Chinesische Städter ersticken im Feinstaub
Auf dem Rad: ohne Mundschutz nicht ratsam (Foto: pixelio.de, Manuel Schuster) |
Schanghai (pte001/13.02.2017/06:00) –
Die Luftverschmutzung durch Feinstaub nimmt in 272 Städten Chinas zu und
bewirkt mehr Todesfälle aufgrund von Herz-Kreislauf- und
Atemwegserkrankungen. Zu diesem Ergebnis kommt die bisher größte
epidemiologische Studie zum Thema. Laut Seniorautor Maigeng Zhou vom
National Center for Chronic and Non-communicable Disease Control and
Prevention http://ncncd.chinacdc.cn gehört Feinstaub zu den Hauptthemen in Entwicklungsländern wie China.
Gefährliche Belastung
"Ein neues Überwachungsnetzwerk hat uns ermöglicht,
eine landesweite Studie durchzuführen, um die kurzfristigen
Zusammenhänge zwischen PM 2,5 und der täglichen ursachenspezifischen
Mortalität in China zu untersuchen." Es zeigte sich, dass die
durchschnittliche jährliche Belastung der chinesischen Städte bei 56
Mikrogramm pro Kubikmeter (mg/m3) lag und damit deutlich über den 10
g/m3, der Richtlinie der WHO.
Jede Zunahme um zehn mg/m3 in der Luftverschmutzung
stand mit einer 0,22-prozentigen Erhöhung der Sterblichkeit durch nicht
unfallbedingte Todesursachen in Zusammenhang. Jede dieser Zunahmen stand
mit einer 0,29-prozentigen Erhöhung der Sterbefälle durch
Atemwegserkrankungen und einer Steigerung um 0,38 Prozent bei chronisch
obstruktiven Lungenerkrankungen (COPD) in Zusammenhang.
Körperliche Schäden
Die Sterblichkeit war bei Menschen über 75 Jahren und
bei Personen mit einer geringeren Bildung deutlich höher. Die Verbindung
zwischen den PM-2,5-Werten und der Sterblichkeit war in Städten größer,
die über eine höhere jährliche Durchschnittstemperatur verfügten. Die
Forscher vermuten, dass die Unterschiede im Bildungsniveau zu
umweltbedingten Ungleichheiten im Gesundheitsbereich führen und dass der
Zugang zu medizinischer Versorgung einen Einfluss auf die Sterblichkeit
hat.
Die Forscher schätzen, dass die Menschen in wärmeren
Städten mehr Zeit im Freien und bei offenen Fenstern verbringen und
damit die Feinstaubbelastung ansteigt. Laut den im "American Journal of
Respiratory and Critical Care Medicine" veröffentlichten Ergebnissen
zeigt sich einen schwächerer Zusammenhang zwischen der Zunahme an PM 2,5
und der Sterblichkeit als in Studien, die in Europa oder Nordamerika
durchgeführt worden waren.
Große Einschränkung
Es gibt eine Reihe möglicher Erklärungen. So könnte
sich in den meisten chinesischen Städten die Anzahl der Todesfälle bei
der größten Luftverschmutzung nicht verändert haben und die Bestandteile
des Feinstaubs in China daher weniger giftig sein. Partikel aus der
Erdoberfläche von trockenen Landstrichen und aus dem Bau sind in China
häufiger für die Feinstaubbelastung verantwortlich als in Europa und
Nordamerika.
In China wurde die PM-2,5-Überwachung in städtischen
Gebieten 2013 eingeführt. Für die aktuelle Studie wurden für die Jahre
2013 bis 2015 zur Verfügung stehende Daten ausgewertet. Für fast die
Hälfte der Städte der Studie waren jedoch nur Daten für ein Jahr
vorhanden. Die Autoren betonen, dass eine Einschränkung darin besteht,
dass die Studie nicht über einen langen Beobachtungszeitraum
durchgeführt wurde.