Cairns/Edinburgh (pte/08.04.2005/10:51) – Dass die Welt am Korallenriff
still ist, kann jeder Schnorchler und Taucher widerlegen. Dass aber
gerade die Geräuschkulisse dazu beiträgt, dass Fische Riffe besiedeln,
konnten Forscher der University of Edinburgh erst jetzt beweisen.
Knackende Garnelen und schnarrende Fische locken nämlich andere Fische
erst recht an, berichten die Forscher im Wissenschaftsmagazin Nature
http://www.nature.com.
In Versuchen mit künstlichen Korallenriffen, die die Forscher vor der
Lizard Island, 240 Kilometer nördlich von Cairns, am Meeresgrund
installiert hatten, sorgten Lautsprecher für die typische
Geräuschkulisse eines Riffs. Ein zweites künstliches Riff ohne
Beschallung hingegen wurde von neuen Tieren weit weniger schnell als
neue Heimstätte angenommen. Bisher wussten Forscher, dass Fische von
Lichtquellen angezogen wurden, völlig neu hingegen war die Tatsache,
dass Geräusche so wirkten, erklärt der Forschungsleiter Stephen Simpson
von der University of Edinburgh. 80 Prozent der Fische, die von
Geräuschen angezogen wurden, waren Kardinalbarsche (Apogonidae), aber
auch andere zum Teil wesentlich seltener vorkommende Arten waren von
der neuen Lärmkulisse offensichtlich beeindruckt.
Simpson geht nun davon aus, dass mit Hilfe von solchen Geräuschen
Fische wieder in verlassene und zerstörte Riffe zurückgebracht werden
könnten und sich dann dort ansiedeln. Ökologen warnen hingegen davor,
Fische von Riffen zu nehmen. "Wenn Fische von Riffen entfernt werden,
kann dies das Gleichgewicht des gesamten Riffsystems verändern", so
Ameer Abdulla vom Global Marine Programme der World Conservation Union
http://www.iucn.org . "Diese Forschungsresultate müssen extrem
vorsichtig interpretiert werden", meint der Experte. Da die Zahl der
Fische auf jeden Fall gleich bleibt, müsse entschieden werden, welches
Gebiet jetzt zu schützen sei und welches nicht.
Simpson glaubt, dass das Fangen von sehr jungen Fischen die Chance auf
eine Wiederbesiedelung erhöht. Da junge Fische in den ersten zwei bis
drei Tagen ihres Lebens Mortalitätsraten von 70 Prozent haben, sei dort
ein Ansatz zu finden. Ein weiterer Punkt sei außerdem eine bessere
Beobachtung der Umweltverschmutzung durch Lärm durch die Schifffahrt.
Simpson, der gerade Forschungsarbeiten an der Straße von Hormuz
durchführt, will nachforschen, wie sehr sich der Tankerverkehr auf die
Entwicklung der Korallenriffe auswirkt.