Vertrauensförderndes Hormon entdeckt

Zürich (pte/02.06.2005/10:49) – Einem Wissenschaftsteam der Universität
Zürich ist es erstmals gelungen der Biologie des Vertrauens auf die
Spur zu kommen. Die Forscher haben die neurobiologischen Determinanten
dieses menschlichen Verhaltens entschlüsselt. Demnach spielt das Hormon
Oxytocin eine wesentliche Rolle für das prosoziale Verhalten, berichten
die Wissenschaftler im Wissenschaftsmagazin Nature
http://www.nature.com.

Bisher wussten die Forscher relativ wenig, welche biologischen und
psychologischen Voraussetzungen es Menschen ermöglichen, Vertrauen
auszubilden. Das Züricher Forschungsteam von Ernst Fehr und Michael
Kosfeld vom Institut für Empirische Wirtschaftsforschung
http://www.iew.unizh.ch sowie Markus Heinrichs vom Institut für
Psychologie http://www.psychologie.unizh.ch konnte jetzt zeigen, dass
das Hormon Oxytocin wesentlich zur Vertrauensbildung beiträgt.
Probanden, denen das Hormon nasal verabreicht wurde, hatten ein
signifikant größeres Vertrauen in andere Menschen als jene, denen ein
Placebo verabreicht wurde. Der Einfluss von Oxytocin auf das Vertrauen
ist jedoch nicht einfach eine Folge einer allgemein angestiegenen
Risikobereitschaft: Experimente machten vielmehr deutlich, dass das
Hormon die individuelle Bereitschaft für soziale Risiken im Umgang mit
anderen Menschen spezifisch beeinflusst.

"Mit unserer Studie haben wir die ersten Bausteine der biologischen
Basis von Vertrauen entdeckt", erklärt Kosfeld, der einräumt, dass
diese Ergebnisse Aussichten eröffnen, weitere Bausteine der Biologie
des prosozialen Verhaltens zu finden. Die Ergebnisse der Schweizer
Forscher stimmen mit Untersuchungen aus der Tierwelt überein, denn bei
Säugetieren besitzt das Oxytocin eine Schlüsselposition für die
Paarbindung, die mütterliche Fürsorge, das Sexualverhalten sowie die
soziale Bindungsfähigkeit. Das Hormon vermindert zudem Ängstlichkeit
und die neuroendokrine Antwort auf sozialen Stress. Männliche
Präriewühlmäuse, die zahlreiche Oxytocinrezeptoren im Gehirn besitzen,
sind monogam und kümmern sich um ihren Nachwuchs. Die mit ihnen nahe
verwandte Bergwühlmaus hingegen, die kaum Oxytocinrezeptoren besitzt,
ist polygam und die Männchen zeigen keine elterliche Fürsorge.

"Die neuesten Ergebnisse könnten positive Auswirkungen auf die
Behandlung von Patienten mit psychischen Störungen im Bereich des
Sozialverhaltens haben. Zu diesen Störungen gehören etwa soziale Phobie
und Autismus", so Heinrichs. Soziale Phobien, das sind Ängste in
sozialen Situationen und die Vermeidung von Kontakten, zählen zu den
häufigsten psychischen Störungen.