Wie die Sehkraft im Alter möglichst gut erhalten bleibt

Wie die Sehkraft im Alter möglichst gut erhalten bleibt

Bonn/Berlin, 20. Juni 2017 – Starker Sehverlust im Alter ist oft vermeidbar. Rechtzeitig erkannt
und behandelt, stehen heute für die meisten der „klassischen“
altersbedingten Augenkrankheiten wirksame Therapien zur Verfügung. Doch
obwohl Früherkennung möglich ist und zielgerichtete Behandlungen
verfügbar sind, kommen diese gerade bei älteren Menschen nicht
systematisch und flächendeckend zum Einsatz. Über Präventions- und
Therapieoptionen, aber auch darüber, welche Unterstützung Betroffene
brauchen, diskutiert Renate Reymann, die Präsidentin des Deutschen
Blinden- und Sehbehindertenverbandes e.V. (DBSV), mit Franz Müntefering,
dem Vorsitzenden der Bundesarbeitsgemeinschaft der
Senioren-Organisationen (BAGSO), und Prof. Dr. med. Focke Ziemssen,
stellvertretender Direktor der Universitäts-Augenklinik Tübingen, auf
einer Pressekonferenz am 7. Juli in Bonn im Rahmen der 2. Fachtagung
„Sehen im Alter“ des DBSV.

Wie
wichtig gutes Sehen für die Lebensqualität ist, erfahren Menschen oft
erst, wenn ihr Sehvermögen nachlässt. Selbst bei Senioren, die
körperlich noch völlig fit sind, kann ein Sehverlust massive
Auswirkungen haben. „Dann drohen schnell ernsthafte Einschränkungen von
Lebensqualität, Selbstständigkeit und allgemeiner Gesundheit, etwa durch
soziale Isolation, Stürze und Knochenbrüche“, sagt DBSV-Präsidentin
Renate Reymann. Daher sollten Senioren nicht erst bei plötzlich
auftretenden Sehproblemen, sondern regelmäßig einen Augenarzt aufsuchen.
Ist ein dauerhafter Sehverlust eingetreten, sollten sie zudem
frühzeitig eine gezielte Beratung zu Hilfsmitteln und
Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch nehmen, so der DBSV.

Prävention
des altersbedingten Sehverlustes könne jeder betreiben, sagt
Tagungspräsident Prof. Focke Ziemssen. Dazu gehörten etwa das Tragen
einer Sonnenbrille von Kindesbeinen an, Nikotinabstinenz und eine
gesunde Lebensführung mit vitaminreicher Ernährung. Ab dem vierten
Lebensjahrzehnt sei es ratsam, seine Augen regelmäßig vom Augenarzt
kontrollieren zu lassen. „Frühe Hinweise auf eine Augenschädigung, etwa
durch ein Glaukom, Makula-Degeneration, Diabetes oder Bluthochdruck,
werden von Patienten selbst nämlich zunächst gar nicht wahrgenommen“, so
der Augenarzt. Meist gäbe es ein familiäres Risiko. „Wenn dann
irreversible Schädigungen eingetreten sind, ist es zu spät.“ Viele
ältere Menschen verlören unnötigerweise ihre Sehkraft, weil es an
Versorgungsstrukturen mangele, meint auch Renate Reymann.

Vermeidbaren
Sehverlust zu verhindern und die Unterstützung bei Sehverlust zu
optimieren – das sind zentrale Ziele des Aktionsbündnisses „Sehen im
Alter“ des DBSV. Es wurde im Jahr 2014 nach der ersten
interdisziplinären Fachtagung „Sehen im Alter“ gegründet. Mit aktuell
118 Unterstützern bietet die Initiative seither eine aktive und breite
Plattform, in der gemeinsam Lösungsansätze entwickelt werden. „Erste
Ergebnisse sind unter anderem Informationsmaterialien für Betroffene,
das Erarbeiten von Mindeststandards für Schulungen von Fachpersonal
sowie interdisziplinär ausgerichtete Fachtagungen und Workshops“,
berichtet Prof. Ziemssen, der Sprecher des Aktionsbündnisses ist.

Drei
Jahre nach der ersten Fachtagung lädt der DBSV in Kooperation mit der
BAGSO und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
erneut Experten aus unterschiedlichen Bereichen wie Augenmedizin,
Geriatrie, Pflege, Rehabilitation, Selbsthilfe, Seniorenarbeit, Politik,
Verwaltung und Versorgungsforschung ein.

Im
Mittelpunkt der zweiten Fachtagung steht der Präventionsgedanke. Was
heute medizinisch möglich ist und was jeder wissen sollte, um seine
Sehkraft und Selbstständigkeit lange zu erhalten, das sind Themen der
Auftakt-Pressekonferenz am 7. Juli. Ebenso Gegenstand ist der politische
und gesellschaftliche Handlungsbedarf für eine bestmögliche Versorgung –
auch vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung.