Geheimdienste können trotzdem zugreifen
London/ Dresden (pte/13.09.2005/07:55) – Verschlüsselungs-Programme, so
genannte Anonymizer, wie das deutsche JAP (Java Anon Proxy Server-)
http://anon.inf.tu-dresden.de/, die anonymes Surfen im Internet
garantieren sollen, erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Laut der
BBC werden Anonymizer in China und im Iran von der US-Regierung
unterstützt, um die Redefreiheit zu fördern. Die Software verschlüsselt
sämtliche Handlungen im Internet und vernichtet die Datenspuren, indem
sich die User statt einer individuellen IP-Adresse eine gemeinsame
Adresse teilen. So kann nicht verfolgt werden, welcher User welche
Website aufgerufen hat. "JAP wurde bisher etwa eine Mio. Mal herunter
geladen, wir gehen von rund 50.000 aktiven Usern aus", so Stefan
Köpsell, wissenschaftlicher Mitarbeiter der TU Dresden, im
pressetext-Interview.
Der Anonymizer JAP ist ein gemeinsames Projekt der TU Dresden, der
Universität Regensburg und des Landeszentrums für Datenschutz
Schleswig-Holstein. Das Programm, das noch in der Entwicklung steckt,
ist online frei verfügbar. Völlig anonymes Surfen ist bislang noch
nicht möglich. "JAP schützt noch nicht vor professionellen Angreifern
wie etwa Geheimdiensten. Es ist auch eher für User gedacht, die sich
vor neugierigen Nachbarn schützen wollen", meint Köpsell. Im August
2003 wurden die Mitarbeiter des Projekts auf Betreiben des deutschen
Bundeskriminalamts dazu verpflichtet, die Zugriffe auf Websites für
eine gewisse Zeit aufzuzeichnen. "Um auf diese Daten zuzugreifen ist
allerdings eine richterliche Verfügung nötig, also muss der Verdacht
auf ein schweres Verbrechen bestehen. Man kann sich das ähnlich wie
Telefon-Überwachung vorstellen", so Köpsell.
JAP wendet sich in erster Linie an "ganz normale Internetuser", aber
auch Personen, die etwa beruflich sensible Informationen sicher
austauschen wollen. Zu den JAP-Nutzern gibt es naturgemäß keine Daten.
"Durch das Feedback per Mail schätzen wir aber, dass hauptsächlich
Privatanwender die Software nutzen", so Köpsell gegenüber pressetext.
Die Befürchtung, Anonymizer würden Verbrechern im Internet Tür und Tor
öffnen, teilt der Entwickler nicht. "Am Anfang hatten wir Probleme mit
einer rechtsradikalen Seite, die zum Download von JAP aufgerufen hat.
Verbrechen wie Rechtsextremismus oder Pädophilie spielen ansonsten aber
kaum eine Rolle, JAP wird eher für anonyme Beleidigungen oder
Online-Betrügereien genutzt. Generell glauben wir aber nicht, dass die
Zahl von Online-Verbrechen durch Anonymizer steigt", so Köpsell. Auch
die Telefonseelsorge Deutschland rät ihren Klienten seit 2002, bei
Anfragen per E-Mail JAP zu verwenden.
Auch Freenet arbeitet an anonymen Internet-Plattformen. Freenet
ermöglicht es, digitales Datenmaterial aller Art hochzuladen und zu
tauschen (pressetext berichtete:
http://www.pte.at/pte.mc?pte=050801010) Experten werfen Freenet vor,
ein Forum für kriminelle Gruppen anzubieten. "Wir glauben, dass die
Vorteile durch Freenet für Regimekritiker in Ländern wie China,
Saudi-Arabien oder im Irak größer sind als die Gefahr, dass Freenet von
Pädophilen oder Terroristen missbraucht wird", meint Freenet-Gründer
Ian Clarke.