Masern: Keine Kinderkrankheit und kein Kinderspiel
Impflücken bei Erwachsenen
Wiesbaden/Mannheim
– Folgt auf Fieber, Schnupfen, Husten und Augenentzündung ein roter
fleckiger Ausschlag am ganzen Körper, sollten Betroffene umgehend eine
Masernerkrankung abklären lassen. Dies gilt insbesondere für
Jugendliche und Erwachsenen zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr. Über 30
Prozent der Masernfälle in Deutschland betreffen mittlerweile die
Altersgruppe der über 20-Jährigen. Denn häufig haben sie in ihrer Jugend
nur eine der beiden erforderlichen Impfungen erhalten. Dennoch ist nur
etwa einem Viertel der nach 1970 geborenen Erwachsenen bekannt, dass die
Ständige Impfkommission (STIKO) die Masernimpfung für ihre Altersgruppe
empfiehlt. Was heute jeder über Masern wissen sollte –
darüber informieren Experten auf der Pressekonferenz der Korporativen
Mitglieder der DGIM zum 124. Internistenkongress der Deutschen
Gesellschaft für Innere Medizin e.V. (DGIM) in Mannheim am Sonntag, 15.
April 2018.
„Masern
sind mitnichten eine harmlose Kinderkrankheit, sondern können sich zu
einer schweren Systemerkrankung entwickeln“, sagt Prof. Dr. Dr. med.
Sabine Wicker, Vorsitzende der Nationalen Verifizierungskommission
Masern/Röteln beim Robert Koch-Institut. Der Grund: „Das Virus hat die
Fähigkeit, das Immunsystem zu schwächen. Dadurch steigt die Anfälligkeit
für weitere Krankheiten und Komplikationen, etwa Mittelohr-, Lungen-
und Gehirnhautentzündungen.“ Kinder unter fünf und Erwachsene über 20
Jahren haben dabei das größte Risiko für schwerwiegende Folgen, so die
Ärztin.
Masern
gehören zu den ansteckendsten Infektionen überhaupt. „Fast jeder, der
mit dem Virus in Berührung kommt und nicht immun ist, erkrankt daran“,
berichtet Wicker. „Eine Übertragung von Masernviren ist sogar in einem
Raum möglich, in dem sich ein Erkrankter bis etwa zwei Stunden davor
aufgehalten hat.“ Hinzu kommt: Die Betroffenen sind bereits vier Tage
vor Auftreten des Ausschlags ansteckend.
Mit
fast 1.000 Masernfällen im Jahr 2017 war Deutschland in der EU neben
Rumänien, Italien und Griechenland eines der Länder mit den höchsten
Erkrankungszahlen. Damit wurde die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) angestrebte Ausrottung der Masern hierzulande nicht erreicht.
Dabei
gilt die seit über 40 Jahren verfügbare Masern-Schutzimpfung als
wirksam und sicher. Nach den Empfehlungen der STIKO am Robert
Koch-Institut sollten alle Kleinkinder bis zum 24. Lebensmonat zwei
Maserimpfungen erhalten. Gerade die zweite Impfung bekamen im Jahr 2015
jedoch nur 74 Prozent der Zweijährigen. „Erst die zweite Impfung
gewährleistet jedoch einen nahezu 100-prozentigen Schutz vor Masern“, so
Wicker, die Mitglied der STIKO ist. Zudem bestünden große Unterschiede
in der Impfhäufigkeit in den verschiedenen Bundesländern (siehe
Impfatlas www.vacmap.de).
Aufgrund fehlender Immunität erkrankten zunehmend auch Erwachsene
zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr. „Oft wissen sie nicht, dass sie nur
einmal geimpft wurden“, so Wicker. Die vor 1970 Geborenen jedoch hätten
zu etwa 95 Prozent die Masern mit dem sogenannten Wildvirus
durchgemacht und dadurch eine Immunität aufgebaut.
Seit
August 2010 empfiehlt die STIKO deshalb die Masernimpfung in
Deutschland auch für alle nach 1970 geborenen Erwachsenen, die in der
Kindheit nicht oder nur einmal geimpft wurden. Auch Urlauber sollten vor
Antritt der Reise den Impfschutz vom Arzt prüfen lassen und die
Masernimpfung gegebenenfalls nachholen, rät Wicker. „Nutzen Sie gleich
den nächsten Hausarztkontakt dazu. Damit tut der Einzelne nicht nur
etwas für sich, sondern auch zum Schutz der ganzen Bevölkerung,“ sagt
auch der Generalsekretär der DGIM, Prof. Dr. med. Dr. h.c. Ulrich Fölsch
aus Kiel.