**Wenig Schlaf macht Appetit**
Mehr Fett, weniger Eiweiß
(aid) – Wer in der Nacht zu wenig schläft, nimmt am folgenden Tag
mehr Kalorien zu sich. Das lässt eine Metastudie des King‘s College
London vermuten. Die Auswertung umfasste 11 Untersuchungen mit
insgesamt 172 gesunden Teilnehmern ab 18 Jahren. Sie wurden
größtenteils im Schlaflabor beobachtet. Ein Teil der Probanden
schlief mit 3,5 bis 5,5 Stunden pro Nacht zu wenig, während die
Kontrollgruppe 7 bis maximal 12 Stunden schlummern durfte.
In den folgenden 24 Stunden bestimmten die Wissenschaftler den
Energieverbrauch und den Stoffwechsel in Ruhe. Darauf hatte der
Schlafentzug keinen nachweisbaren Effekt. Die Energieaufnahme stieg
allerdings am nächsten Tag um durchschnittlich 385 Kalorien, was
viereinhalb Scheiben Brot entspricht. Probanden mit wenig Schlaf aßen
im Verhältnis mehr Fett und weniger Protein als die Kontrollgruppe,
während die Menge an Kohlenhydraten ähnlich war.
Im hektischen Alltag erreichen viele Menschen nicht die empfohlenen
sieben bis neun Stunden Schlaf und gefährden dadurch Gesundheit und
Wohlbefinden. Nach der aktuellen Studie kann das Schlafdefizit zu
einem Ungleichgewicht zwischen Energieaufnahme und -verbrauch führen,
was langfristig das Risiko für eine Gewichtszunahme und Übergewicht
erhöht.
Verschiedene Gründe für diesen Zusammenhang werden diskutiert. So
könnte der Schlafmangel Belohnungszentren im Gehirn aktivieren,
sodass Betroffene eher zu energiereichen Snacks greifen. Andererseits
kann eine Störung der inneren Uhr die Ausschüttung bestimmter
Hormone wie Leptin und Ghrelin beeinträchtigen, schreiben die Autoren
im „European Journal of Clinical Nutrition“. Leptin ist das
Sättigungshormon, während Ghrelin den Appetit fördert.
Noch ist die Datenlage zu gering. Es soll weiter geforscht werden, um
den Langzeitfolgen von Schlafentzug auch im Alltag auf den Grund zu
gehen. In Zukunft könnte Schlaf neben Ernährung und körperlicher
Bewegung ein weiterer Ansatzpunkt für die Gewichtskontrolle werden.
/Heike Kreutz