Unter Schmerz leidende Aufgepasst

Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. legt Forschungsagenda vor

Schmerzforschung muss vernetzt, transparent und patientennah sein

Berlin
– Chronische Schmerzen betreffen Millionen von Menschen in Deutschland.
Um diese in Zukunft besser behandeln zu können, muss die
Schmerzforschung sich an den therapeutischen Bedürfnissen der Patienten
orientieren, fordert die Deutsche Schmerzgesellschaft e.V. Mit ihrer
jüngst erschienenen Forschungsagenda „Perspektive Schmerzforschung
Deutschland“ will die Fachgesellschaft die Weichen für die Erforschung
von Schmerzen neu stellen: Sie soll dabei helfen, Forschende
verschiedenster Fachgebiete besser zu vernetzen und die
Patientenperspektive weiter in den Mittelpunkt wissenschaftlicher
Studien zu rücken. Neue Erkenntnisse sollen so schneller den Weg in die
Behandlungspraxis finden.

In
Deutschland leiden etwa sechs Millionen Menschen an chronischen, nicht
tumorbedingten Schmerzen, die ihren Alltag und das Berufsleben
beeinträchtigen. Die Zahl derjenigen, die insgesamt angeben, chronische
Schmerzen zu haben, ist sogar weit höher und wird auf 23 Millionen
geschätzt. „Wir sprechen mit Recht von einer Volkskrankheit. Um diese zu
bekämpfen, müssen wir jedoch viel mehr Anstrengungen unternehmen als
bisher“, sagt Thomas Isenberg, Geschäftsführer der Deutschen
Schmerzgesellschaft e. V. aus Berlin. Sie fordert bereits seit Jahren
einen Aktionsplan gegen den Schmerz, zu dessen vier Punkten
neben „Bewusstsein schaffen“, „Aus- und Weiterbildung stärken“ sowie
„Versorgung verbessern“ auch „Forschung fördern“ gehört. Daher hat die
Schmerzgesellschaft ein Forum geschaffen, das Wissenschaftler aus allen
Schmerzdisziplinen zusammenbringt: Den Wissenschaftstag. „Ziel war es,
eine Plattform für den wissenschaftlichen Diskurs zu schaffen und
zugleich eine Bestandsaufnahme der Schmerzforschung in Deutschland zu
versuchen“, erläutert Isenberg. Nach zwei Wissenschaftstagen 2015 und
2016 sowie einer intensiven Arbeit von mehr als 70 in der
Schmerzgesellschaft organisierten Schmerzexperten legt die
Fachgesellschaft nun ihre Forschungsagenda vor.

„Medizinische
Forschung ist nie Selbstzweck. Sie muss den betroffenen Menschen
zugutekommen, und das möglichst schnell“, betont Professor Dr. med.
Martin Schmelz, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft. Eine der
zentralen Fragestellungen ist etwa, wie sich Erkenntnisse aus der
Grundlagenforschung mit Zell- und Tierversuchen schneller in die Praxis
transportieren lassen. „Eine Voraussetzung dafür ist die Vernetzung
aller, die sich an Schmerzforschung beteiligen“, so Schmelz.

Die
Forschungsagenda hat darüber hinaus die Funktion, strukturbildend zu
wirken. Nach einer einführenden Analyse der Situation der Versorgung
Schmerzkranker in Deutschland stehen Ziele und Positionen der
Schmerzforschung im Fokus, um dann zukünftige Forschungsfelder zu
identifizieren. Neben eindeutig auf Körperbereiche bezogene Felder wie
„Rückenschmerz“, „Gelenkschmerz“ oder „Kopfschmerz“, nimmt die
Forschungsagenda auch „Mechanismen der Schmerzwahrnehmung“,
„Schmerzverlauf“ und „Versorgung“ in den Blick. Der Präsident der
Schmerzgesellschaft fasst zusammen: „Anwendungsbezogene
Grundlagenforschung, die den Patienten im Blick hat, Vernetzung von
Forschenden, Forschungsförderung, Versorgungsforschung und die
Einrichtung eines Schmerzregisters sind mehr als bloße Forderungen
unserer Agenda. Sie ist eine Roadmap, die aufzeigt, wie vernetzte
Strukturen aufgebaut und dadurch mittel- und langfristig die Versorgung
von Schmerzpatienten verbessert werden kann.“