Chronischer Stress stört Hormon-Stoffwechsel

57. Symposium der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), 19. – 22. März 2014, Dresden

Chronischer Stress stört Hormon-Stoffwechsel

Depression, Übergewicht und Libidoverlust drohen

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Dresden
– Stress steigert die Leistungsfähigkeit und hilft dem Körper,
Höchstleistungen zu erbringen. Schädlich wird Stress allerdings, wenn er
zum Dauerzustand wird. Welche Hormone dabei eine entscheidende Rolle
spielen, wie sie eigene Kreisläufe in Gang setzen und wie man die
Symptome von chronischem Stress behandeln kann, diskutieren Mediziner
auf der Pressekonferenz des 57. Symposiums der Deutschen Gesellschaft
für Endokrinologie (DGE) am 19. März 2014
in Dresden.

Erhöhte
Aufmerksamkeit, ein angeregter Herz-Kreislauf aber auch Herzrasen und
feuchte H
ände sind Symptome von „normalem“ Stress, die jeder kennt. Sie sind
Folge einer erhöhten Aktivität der wichtigsten Stresshormonachse, der
sogenannten HPA-Achse. Sie reicht vom Hypothalamus, einem Abschnitt des
Zwischenhirns, über die Hirnanhangsdrüse bis zu den Nebennieren und
schüttet die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol aus. Folgt
jedoch keine ausreichende Entspannung, kann es durch die dauernde
Alarmbereitschaft des Körpers zu chronischem Stress kommen und damit zu
einer Erschöpfung und Überlastung. „Und das kann viele schädliche
Auswirkungen haben“, sagt Professor Dr. med. Günter Stalla,
Arbeitsgruppenleiter am Max-Planck-Institut für Psychiatrie, München,
und Sprecher der DGE-Sektion Neuroendokrinologie. Etwa für das
Immunsystem, indem die Aktivität der Killerzellen abnimmt. Ein möglicher
negativer Effekt auf das kardiovaskuläre System ist die Entstehung von
Bluthochdruck. Auch das Nervensystem kann leiden, mit Schlafstörungen
und Depressionen als Folge. „Außerd
em kommt es bei einer chronisch aktivierten HPA-Achse zu einer
Unterdrückung anderer Hormone, wodurch die Fettmasse im Körper zu- und
die Muskelmasse abnimmt“, sagt Professor Stalla. Möglich sind auch eine
hormonell bedingte Unterfunktion der Hoden und daraus resultierende
sexuelle Störungen und ein Nachlassen der Libido, also der Lust auf Sex.

„Durch
diese Veränderungen des Hormonsystems, die durcheinander geratenen
Regelkreise und die Begleiterkrankungen, entsteht ein sich ständig
verstärkender Teufelskreis“, sagt Professor Dr. med. Stefan R.
Bornstein, Direktor am Universitätsklinikum Dresden und Tagungspräsident
des 57. DGE-Symposiums. „Wie kein anderes medizinisches Fach b
eschäftigt sich deshalb die Endokrinologie mit dem Thema Stress. Unsere
Aufgabe ist es, mehr über die beteiligten Regulationssysteme
herauszufinden und dadurch neue Ansatzpunkte für Therapien zu
entdecken.“ Professor Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz, Mediensprecher
der DGE aus Bochum, ergänzt: „Auch wenn für viele Menschen im
Berufsleben zu erbringende Höchstleitungen und permanente Erreichbarkeit
zum Alltag gehören, sollte ein jeder aufmerksam auf Anzeichen von
Dauerstress achten, für Ausgleich sorgen und gegebenenfalls auch einen
Endokrinologen zu Rate ziehen.“

Mögliche Symptome für chronischen Stress sind:

Nervosität, Schlafstörungen

Kopfschmerzen, Migräne

Depressionen

Hörsturz, Tinnitus

höhere Anfälligkeit für Infektionskrankheiten

Zunahme von bösartigen Krankheiten

verzögerte Wundheilung

Bluthochdruck

höheres Herzinfarktrisiko

Zunahme der Fett- und Abnahme der Muskelmasse

sexuelle Störungen

Mögliche Mittel gegen chronischen Stress:

„Entschleunigen“, sich weniger vornehmen

Entspannungsübungen

ausreichende Bewegung, Sport (zum Beispiel Laufen, Radfahren, Schwimmen, Gymnastik)

Hobbys und soziale Kontakte pflegen

Musik hören, Lesen

gesunde Ernährung

Aufputsch- und Suchtmittel meiden

genügend Schlaf

Terminhinweis:

Pressekonferenz anlässlich des 57. Symposiums der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE)

Termin: Mittwoch, 19. März 2014, 11.00 bis 12.30 Uhr