In Spanien und Italien geplant
Risiken für Anbau von Oliven
München, 1. 8. 2013 Die englische Firma Oxitec plant Freisetzungen
gentechnisch veränderter Olivenfliegen in Spanien (Katalonien) und
Italien. Die
Männchen dieser Fliegen wurden gentechnisch so manipuliert, dass
ihre
weiblichen Nachkommen schon als Larve zugrunde gehen sollen. Auf
diese
Weise sollen die Fliegenpopulationen reduziert werden. Die Larven
leben in
Oliven und richten in den betroffenen Gebieten erheblichen Schaden
an. Jetzt
soll eine nicht näher bezifferte Anzahl gentechnisch veränderter
männlicher
Fliegen in Spanien – nahe der Küstenstadt Tarragona – freigesetzt
werden. Um
ein Entkommen zu verhindern, soll die Versuchsfläche mit Netzen
abgespannt
werden. Ähnliche Versuche sind auch in Italien geplant. Die
Versuche sind nach
dem derzeitigen Wissensstand von Testbiotech von den Behörden noch
nicht
genehmigt und wären die ersten Freisetzungen gentechnisch
veränderter Tiere
in der EU.
„Der
Versuch bedeutet zunächst ein erhebliches Risiko für die Olivenbauern.
Entkommen
die
gentechnisch veränderten Fliegen, droht die Ernte in der Region unverkäuflich
zu
werden.
Wenn sich gentechnisch veränderte Larven in den Oliven befinden, sind diese
nicht
als Lebensmittel zugelassen“, sagt Christoph Then von Testbiotech. „Die
weiblichen
Nachkommen
der Gentechnik-Insekten sollen zwar schon als Larve absterben. Aber die
männlichen
Nachkommen können monatelang überleben und sich weiter paaren und
vermehren.
Entkommen die männlichen Tiere, kann ihre weitere Ausbreitung kaum
kontrolliert
werden. Olivenfliegen sind dafür bekannt, dass sie Flugdistanzen von mehreren
Kilometern
zurücklegen können.“
Bisher
werden zur Bekämpfung der Olivenfliege unter anderem Insektizide, biologische
Mittel
wie Fliegenfallen und auch bestrahlte, unfruchtbare Insekten eingesetzt. Die
gentechnisch
veränderten Insekten, die unter anderem mit Genen für fluoreszierende
Proteine
ausgestattet sind, sind mit den bestrahlten Insekten jedoch nicht vergleichbar:
Sie
tragen
zusätzliche synthetische DNA in sich, die aus Teilen des Erbguts von
Meeresorganismen,
Bakterien, Viren und anderer Insekten zusammengesetzt ist. Wie diese
Insekten
in der Umwelt und auf wechselnde Umweltbedingungen reagieren, ist nicht
ausreichend
erforscht. Sie wurden bisher nur im Labor beobachtet und vermehrt.
Christoph
Then: „Oxitec hat bereits 2012 versucht, mit den geplanten Versuchen in
Südeuropa
neue Investoren zu werben. Die Firma hat auch verschiedene Patente auf ihre
Insekten
angemeldet. Es ist zu befürchten, dass es bei diesen Versuchen eher um
kommerzielle
Interessen als um die Lösung der Probleme im Olivenanbau geht. Nach
unserem
derzeitigen Kenntnisstand würden wir dazu raten, diese Anträge auf Freisetzung
abzulehnen.“