Neue Therapieansätze auf dem DKOU ausgezeichnet
Berlin � Jedes Jahr werden in Deutschland rund 1,5 Millionen Unfallopfer in Krankenhäuser eingeliefert � mehr als 35 000 von ihnen mit lebensbedrohlichen Verletzungen. Klinische Studien zeigen, dass die Heilung von Knochenbrüchen bei mehrfach verletzten Patienten verzögert ist. Bei ihnen ist das Risiko erhöht, dass ihre Knochen auch ein halbes Jahr nach dem Unfall noch nicht richtig zusammengewachsen sind. Die gezielte Therapie nach der klinischen Erstversorgung ist daher entscheidend für die schnelle Genesung des Patienten. Die Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) zeichnet deshalb zwei Forschungs-Projekte, die den Behandlungserfolg künftig verbessern könnten, heute während des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) aus. Zum Thema �Effizienz in der Patientenversorgung� findet heute eine Pressekonferenz in der Messe Berlin statt.
Die Forschungsergebnisse von Privatdozent Dr. med. Sebastian Lippross könnten langfristig die Therapie von offenen Knochenbrüchen, Erkrankungen von Gelenken und Sehnen sowie die Behandlung großer Knochendefekte durch Unfälle oder Tumoren verändern. Er hat neue Grundlagen für d ie Wirkung von Thrombozytenkonzentrat, dem sogenannten körpereigenem plättchenreichem Plasma (PRP), in der orthopädischen und unfallchirurgischen Anwendung erforscht. �Die Untersuchungen von Sebastian Lippross liefern mögliche Erklärungen für die schnellere Heilung von Sehnenentzündungen unter dem Einsatz von plättchenreichem Plasma, dessen positiver Einfluss auf das Zellwachstum bereits bekannt war. Er hat zudem die antibakterielle Wirkung von PRP bestätigt und damit eine Perspektive geschaffen, das Risiko von Infektionen bei offenen Frakturen künftig zu reduzieren�, erklärt Professor Dr. med. Christoph Josten, Kongresspräsident des DKOU 2012 und Präsident der DGU. Zudem habe Lippross durch das direkte Spritzen von plättchenreichem Plasma ins Gelenk ein neues Feld für den klinischen Einsatz von PRP bei entzündlichem Gelenkverschleiß eröffnet. Dafür erhält der Oberarzt an der Klinik für Unfallchirurgie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel den mit 10 000 Euro dotierten bedeutenden �Hans-Liniger-Preis� der DGU.
Für ihre Erkenntnisse zur verbesserten Knochenheilung bei Schwerverletzen erhält Professor Dr. med. Anita Ignatius den ebenfalls mit 10 000 Euro dotierten �Innovationspreis� der DGU. Sie beschäftigte sich in ihren Studien mit Trauma-Patienten, also mehrfach verletzten Menschen. Nach bisherigen Beobachtungen ruft eine Verletzung des Brustkorbs zusätzliche entzündliche Reaktionen hervor. Die Knochenheilung im gesamten Körper wird dadurch nachhaltig verzögert. Diese Erkenntnis konnte die Direktorin des Instituts für Unfallchirurgische Forschung und Biomechanik am Universitätsklinikum Ulm in Experimenten erstmals bestätigen und gleichzeitig einen effektiven Therapieansatz finden. �Durch die Gabe eines Entzündungshemmstoffes unmittelbar nach dem Unfall kann jedoch der schädliche Effekt der Brustkorbverletzung auf die Knochenheilung positiv beeinflusst werden�, erklärt Josten. �Diese Ergebnisse könnten zu einer ganz neuen therapeutischen Strategie führen, um die verzögerte Knochenheilung bei schwerverletzen Patienten zu verhindern. Zudem könnte so das Risiko einer langwierigen Knochenheilung minimiert werden.
Orthopäden und Unfallchirurgen sind zuversichtlich, dass Patienten von den Forschungsprojekten der Preisträger bereits in naher Zukunft profitieren könnten. Heute findet die let zte Pressekonferenz des DKOU zum Thema �Effizienz: Wie sieht erfolgreiche Patientenversorgung mit angemessenem Aufwand aus?� in der Messe Berlin statt.