Wir brauchen einen Neustart des Kapitalismus – Mit einem Vorwort von Jean Pütz

Meine persönliche Meinung

Lobenswerte Initiative, sehr ambitioniert aber notwendig. Den Kapitalismus rundweg abzulehnen, ist der falsche Weg. Möglicherweise ihn durch Erzkommunismus zu ersetzen oder kombiniert mit faschistischen Ideologien – wie das z. B. die extreme Linke in Deutschland, getarnt als Antifa, fordert (schwarzer Block), oder islamische Ideen, ist der falsche Weg. Alles das führt zum wirtschaftlichen Untergang. Die meisten Menschen wissen nicht, dass es einen fundamentalen Unterschied gibt zwischen Finanzkapitalismus, der mittlerweile unerträglich Auswüchse zeitigt, und der Notwendigkeit, mit Kapital die Voraussetzungen für moderne Ausrüstung in Produktionsmitteln wie Maschinen, Computer, Software usw. zu schaffen. Insofern unterstütze ich die Initiative vom Gründer des World Economic Forum, Klaus Schwab. Ich hoffe, es gelingt, die verhängnisvolle Entwicklung einzudämmen, dass Jongleure an den Börsen mit Finanztransaktionen Milliarden verdienen. Diese parallele Scheinwelt sorgt dafür, das echt arbeitenden Menschen ihr verdienter Lohn vorenthalten wird. Auch die Macht von sogenannten Oligarchen muss auf demokratische Prinzipien begrenzt werden.

Ihr Jean Pütz

(Capital) – Smarter, grüner, fairer: Der Kapitalismus benötigt ein Update. Sibylle Barden-Fürchtenicht erklärt, wie ein nachhaltiger Kapitalismus für das 21. Jahrhundert aussehen kann

Das World Economic Forum, inoffizielle Schaltzentrale der weltweiten Spitzen von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Technologie, Medien, NGOs, Kultur und Kirchen, hat seit Covid-19 sein Kapitalismus-Warnsystem von Grün auf Alarm gestellt. Es ruft auf zum „Großen Neustart des Kapitalismus“. WEF-Gründer und Chef Klaus Schwab ist seit 50 Jahren Vorkämpfer für den Stakeholder Kapitalismus und sieht jetzt die Zeit der Umsetzung für sein Modell gekommen: „Wir müssen für unsere Wirtschafts- und Sozialsysteme komplett neue Grundlagen bauen. Jedes Land, von den USA bis China, muss mitmachen, und jede Industrie, von Öl und Gas bis zur Tech-Branche, muss transformiert werden.“

Ziel ist es, einen nachhaltigen Kapitalismus für das 21. Jahrhundert zu strukturieren, in dem alle Stakeholder der Gesellschaft in die gemeinsame und nachhaltige Wertschöpfungskette miteinbezogen werden. In der Praxis bedeutet dies, ein Unternehmen dient nicht länger nur seinen Aktionären, sondern auch seinen Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, lokalen Gemeinschaften sowie Umwelt und Gesellschaft insgesamt. Dafür braucht es, wie bei einem Computer-Reset, das Herunterfahren des Betriebssystems, unseres Systems. Erst nach kompletter Überarbeitung kann die Neustart-Taste gedrückt werden.

Der Stakeholder-Kapitalismus, als Modell, ist die einzige Organisationsform, die soziale Verantwortung inklusive Umweltfrage mit dem System der Marktwirtschaft verbindet.
Der heutige wirtschaftliche Umbruch bietet die seltene Gelegenheit, den Kapitalismus zu transformieren. Unser Shareholder-Kapitalismus (für Aktionäre) hatte bereits in der globalen Finanzkrise 2008 seinen Zenit überschritten. Und schon damals diskutierte die Weltelite in Davos, ob das Streben nach Gewinn als Hauptziel von Unternehmen ausgedient hat. Denn: Es kostet Menschenleben, zerstört Natur und Klima – unsere Lebensgrundlage. Keine Gesellschaft, kein Unternehmen hat das Recht, das eigene Wohl auf Kosten des ganzen Globus auszurichten. Das Mantra von Unternehmen an die weltweiten Glieder der Lieferkette: „Mein Gewinn hängt von Deinem Verlust ab“, muss neu gedacht werden. „Mein Gewinn hängt von Deinem Gewinn ab“, wäre klüger. Und nachhaltiger. Weil fair.

Wie sieht die Transformation hin zu einem fairen, grünen und klugen Kapitalismus aus?
„Wir brauchen den Übergang vom kurzfristigen zum langfristigen Denken, den Übergang vom Aktionärskapitalismus zur Verantwortung der Stakeholder. Ökologische, soziale und Good Governance müssen ein angemessener Teil der Rechenschaftspflicht von Unternehmen und Regierungen darstellen“, so Klaus Schwab. Damit trifft er genau den Nerv der internationalen Gemeinschaft. Geschaffen werden müssen:

  • Faire Märkte: Unternehmen müssen ihren gerechten Anteil an Steuern zahlen, dürfen keine Toleranz für Korruption zulassen. Es gilt die Menschenrechte in den globalen Lieferketten zu wahren.
  • Eine Grünere Welt, in der die Natur eng verbunden mit allen Lebewesen ist. Wir müssen den Planeten behandeln wie einen Menschen, in seine Nachhaltigkeit investieren.
  • Eine Klügere Welt, mit einem neuen Gesellschaftsvertrag. Menschenwürde und soziale Gerechtigkeit gehören in den Mittelpunkt. Der gesellschaftliche Fortschritt darf nicht hinter der wirtschaftlichen Entwicklung zurückbleiben.

Die Komplexität der Krisen, die mit Covid-19 einhergehen, erfordern unseren kollektiven Willen.
“Der Große Neustart” ist eine Verpflichtung. Er appelliert an unsere Verantwortung als Bürger, als Wirtschaftsführer und Politiker, gemeinsam und dringend die Grundlagen unseres Wirtschafts- und Sozialsystems besser auszurichten. Die Vereinten Nationen, der Internationale Währungsfonds, Finanz- und Technologieunternehmen, der Prince of Wales und internationale Politiker haben sich der Initiative angeschlossen. Sie haben verstanden, dass kein Stakeholder allein unseren Planeten retten wird. Das geht nur gemeinsam.

Ist der Alarm berechtigt?
Blicken wir auf Deutschland: Europas größte Volkswirtschaft steckt tief in der Rezession. Die schwerste seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Fast zehn Millionen Bürger befinden sich in diesem Sommer in verordneter Kurz- oder gänzlich ohne Arbeit. Beträfe es allein den schwächelnden Wirtschaftsstandort Deutschland, umgeben von einer prosperierenden Welt, würden wir schnell zu neuer Kraft finden. Dem ist aber nicht so. 170 von 189 Mitgliedsländern des Internationen Währungsfonds geht es ebenso. Das globale Wirtschaftswachstum wird von Weltbank, IWF und OECD im Monatstakt immer weiter nach unten gestuft, obwohl rund um den Globus Regierungen und internationale Organisationen 11 Billionen Dollar an Finanzhilfen bereitgestellt haben.

Mit wem will die deutsche Export-Nation Handel betreiben, wenn alle ums Überleben kämpfen?
Wir sind Zeuge der Auflösung unserer Handelsordnung. Ein Zurück ins Gestern wird es nicht geben. Das ist Phantasie. Wir müssen völlig neue Grundlagen für unser Wirtschafts- und Sozialsystem schaffen. Die Rettung? Ein Neustart. Ein großer.