Experten machen auf erhöhtes „weibliches“ Schlaganfall-Risiko aufmerksam

Internationaler Frauentag: Experten machen auf erhöhtes „weibliches“ Schlaganfall-Risiko aufmerksam

Berlin
– Wenn sich ein Bein gelähmt anfühlt, die Sprache undeutlich wird und
ein Mundwinkel herabhängt, ist Schnelligkeit gefragt – denn dann könnte
ein Schlaganfall vorliegen. 55 Prozent der Betroffenen sind Frauen.
Darauf macht die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) im Vorfeld des
Internationalen Frauentags aufmerksam, der am kommenden Donnerstag, den
8. März stattfindet. Bei Frauen können besondere Risikofaktoren
bestehen, solche stellen beispielsweise die Antibabypille oder auch die
Schwangerschaftserkrankung Präeklampsie dar. Besonders gefährdet sind
Frauen mit Diabetes. Experten der DSG empfehlen deshalb allen Frauen,
ihre Risikofaktoren zu überprüfen und gezielt vorzubeugen.  

Die
Hormone spielen bei Frauen als Schlaganfallrisikofaktor eine
entscheidende Rolle. So ist das Risiko für einen Schlaganfall in der
Schwangerschaft beispielsweise per se erhöht – circa 30 von 100.000
Frauen sind davon betroffen. Das Risiko ist dann besonders groß, wenn in
der Schwangerschaft typische Risikofaktoren für einen Schlaganfall
hinzukommen. „Frauen mit Kinderwunsch, die übergewichtig sind und
Bluthochdruck haben, sollten sich von ihrem Arzt beraten lassen“, so
Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG.
„Manchmal kann es schon vor einer Schwangerschaft sinnvoll sein,
Medikamente einzunehmen, um einer Schwangerschaftsvergiftung – einer
sogenannten Präeklampsie – vorzubeugen.“ Bei Frauen, die bereits an
einer Präeklampsie erkrankt waren, ist das Risiko für einen Schlaganfall
noch höher als bei solchen mit den typischen Risikofaktoren.
Hauptkennzeichen einer Präeklampsie sind Bluthochdruck, verstärkte
Eiweißausscheidung im Urin und Wassereinlagerungen.

Bei
jungen Frauen kann das Schlaganfallrisiko auch erhöht sein, wenn sie
die Antibabypille zur Verhütung nehmen. „Das Risiko ist mit den neueren
Präparaten, die weniger Östrogene enthalten, geringer geworden, es
bleibt jedoch immer noch erhöht“, sagt Professor Dr. med. Armin Grau, 1.
Vorsitzender der DSG. Dieses Risiko steigt mit zusätzlichen
Risikofaktoren wie Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen und Rauchen
deutlich an. Frauen haben auch häufiger als Männer eine Migräne mit
Begleitsymptomen, eine sogenannte Migräne mit Aura; diese ist ebenfalls
ein Risikofaktor für Schlaganfälle. „Wenn Frauen unter Migräne mit Aura
leiden und die Pille nehmen, haben sie ein rund siebenfach erhöhtes
Schlaganfallrisiko und wenn sie dann noch rauchen, erhöht sich das
Risiko sogar um den Faktor zehn“, erläutert Grau. Der Experte rät
Frauen, die die unter Migräne mit Aura leiden, keine Antibabypille
einzunehmen und auf keinen Fall zu rauchen. „Wobei vom Griff zur
Zigarette natürlich ganz allgemein abzuraten ist“, so Grau. Auch eine
familiäre Schlaganfall-Vorbelastung kann – besonders in Kombination mit
der Einnahme des hormonellen Präparats – gefährlich werden. „Betroffene
sollten mit ihrem Frauenarzt über alternative Verhütungsmethoden
sprechen“, rät Grau.

Neben
den Hormonen spielen bei Frauen die klassischen Risikofaktoren für
einen Schlaganfall wie Übergewicht, Diabetes mellitus, Vorhofflimmern
Bewegungsmangel und Bluthochdruck auch eine große Rolle. Letzterer ist
bei Frauen mittleren Alters eine der häufigsten Ursachen für einen
Schlaganfall. Betroffenen rät Professor Schäbitz Folgendes: „Es
empfiehlt sich, den Bluthochdruck mindestens zweimal im Jahr
kontrollieren zu lassen. Wenn er chronisch erhöht ist und sich durch
eine Änderung des Lebensstils – etwa durch Abnehmen und durch
regelmäßige Bewegung – nicht verbessert, sollten blutdrucksenkende
Mittel eingenommen werden.“ Zudem sei eine Stressreduktion eine bewährte
Bewältigungsstrategie. Nach den Wechseljahren kommt bei einigen Frauen
ein weiterer bedeutender Risikofaktor hinzu – das Vorhofflimmern. Sie
leiden viel häufiger unter der Herzrhythmusstörung als Männer. Der
Experte empfiehlt Frauen, das Vorhofflimmern konsequent behandeln zu
lassen. So könnte das Schlaganfallsrisiko effektiv um bis zu 70 Prozent
gesenkt werden.

Eine
besondere Risikogruppe sind Frauen mit Diabetes: Ihr Erkrankungsrisiko
ist gegenüber Männern mit Diabetes um 27 Prozent erhöht und auch die
Schwere des Schlaganfalles ist bei Frauen mit Diabetes deutlich
ausgeprägter. Menschen mit Diabetes leiden häufig unter Risikofaktoren,
die die Entstehung eines Schlaganfalls begünstigen – wie Bauchfett,
Bluthochdruck und Störungen des Kohlenhydrat- und des Fettstoffwechsels.
Diese Faktoren treiben gemeinsam die Arteriosklerose voran, bei der
sich die Schlagadern verengen und verstopfen. Die Arteriosklerose, also
die schrittweise Verkalkung der Arterien, ist neben zu hohem Blutdruck
die Hauptursache für Schlaganfälle. „Es ist wichtig, den Diabetes früh
zu erkennen und zu behandeln, nur so können Folgeerkrankungen – wie der
Schlaganfall – möglichst wirksam vermieden werden“, meint Schäbitz. Eine
gute Prävention kann gerade bei besonderen Risikogruppen viel bewirken.