HIV: Neue Antikörper in Tierversuchen wirksam
Immunoglobulin M: Antikörper verklumpt Virus (Foto: Chris Wager) |
San Antonio (pte011/24.07.2018/11:00) –
Forscher des Texas Biomedical Research Institute https://www.txbiomed.org haben eine neue Abwehr gegen HIV-1 entdeckt, das Virus, das Aids
verursacht. Das Team um Ruth Ruprecht konnte erstmals mittels eines
Tiermodells nachweisen, dass der Antikörper Immunoglobulin M (IgM) eine
Infektion nach einem Schleimhautkontakt verhindern kann – also womöglich
einem Großteil der Neuerkrankungen vorbeugen könnte.
Vergessener Antikörper
Schätzungen gehen davon aus, dass weltweit 90 Prozent
der neuen Erkrankungen mit HIV-1 durch den Kontakt über die Schleimhäute
im Inneren des Rektums oder der Vagina verursacht werden. Laut Ruprecht
ist dabei Immunoglobulin M, das natürlich von den Plasmazellen unter
der obersten Zellschicht von Körperöffnungen produziert wird,
gewissermaßen ein vergessener Antikörper. Die meisten Forscher seien
davon ausgegangen, dass seine Wirkung zu kurzfristig sei, um als
Schutzschild gegen eindringende Krankheitserreger wie HIV-1 eingesetzt
zu werden. Dem widerspricht die aktuelle Studie.
Das Team hat Rhesus-Affen des Southwest National
Primate Research Center als Tiermodelle der In-vivo-Studie eingesetzt.
Die Tiere wurden zuerst mit einer künstlich hergestellten Version von
IgM behandelt. Eine halbe Stunde später wurden die gleichen Tiere SIV,
dem Simianen Immundefizienz-Virus, ausgesetzt. Vier der sechs
behandelten Tiere waren in der Folge vollständig gegen das Virus
geschützt. In der Folge wurden die Rhesus-Affen 82 Tage lang beobachtet.
Virus an Ausbreitung gehindert
Die Forscher konnten nachweisen, dass der Einsatz der
Antikörper zu einem so genannten Immunausschluss führte. IgM verursachte
eine Verklumpung des Virus und hinderte es so daran, die
Schleimhautbarriere zu durchdringen und sich auf den Rest des Körpers
auszubreiten. Das Verfahren der Verabreichung von vorgefertigten
Antikörpern ist als passive Immunisierung bekannt. Laut Ruprecht verfügt
IgM über eine hohe Affinität für seine Antigene. Sie werden sehr rasch
erfasst und nicht wieder freigegeben. "Unsere Studie weist erstmals das
Schutzpotenzial von IgM nach. Die Fähigkeit sich an Viruspartikel
anzubinden, ist im Vergleich zum Standardantikörper Immunoglobulin G um
das Fünffache größer." Damit eröffne sich ein ganz neues Feld für die
Forschung. "IgM kann mehr als diesem Antikörper bisher zugetraut wurde."
Die Forschungsergebnisse wurden in dem Fachmagazin "AIDS"
veröffentlicht.