Student der Saar-Uni patentiert revolutionäres Getriebe mit über
100 Gängen
Getriebe im Automobilbau haben eine natürliche �Grenze�, so wie
sie heute konstruiert sind. Bei maximal acht bis zehn Gängen ist
Schluss. Mehr Gänge kann ein herkömmliches Getriebe baubedingt nicht
aufweisen. Es wäre ansonsten zu breit und zu schwer, um in Autos
verbaut zu werden. Toma Macavei war das nicht genug. Der ehemalige
Saarbrücker Informatikstudent hat ein computergesteuertes Getriebe
entwickelt, das über 100 Gänge haben kann und etwa die Größe eines
DIN-A-4-Blattes hat. Sein Bruder Andrei, derzeit noch Jurastudent an
der Saar-Uni, ist als Geschäftsführer einer Firma für die
Vermarktung zuständig. Durch Einreichung einer Patentanmeldung ist
die Erfindung bereits rechtlich gesichert. Nun suchen sie Partner für
den Bau eines Prototyps.
Sein VW Golf war ihm nicht sparsam genug. Das war die Initialzündung
für Toma Macavei, das Getriebe des Autos zu optimieren. Denn mehr
Gänge bedeuten konstantere Drehzahlen des Motors, und das bedeutet
weniger Spritverbrauch. Bisher haben herkömmliche Getriebe für Autos
und LKW allerdings einen Haken: Die Gänge liegen auf verschieden
großen Zahnrädern nebeneinander. Grund dafür ist die Kupplung der
Gänge, also deren Verbindung, die direkt an den Zahnrädern
geschieht. Zehn Gänge ergeben also ein breiteres Getriebe als fünf
Gänge, vorausgesetzt, alle Bauteile sind ansonsten gleich. Irgendwann
ist also Schluss, das Getriebe wird zu breit und zu schwer, wenn
weitere Gänge hinzukommen.
�Ich habe zwei Zahnradkammern miteinander kombiniert�, erklärt
der 30-jährige Toma Macavei. Das funktioniert ähnlich wie bei
Fahrrädern und ihren zwei hintereinander liegenden Zahnkränzen.
�Liegen in der vorderen Zahnradkammer beispielsweise fünf
Zahnradpaare und in der hinteren drei, ergeben sich daraus also 15
Gänge. Theoretisch können wir damit über 100 Gänge erreichen�,
erklärt der ehemalige Saarbrücker Informatik-Student.
Der schwierigste Teil der Konstruktion war bisher die Verbindung
beider Getriebeteile. Bisher ist keinem Ingenieur eine Lösung dafür
eingefallen, wie die beiden Zahnradkammern miteinander gekuppelt
werden können. Toma Macavei hat nun eine computergestützte Lösung
erfunden, die innerhalb der Verbindung beider Zahnradkammern liegt.
Diese errechnet den optimalen Gang für die jeweilige Geschwindigkeit
und schaltet das Getriebe automatisch. Die Zahnradpaare des Getriebes
können sehr eng beieinander stehen, denn die Kupplung der Gänge
geschieht im Innern dieser kompakten Welle.
�Ein Auto beispielsweise kann so konstant mit sehr niedriger
Drehzahl gefahren werden�, erklärt der Bruder des Erfinders, Andrei
Macavei. So wird erheblich Kraftstoff gespart, da auch bei hohen
Geschwindigkeiten keine hohe Drehzahl erforderlich ist. �Außerdem
wird der Motor nicht so stark belastet�, erklärt der angehende
Jurist einen weiteren Vorteil.
Das so genannte Finngetriebe von Toma und Andrei funktioniert in zwei
Richtungen. Das heißt, es kann nicht nur Kraft vom Motor an die
Räder weitergeben. Wenn ein Fahrer bremst, kann das Getriebe auch die
Energie von den Rädern aus zurück übertragen. �So kann man
beispielsweise Strom gewinnen für einen Elektroantrieb�, erklärt
der 29-jährige Andrei. Das sei sehr gut geeignet für Fahrzeuge mit
Hybridantrieb, also beispielsweise Benzin- und Elektroantrieb.
Nachdem ihnen attestiert wurde, dass diese Idee noch nicht
patentrechtlich geschützt ist, haben Andrei und Toma Macavei ihre
Idee mithilfe der Patentverwertungsagentur auf dem Saarbrücker Campus
ein Patent entwickelt. Eine Saarbrücker Anwaltskanzlei, die auf
Patentrecht spezialisiert ist, hat die Patentanmeldung eingereicht.
Nun suchen die beiden umtriebigen Studenten nach Partnern, die sie
beim Bau eines bis zu 200.000 Euro teuren Prototyps unterstützen.