Studie wurden zwar nur oral verabreichte Antibiotika berücksichtigt. Es sei jedoch denkbar, dass sich auch intravenöse Antibiotika auf das Mikrobiom des Darms auswirken könnten. Laut der leitenden Wissenschaftlerin Sophia Harlid gibt es jedoch keinen Grund zur Besorgnis, nur weil Antibiotika eingekommen wurde. Der Anstieg des Risikos sei jedoch nur moderat und die Auswirkungen auf das absolute Risiko einer Person nur gering. Details wurden im „JNCI Journal of the National Cancer Institute“ veröffentlicht.