Am 16.10.2007 habe ich als Diskutant an der Fernseh-Talkshow „Menschen bei Maischberger“ teilgenommen. Thema: „Rente und Generationenkonflikt.“
Es ist mir ein Anliegen, an dieser Stelle die von mir in der Sendung geäußerten Ideen auszuführen und zu präzisieren:
Das Generationenmodell, bei dem die Rentenversicherung von den rentenversicherungspflichtigen Bürgern (oder freiwilligen) finanziert wird die im Berufsleben stecken, ist dann überholt, wenn kein oder wenig Wirtschaftswachstum stattfindet und zu wenige junge Bürger sozusagen nachwachsen. Das kann bestenfalls noch für eine Basisrente reichen, die Sozialhilfeniveau erreicht.
Die heutigen Rentner dürfen allerdings nicht unter dieser, schon vor Jahren absehbaren Tatsache, leiden, weil die Politiker seinerzeit ja immer versprochen haben, die Renten wären sicher. Also muss der Staat für diese heute sich immer mehr bildenden Defizite aufkommen, das ist nicht nur selbstverständlich, sondern eine Frage der Moral beziehungsweise unseres verbrieften Wertesystems.
Den Generationen ab dem Lebensalter von 40 Jahren muss allerdings klipp und klar gesagt werden, dass das für sie nicht mehr gilt. Wenn sie später im Rentenalter Ihren gewohnten Lebensstandart bewahren wollen, dann müssen Sie privat vorsorgen. Der Staat muss dafür die entsprechenden Randbedingungen schaffen, d.h. Sicherheiten garantieren z.B. durch Kontrolle der Lebensversicherungen und Finanzinstitute und für Anreize sorgen, z.B. über steuerliche Begünstigungen, Werbemaßnahmen u.s.w.
Mir ist klar, dass ich dabei den mündigen Bürger voraussetze, aber ohne den funktioniert unsere Demokratie sowieso nicht, eine gewisse Fähigkeit zur Selbstverantwortung muss schon unterstellt werden.
Dazu gehören aber noch weitere Überlegungen:
Die Politiker dürfen nicht mehr in die Kassen der staatlichen Versicherung greifen können, wie sie es bisher immer getan haben, immerhin ein Grund für so manche heutige Rentenmisere. So sehr ich die deutsche Einheit begrüßt habe, so falsch war es die Rentenanwaltschaften der ostdeutschen Bürger 1:1 von der West-Rentenversicherung bezahlen zu lassen. Das heißt auf keinen Fall, dass ich diesen Bürger nicht das gleiche Recht einräume, nur das hätte unbedingt aus Steuermitteln finanziert werden müssen. Aber die Politik hat seinerzeit den bequemsten Weg gewählt, wie auch bei anderen Fehlgriffen.
Um der Generationengerechtigkeit willen habe ich die Erbschaftssteuer ins Gespräch gebracht. Noch nie wurden in Deutschland solch horrende Summen und Güter vererbt, wie heutzutage. Davon profitiert fast ausschließlich die junge Generation. Da halte ich es für recht und billig, dass sie sich auch an den Kosten für die Alten beteiligt, allerdings sollten dann auch diese Gelder zweckgebunden nur für Renten- und Pflegeversicherung verwandt werden. Diese Institutionen müssen dem Zugriff der Politik völlig entzogen werden, so wie beispielsweise die Bundesbank. Eine solche Maßnahme sollte zumindest die Grundrente absichern ohne die Lohnnebenkosten über Gebühr zu belasten.
Leider fehlte in der Diskussion der volkswirtschaftliche Sachverstand, weshalb ich mehrfach auf dieses Defizit hingewiesen habe. Alle Maßnahmen müssen sich am Prinzip der Marktwirtschaft orientieren, allerdings mit Randbedingungen, die soziale und ökologische Vorrausetzungen an vorderster Stelle berücksichtigen. Alles andere führt letztlich zu einem unregierbaren Staat oder in eine Diktatur á la DDR. Das sollte sich die aus der SED hervorgegangene neue „Linke“ mal hinter die Ohren schreiben, vor allem Oskar Lafontaine, den ich früher sehr schätzte, der aber heute wider besseres Wissen unerträglich populistische Forderungen hervorbringt, die der Volkswirtschaft enorm schaden. Mir kommt es so vor, als ob mit alten Rezepten der DDR-SED, die seinerzeit – nicht nur wirtschaftlich – einen Staat zugrundegerichtet haben, die Bundesrepublik saniert werden soll.
Zum Schluss ein Fragebogen, den ich kurz vor der Sendung schriftlich beantworten musste und an dieser Stelle gerne veröffentliche:
Finden Sie, dass die Alten in Deutschland zu weinerlich sind? (Stichwort Rentenkürzung, was fast alle vehement ablehnen)
Antwort: Nein, Sie haben früher immer eingetrichtert bekommen, dass sie, rentenversichert, gut versorgt sind. Politiker haben Ihnen nie reinen Wein eingeschenkt, das hätte Wählerstimmen gekostet.
Sind die Alten eine gierige Generation?
Antwort: An sich nicht, aber heute wird alles in Geldwert dargestellt, dann kann man es Ihnen nicht verübeln, außerdem haben sie ganz einfach Angst später total abhängig vom Goodwill der jungen Generation oder dem Staat zu werden, sh. Pflegenotstand. Im übrigen sind in letzter Zeit immer mehr Kosten auf Rentner zugekommen, u.a. Lasten aus der Wiedervereinigung, Besteuerung der Renten und Renteneinkünften, Krankenversicherung, usw.
Was die Jungen anbelangt: Wir verzeichnen die erste echte Erbengeneration seit Menschengedenken, die Jungen werden extrem davon profitieren, ja es gibt heute schon viele die sind von Beruf „Tochter oder Sohn“. In unserer Spaßgesellschaft ist das Thema Vorsorge zumindest bei 20-30 jährigen nicht besonders beliebt. Man schafft sich lieber Prestige versprechende Objekte wie Autos, trendige Kleidung, Audio-, Entertainment- und Kameraausrüstungen u.s.w. an, man will halt was darstellen. Die Erwachsenen, insbesondere die Politik predigen “ Leistungsprinzip „, viele Jugendliche stecken enorme Energien darein, dem mit List und Tücke zu entgehen, oder, wenn sie bestimmte Anforderungen nicht erfüllen können, machen den Staat dafür verantwortlich, steigen sie ganz aus und lassen sich das gerne vom ungeliebten Staat finanzieren.
Ist das Älter-Werden für Sie persönlich schwierig?
Antwort: Eigentlich nicht, ich spüre, dass meine Kenntnisse immer noch gefragt sind. Mir scheint das ein genereller Trend zu sein. Nach dem im letzten Jahrzehnt das fast ausschließliche Setzen auf die Generation der 30 jährigen weitgehend gescheitert ist, besinnt man sich wieder auf die Kompetenz und Erfahrung der 50-60 jährigen, die zunehmend wieder mehr im Arbeitsmarkt benötigt werden. Im übrigen: Das Gehirn altert nicht wenn es fortlaufend trainiert wird, z.B. durch weitere Arbeit. Nichtstun ist für Körper und Geist Gift.
Jugendwahn – werden wir davon heimgesucht?
Antwort: Die Zeiten sind weitgehend überwunden.
Altersdiskriminierung, das nehmen Sie wahr, sagten Sie: konkretes Beispiel erlebt?
Antwort: Ich nicht, im Gegenteil, aber vielleicht kommt’s später.
Ihr Jean Pütz