Urintests regelmäßig! Forderung des DGIM-Vorsitzenden

Eiweiß im Urin zeigt Gefäßschäden an – sicherer als Cholesterin Berlin,
Januar 2005 – Ein einfacher und kostengünstiger Urintest liefert den
besten Hinweis auf eine bestehende Gefäßerkrankung. Herzinfarkt,
Schlaganfall oder das „Raucherbein“ sind die späten Folgen krankhaft
veränderter Blutgefäße. Ob die Adern geschädigt sind, lässt sich jedoch
schon im Frühstadium an anderer Stelle im Körper untersuchen: der
Niere. Professor Dr. med. Manfred Weber, Vorsitzender der Deutschen
Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM), fordert deshalb gezielte
Untersuchungen im Rahmen von Früherkennungsprogrammen. Streifen für
einen einfachen Urintest sind in jeder Apotheke erhältlich. Bekannte
Risikofaktoren für Gefäßerkrankungen sind vor allem Nikotin,
Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte, Übergewicht und „Zucker“. „Mit
keiner anderen Form der Diagnostik ist so einfach nachzuweisen, ob
diese „Gefäßkiller“ schon Schäden gesetzt haben, wie durch die
Untersuchung des Urins“, betont Professor Weber, Chefarzt der
Medizinischen Klinik I, Kliniken der Stadt Köln. Der Test zeigt an, ob
vermehrt Eiweiß – so genanntes Albumin – im Urin enthalten ist. Diese
„Albuminurie“ entsteht, wenn die Nierengefäße durchlässiger werden –
das Albumin tritt in den Urin über, ganz gleich ob die Durchlässigkeit
durch Bluthochdruck, Diabetes, Nikotin oder Entzündungen verursacht
wurde. Eiweiß im Urin ist laut Professor Weber das derzeit eindeutigste
Anzeichen dafür, dass bereits Frühschäden an den Gefäßen bestehen. Der
Internist misst diesem Risikoindikator sogar mehr Bedeutung zu als
einem erhöhten Cholesterinwert. Der Harntest sei deshalb
aussagekräftiger und wichtiger als die Blutuntersuchung auf
Cholesterin. Trotzdem werde er heute kaum in der Vorsorge eingesetzt.
Würde der Test flächendeckend genutzt, könnte er als wirksame Maßnahme
zur Früherkennung von Gefäßschäden dienen und Herzinfarkt oder
Schlaganfall vermeiden helfen. Professor Weber fordert deshalb, ab dem
50. Lebensjahr mindestens einmal jährlich einen solchen Test
durchzuführen. „Das Gute daran: Der Patient kann ihn für etwa zwei Euro
kaufen und selbst anwenden“, erläutert der Präsident des diesjährigen
Internistenkongresses. Wenn der Teststreifen keine erhöhte
Eiweißkonzentration ausweist, hat der Patient laut Professor Weber mit
großer Wahrscheinlichkeit keine Gefäßschäden. Bei einem positiven
Testergebnis sollte der Patient jedoch einen Arzt aufsuchen. Dieser
kann durch weitere Untersuchungen klären, inwieweit das Herz und die
Blutgefäße anderer Organe in Mitleidenschaft gezogen sind. Damit lassen
sich eine Verminderung der Nierenleistung, eine Erkrankung der
Herzkranzgefäße oder ein Schlaganfallrisiko rechtzeitig erkennen und
vielfach auch behandeln.