Bielefelder Forscher arbeiten an Bioreaktor
Bielefeld (pte/06.09.2005/10:58) – Einem deutsch-australischen
Forscherteam ist es gelungen, einzellige Algen herzustellen, die
Wasserstoff in reinster Form produzieren. Olaf Kruse (Foto) von der
Fakultät für Biologie der Universität Bielefeld
http://www.uni-bielefeld.de will daraus einen Bioreaktor bauen, der zum
Energieproduzenten der Zukunft werden könnte. Der positive
Begleiteffekt der modernen Energieanlage: Es fällt kein CO2 an.
Kruse hat gemeinsam mit Ben Hankamer vom Institute of Molecular
Bioscience der University of Queensland in Brisbane
http://www.imb.uq.edu.au eine genetisch veränderte Mutante der Grünalge
Chlamydomonas reinhardtii namens Stm6 hergestellt. "Diese Art der
Wasserstoffherstellung, das erst vor kurzem patentiert wurde,
ermöglicht es bis zu 13 Mal mehr Wasserstoff zu produzieren, als dies
bisher der Fall war. Einer industriellen Verwertung steht also nichts
im Weg", zeigt sich Kruse im Interview mit pressetext überzeugt. In
fünf bis sechs Jahren sei es möglich einen solchen Bioreaktor für
kommerzielle Zwecke herzustellen. Das sei auch das Ziel der Forscher.
"Der reine Wasserstoffgehalt ist mit 99,8 Prozent extrem hoch", so der
Forscher. Gasgemische bei der Herstellung des Treibstoffes der Zukunft
wären nämlich unerwünscht. Das System, das die beiden Forscher
geschaffen haben, arbeitet einfach: in einem geschlossenen Behälter
werden die Algen in der wässrigen Suspension beleuchtet. Dabei
produzieren sie mit Photosynthese Wasserstoff in Gasform. "Je länger
der Prozess läuft, desto geringer werden die Ausbeuten dann", erklärt
Kruse. Nach rund zwei Wochen sterben die Algen dann an "Altersschwäche"
und eine frische Algenkultur muss angelegt werden.
"Doch sind die abgestorbenen Algen keineswegs unbrauchbar", wie Kruse
meint. "Das ist reine Biomasse. In weiterer Folge könnte man auch aus
diesen abgestorbenen Algen Wasserstoff herstellen, allerdings würde
hier CO2 entstehen. Dieses könnte aber wieder für die Produktion des
ersten Zyklus verwendet werden", beschreibt Kruse den möglichen
geschlossenen Kreislauf. Die beiden Forscher arbeiten derzeit intensiv
daran, durch gezielte molekulargenetische Eingriffe die
Produktionsraten weiter zu erhöhen. Ein erster Prototyp für einen
Bioreaktor soll aber bereits in diesem Jahr entstehen.
Die USA, Japan und Europa haben in Förderprogramme zur Herstellung von
Wasserstoff Milliarden investiert, um neue Verfahren zu finden. Das
bisher gängige Herstellungsverfahren – die Elektrolyse – macht nämlich
große Mengen Strom aus fossilen Energieträgern erforderlich.