Jetzt wird Schweinegülle zu Diesel-Treibstoff
US-Wissenschaftler der University of Illinois nutzen Technik der hydrothermalen Verflüssigung
Forscher-Team macht aus Bioabfall Diesel-Treibstoff (Foto: L. Brian Stauffer)
|
Champaign
(pte005/06.12.2018/06:15) – Feuchte Bioabfälle wie Schweinegülle und
Speisereste sollen künftig Diesel-Fahrzeuge antreiben. Denn Forscher der
University of Illinois http://illinois.edu haben ein Verfahren entwickelt, mit dem sich derartige Abfälle, die
bisher allenfalls in Biogasanlagen genutzt werden können, in
hochwertigen Diesel-Treibstoff umwandeln lassen. Er lässt sich mit
mineralischem Diesel verschneiden oder auch pur nutzen.
79 Mio. Tonnen Bioabfall
"Damit haben wir einen großen Schritt hin zu Treibstoffen aus
erneuerbaren Quellen gemacht", sagt Brajendra K. Sharma, der zum
Entwickler-Team gehört, das Yuanhui Zhang leitet. Allein in den USA
fällt jährlich feuchter Biomüll mit einem Trockengewicht von 79 Mio.
Tonnen an. Dieser lässt sich aufgrund seines hohen Wassergehalts nicht
so leicht in Wertstoffe umwandeln. Ihn vorher zu trocknen benötigt so
viel Energie, dass es unwirtschaftlich und umweltschädlich wäre.
Das Team nutzt die hydrothermale Verflüssigung, an der auch Forscher aus
anderen Ländern arbeiten, beispielsweise am Karlsruher Institut für
Technologie http://kit.edu . Das Verfahren nutzt Wasser als Reaktionsmedium. Der Abfall wird unter
Luftabschluss erhitzt. Bei diesem Prozess werden selbst fettfreie
Bestandteile des Abfalls in eine Art Rohöl verwandelt, berichten die
Wissenschaftler. Dieses Rohöl lässt sich wie Erdöl in Treibstoffe
umwandeln. Das geschieht normalerweise durch Destillation. Der dabei
gewonnene Sprit sei allerdings nicht stabil.
Glänzende CO2-Bilanz
Die US-Forscher haben die Destillation mit einer Veresterung kombiniert,
also dem Zufügen von Alkohol, der ebenfalls aus nachwachsenden
Rohstoffen gewonnen wird. Der so entstehende Diesel-Treibstoff erfüllt
alle Anforderungen an diese Spritsorte, kann also bedenkenlos verwendet
werden. Der Schadstoffausstoß der Fahrzeuge ändert sich nicht.
Schweine-Diesel hilft auch nicht gegen Stickoxide. Trotzdem kann sich
die Umwelt freuen: Es gelangt kein zusätzliches Kohlendioxid in die
Luft.
Jetzt bauen die Wissenschaftler eine Pilotanlage, die auf einem Fahrzeug
montiert wird und auf diese Weise beispielsweise zu Schweinemästern
gefahren werden kann. Sie wird täglich eine Tonne Bioabfälle in 114
Liter Bio-Rohöl umwandeln. Damit wollen die Forscher Erfahrungen für den
Bau einer großen kommerziellen Anlage sammeln.