Wasserverbrauch für die Erzeugung unserer Lebensmittel im Rahmen weltweiter Wasserknappheit – Mit einem Statement von Jean Pütz

Dass im Zuge des Klimawandels sich die Wüsten vergrößern, sich die Niederschlagsgebiete verändern und sehr ungleichmäßig werden von lokalem Starkregen, eng begrenzten Schauern bis hin zu gefährlichen Überschwemmungen.

Das alles Bedarf einer vorrausschauenden Planung und Vorsorge. Ohne weiter auf dieses Problem einzugehen frage ich mich allerdings, warum die früher als wichtige Wasserspender überall verbreitete Methode des Zisternenbaus fast völlig in Vergessenheit geraten ist. Selbst in südlichen Ländern, das weiß ich aus persönlicher Erfahrung, vergammeln die meisten noch existierenden Zisterne, nachdem Stadt und Land auf diesen Lebenssaft aus Leitungen gesetzt haben. Wie einfach ist es, sämtliche Dachflächen über teilweise selbstreinigende Filter in die Zisterne zu entwässern.

Ich selbst habe vor 10 Jahren diese Methode wieder hervorgekramt und insgesamt 10 cbm Zisterne aus Beton in die Erde versenkt. Zusätzlich habe ich eine dritte Leitung in meinem Energie-Plus-Haus verlegt, die z. B. das Wasser für die Toiletten-Spülung liefert. Zapfstellen im Außenbereich liefern kostenlos Wasser für meine kleingärtnerischen Ambitionen.
Manchmal reicht allerdings auch eine große Regentonne, wenn es nur um die Bewässerung z. B. im Schrebergarten geht. Als Kind musste ich – wie viele Menschen in Afrika – das Gießwasser aus einem Dorfbrunnen zapfen und in den fast ein Kilometer entfernten Garten schleppen. Das war zwar Bodybuilding par excellence, aber als Kind verfluchte ich das so sehr, dass ich schon damals auf die Idee kam, ein fast 500 Liter großes Weinfass aufzustellen, die den Regen auffing, der auf das kleine Dach des Gartenhäuschen fiel, doch das reichte bei weitem nicht aus.
Sie können sich vorstellen, dass ich ein Fan der Zisterne geworden bin und meine, dass sie heute wieder überall angesagt ist – auch in der Stadt und zumindest bei Neubauten mit zusätzlicher dritter Gebrauchsleitung vorgesehen werden sollte. Das verstehe ich auch unter Nachhaltigkeit
Ihr Jean Pütz

Ohne Wasser gibt es keine Lebensmittel. Wie groß der Bedarf für einzelne Produkte ist, hängt von vielen Faktoren ab – vor allem vom Standort.

(BZL) – 123 Liter beziehungsweise eine gefüllte Badewanne Wasser verbraucht jeder von uns in Deutschland täglich – zum Duschen, Kochen oder Trinken. Dieser sogenannte direkte Wasserverbrauch ist aber längst nicht alles.

Tag für Tag kommen nach Angaben des Umweltbundesamts pro Kopf mehr als 3.900 Liter dazu. Diese enorme Menge Wasser verbrauchen wir indirekt durch den Konsum von Gütern aus Industrie und Landwirtschaft. Denn in jedem Produkt steckt sogenanntes virtuelles Wasser, das bei der Produktion verbraucht wurde. Das gilt auch für unsere Lebensmittel.

Wie viel Wasser für die Produktion unserer Nahrung benötigt wird, hat das Water Footprint Network (WFN) untersucht, ein gemeinnütziges internationales Netzwerk, das Akteure aus Forschung, Unternehmen, Politik und Nichtregierungsorganisationen zusammenbringt.  Das Ergebnis fällt von Lebensmittel zu Lebensmittel sehr unterschiedlich aus.

So benötigt man zum Beispiel für die Erzeugung von einem Kilogramm Kartoffeln im weltweiten Durchschnitt etwa 290 Liter Wasser. Um die gleiche Menge Rindfleisch zu erzeugen, wird mehr als die 50-fache Menge verbraucht, nämlich über 15.400 Liter.Für die Erzeugung von einem Kilo Schweinefleisch wird zwar weniger als die Hälfte an Wasser verbraucht, aber immer noch knapp 30-mal mehr als für die Erzeugung eines Kilos Tomaten.

Gemüse sticht Fleisch
In der Regel liegt der Wasserverbrauch für die Erzeugung tierischer Lebensmittel deutlich höher als beim Anbau pflanzlicher Nahrung. Der Grund ist einfach: Nutztiere brauchen viel Futter, für dessen Erzeugung in der Regel große Mengen an Wasser benötigt werden. So stammen von den genannten 15.400 Liter Wasser für ein Kilogramm Rindfleisch 99 Prozent aus der Futtererzeugung.

Aber die verbrauchten Wassermengen allein sagen noch nichts über die Nachhaltigkeit der Erzeugung aus. Entscheidend ist letztlich, woher das Wasser kommt.

Vereinfacht gesagt gibt es zwei Wasserquellen in der Landwirtschaft, die man als blaues oder grünes Wasser bezeichnet. Blaues Wasser stammt aus Flüssen und Seen oder aus dem Grundwasser. Es wird zur Bewässerung einzelner Kulturen und zum Tränken der Tiere genutzt.

Grünes Wasser umfasst natürliche Niederschläge wie Regen oder Schnee. Der Boden speichert einen Teil dieser Niederschläge und die Pflanzen nehmen es in der Wachstumsphase auf. Im Gegensatz zum blauen Wasser wird das grüne Wasser ständig auf natürlichem Wege nachgeliefert. Die Landwirtschaft entzieht es nicht dem natürlichen Kreislauf. Deshalb ist ein hoher Anteil an grünem Wasser gut für die Wasserbilanz eines Lebensmittels und blaues Wasser eher ungünstig.

Regional sticht exotisch
Die Menge an grünem Wasser ist allerdings je nach Klimazone sehr unterschiedlich. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern bietet Deutschland günstige klimatische Bedingungen für die Landwirtschaft. Mit durchschnittlich 700 bis 800 Liter Niederschlag pro Quadratmeter fällt bei uns fast überall genug Regen, so dass Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes fast ausschließlich grünes Wasser (knapp 99 Prozent) nutzen.

Nur rund zwei Prozent der landwirtschaftlichen Flächen werden demnach bewässert. Vom landesweit entnommenen blauen Wasser verbrauchen die deutschen Landwirtinnen und Landwirte lediglich 1,3 Prozent. Damit zählt die Landwirtschaft bei uns zu den Wirtschaftsbereichen mit dem geringsten Bedarf an Grund- und Oberflächenwasser.

Global sieht das allerdings ganz anders aus. Allein in Europa gehen laut der Europäischen Umweltagentur bereits 24 Prozent der Wasserentnahmen auf das Konto der Landwirtschaft, weltweit sind es sogar 70 Prozent. Weltweit stammen gut 40 Prozent aller Lebensmittel von bewässerten Flächen, berichtet die Welternährungsorganisation FAO.

Die Höhe des Wasserverbrauchs ist also vor allem eine Frage des Standortes und der Produktionsbedingungen vor Ort. So verbrauchen Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland dank unseres Klimas beim Anbau von einem Kilogramm Weizen nur etwa 40 Prozent der Wassermenge (1.440 Liter), die weltweit dafür benötigt wird. Mit 465 Litern Wasser wird dieses Getreide nach Angaben des Water Footprint Network in der Slowakei am effizientesten und in Somalia mit 18.000 Litern am aufwändigsten produziert.

Genau hinschauen bei Lebensmitteln aus dem Ausland
Durch den Klimawandel dürfte jedoch auch bei uns die künstliche Bewässerung zukünftig zunehmen. Doch schon jetzt ist unser Verbrauch an blauem Wasser viel höher. Der Grund sind bewässerungsintensive Lebensmittel, die wir aus dem Ausland beziehen. Mehr als die Hälfte unseres Wasserverbrauchs in Deutschland stammt aus importierten Waren.

Mit 21.000 Liter Wasser für ein Kilogramm Bohnen ist unser geliebter Kaffee ganz vorne mit dabei. Er kommt vorwiegend aus Brasilien. In jeder Tasse stecken 140 Liter Wasser, die dort für den Anbau und die Verarbeitung der Bohnen verbraucht wurden. Brasilien ist ohnehin das Land, aus dem wir am meisten virtuelles Wasser importieren. Dazu tragen neben Kaffee besonders Rindfleisch und Soja bei, das größtenteils als Tierfutter verwendet wird.

Das ist einer der Gründe, warum der sogenannte Wasserfußabdruck für jeden Bundesbürger größer ist als im globalen Durchschnitt. Laut Water Footprint Network liegt dieser Wert für Deutschland bei 1.545 Kubikmeter Wasser pro Kopf und Jahr, während der weltweite Durchschnittswert bei 1.240 Kubikmetern liegt.

Berechnungen des Statistischen Bundesamtes haben ergeben, dass Deutschland im Jahr 2010 für die inländische Erzeugung an pflanzlichen Rohprodukten rund 50 Milliarden Kubikmeter Wasser eingesetzt hat. Demgegenüber stehen 103 Milliarden Kubikmeter virtuelles Wasser, das mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen und Ernährungsgütern importiert wurde. Von diesen indirekten Wasserimporten entfielen 95 Prozent auf grünes und 5 Prozent auf blaues Wasser.

Entscheidend für unseren Wasserverbrauch ist also nicht nur, ob wir Gemüse oder Fleisch in unseren Einkaufskorb legen, sondern auch, woher es kommt und ob es am Ort der Erzeugung intensiv bewässert werden musste. Beim täglichen Lebensmitteleinkauf kann also jeder von uns seinen individuellen Wasserfußabdruck verbessern, indem wir vermehrt Lebensmittel mit einem niedrigen Wasserverbrauch kaufen und solche vermeiden, für deren Bewässerung in Trockenregionen viel kostbares blaues Wasser eingesetzt werden muss.