Strategien
gegen den Hunger
Kritik an Effizienz, Rodungen und
Energiepflanzen
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(aid)
– Derzeit leiden weltweit rund eine Milliarde Menschen an Hunger. Mit
Maßnahmen, die an die Region und die Feldfrucht angepasst sind, könnte
die Ernährung von zusätzlich drei Milliarden Menschen gesichert werden.
Das lässt eine Untersuchung des Instituts für Nutzpflanzenwissenschaften
und Ressourcenschutz der Universität Bonn vermuten. Die Wissenschaftler
haben gemeinsam mit US-Kollegen eine Weltkarte von Strategien gegen den
Hunger veröffentlicht. 17 Nutzpflanzen wie Mais, Soja, Reis und Weizen
standen auf dem Prüfstand.
Ein Ziel ist es, die Ernteerträge
zu erhöhen. Dabei ist die Mischung verschiedener Maßnahmen wie eine
bessere Unkraut- und Schädlingskontrolle, angepasste Düngemittel,
hochwertiges Saatgut und ausreichende Bewässerung erfolgversprechend.
Die Unterschiede von Land zu Land sind groß. So erzielen die deutschen
Landwirte bereits 80 bis 90 Prozent der möglichen Erträge, während in
anderen Regionen mit der richtigen Produktionstechnik zehnmal so viel
geerntet werden könnte. Wenn man die Erträge "nur" um 50 Prozent
steigern würde, wäre laut Studie schon die Ernährung von zusätzlich rund
850 Millionen Menschen möglich.
Entsprechende Maßnahmen sind
vor allem für Afrika (43 % mögliche höhere Erträge), Asien (29 %) und
Osteuropa (20 %) relevant. Des Weiteren werden Lebensmittel ineffizient
genutzt. Vor allem in den Entwicklungsländern geht ein Drittel bis die
Hälfte der Nahrungsmittel verloren, da sie von Schädlingen gefressen
werden oder aufgrund von schlechter Lagerung und Transport verderben.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass rund um den Globus
pflanzliche Nahrungsmittel seltener für den menschlichen Verzehr
angebaut werden. So wird immer mehr Mais und Soja verfüttert, aber die
Futtermittel können eben nicht hundertprozentig in Fleisch, Milch und
Eier umgesetzt werden. In Industrieländern nimmt der Anbau von
Energiepflanzen zu. In Deutschland etwa werden nur noch 40 Prozent der
auf Ackerland erzeugten Kalorien direkt für die Ernährung von Menschen
genutzt. Im ostafrikanischen Kenia liegt die Quote dagegen bei fast 100
Prozent.
Die Umwandlung von Regenwäldern in Acker- und
Weideland führt zum Verlust der Artenvielfalt. Gleichzeitig werden
dadurch der Klimawandel und die Ausbreitung der Wüsten beschleunigt, was
die Zahl der Hungernden weiter in die Höhe treiben wird. Die
Wissenschaftler fordern dazu auf, diese Entwicklung zu stoppen. Das gilt
vor allem für Brasilien: 34 Prozent des Weltregenwald-Verlustes zwischen
den Jahren 2000 und 2012 ist auf dieses südamerikanische Land
zurückzuführen. Indonesien liegt mit 17 Prozent auf dem zweiten
Platz.