Sonnenschutzmittel allein können Hautkrebs nicht verhindern
fzm, Stuttgart, März 2018 – In den Winter- und
Osterferien zieht es viele von uns in wärmere Gefilde. Sonnenhungrige
laufen dann oft Gefahr, es mit dem Sonnenbad zu übertreiben. Ein Experte
in der Fachzeitschrift „Aktuelle Dermatologie“ (Georg Thieme Verlag,
Stuttgart. 2018) rät, sich nicht allein auf Sonnenschutzmittel zu
verlassen, um sich vor Sonnenbrand und Hautkrebs zu schützen.
In Deutschland erkranken jedes Jahr etwa 220.000 Menschen an
weißem und etwa 22.000 Menschen an schwarzem Hautkrebs. Die beiden
Formen des weißen Hautkrebses, Basaliom und Spinaliom, führen selten zum
Tod. Der schwarze Hautkrebs, das maligne Melanom, ist jedoch immer
tödlich, wenn er nicht rechtzeitig erkannt und entfernt wird.
Die Risiken sind der Bevölkerung bekannt, und viele wenden in
den Sommermonaten Sonnenschutzmittel an. Die heute eingesetzten
Lichtschutzfaktoren sind in der Lage, die Entwicklung von Spinaliomen zu
verhindern, berichtet Professor Jürgen Lademann, Leiter des Centers of
Experimental and Applied Cutaneous Physiology an der Berliner Charité.
Bei regelmäßiger Anwendung von Sonnenschutzmitteln kann es sogar zur
Rückbildung der aktinischen Keratose kommen. Die aktinische Keratose ist
eine nicht abheilende Rötung der Haut mit einer rauen Oberfläche. Sie
tritt meist an typischen Sonnenlicht-exponierten Hautarealen, etwa im
Nacken oder Gesicht, auf. Diese präventive Wirkung ist medizinisch von
großer Bedeutung, schreibt Professor Lademann, da sich die meisten
Spinaliome infolge einer aktinischen Keratose bilden.
Das Spinaliom hat jedoch nur einen Anteil von etwa 20 Prozent
unter den verschiedenen Formen des weißen Hautkrebses. Ob
Lichtschutzfaktoren auch vor Basaliomen schützen, auf die die übrigen 80
Prozent entfallen, konnte laut Professor Lademann bisher in Studien
nicht eindeutig nachgewiesen werden.
Noch unklarer und widersprüchlicher ist die Studienlage beim
gefährlichen schwarzen Hautkrebs. Melanome entwickeln sich meist aus
einem Muttermal. Bei den zunächst gutartigen Muttermalen handelt es sich
um eine Anhäufung und Vermehrung von pigmentbildenden Zellen wie
Melanozyten und Naevuszellen. Dermatologen sprechen daher auch von einem
Pigmentnaevus oder melanozytären Naevus. Diese Naevi entstehen in der
Kindheit und ihre Bildung wird durch UV-Strahlen mitbegünstigt. Dazu
müssen sich die Kinder nicht lange in der Sonne aufhalten und sie müssen
auch keine Sonnenbrände erlitten haben. Bereits eine moderate
Sonnenexposition ohne Sonnenbrand kann die Entwicklung melanozytärer
Naevi auslösen, berichtet Professor Lademann.
Ob Lichtschutzfaktoren die Bildung von Muttermalen verhindern
können, ist unklar. In einer Untersuchung an Kindergartenkindern in
Deutschland fiel auf, dass weder die Verwendung von Sonnenschutzmitteln,
noch die häufigere oder ausgedehntere Anwendung, eine relevante
Schutzwirkung erzielten, berichtet Professor Lademann. Auch die Höhe des
Lichtschutzfaktors scheint unerheblich. Kinder, deren Haut durch lange
Ärmel und lange Hosen bedeckt war, entwickelten dagegen deutlich weniger
melanozytäre Naevi.
Experten einer Studie aus Kanada kommen hingegen zu dem Schluss,
dass die Anwendung von Lichtschutzfaktoren die Bildung melanozytärer
Naevi verhindert. Besonders auffällig sei dies bei Kindern mit
Sommersprossen. Hier konnte die Zahl der melanozytären Naevi um 30 bis
40 Prozent gesenkt werden.
Ein Grund für die unterschiedlichen Studienergebnisse könnte
sein, dass Sonnenschutzmittel nicht richtig und konsequent angewendet
werden. Damit sie schützen, müssen sie 30 Minuten vor der
Sonnenexposition aufgetragen und nach jedem Badegang erneuert werden.
Der beste Sonnenschutz ist aus Sicht des Experten ein
kombinierter: Zwischen 10 und 14 Uhr die Sonne meiden, sich auch sonst
bevorzugt im Schatten aufhalten und neben der Sonnenschutzcreme auf
einen textilen Sonnenschutz achten. Besonders wichtig sei dies für
kleine Kinder, da melanozytäre Naevi der größte Risikofaktor für
Hautkrebs im späteren Alter sind.
J. Lademann et al.:
Hautkrebsprävention und Sonnenschutzcreme: ein Update.
Aktuelle Dermatologie 2018; 44 (1/2); S. 49–52