Pflanzenvielfalt erhöht Insektenvielfalt

Halle, Leipzig, Göttingen. Je mehr Pflanzenarten in Wiesenund Wäldern leben, desto mehr Insektenarten finden dort Lebensraum.Mehr Pflanzenarten erhöhen aber nicht nur die Zahl der Insektenarten,sondern auch die Zahl ihrer Individuen. Gleichzeitig wird die tierischeVielfalt nicht nur von der pflanzlichen Artenvielfalt bestimmt, sondernauch von der pflanzlichen Strukturvielfalt. Dies sind Ergebnisse einerinternationalen Zusammenarbeit unter Führung des Deutschen Zentrumsfür integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), die in derFachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wordensind. Sie haben Konsequenzen für die insektenfreundlicheBewirtschaftung von Wiesen und Wäldern.

„Unsere Ergebnisse verdeutlichen, dass Entwicklungen wie dasaktuell beobachtete Insektensterben zusammenhängen können mit derArt und Weise, wie wir Menschen die von uns genutzten Ökosystemebewirtschaften“, sagt Erstautor Prof. Andreas Schuldt von derUniversität Göttingen – vormals tätig am DeutschenZentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv). Gemeinsammit den Co-Autoren hat Schuldt umfangreiche Daten zur Pflanzen- undInsektendiversität aus zwei der weltweit größtenBiodiversitätsexperimente ausgewertet: dem Jena Experiment undBEF-China. Im ersten Experiment wurde die Zahl der Pflanzenarten auf einerWiese verändert, im zweiten die Zahl der Baumarten in einem Wald– jeweils mit dem Ziel, die Auswirkungen pflanzlicher Diversitätauf andere Lebewesen und das Funktionieren der Ökosysteme zuuntersuchen.

Die Daten zeigen, dass Rückgänge in der Vielfalt vonPflanzenarten – zum Beispiel verursacht durch intensive Nutzung land-und forstwirtschaftlicher Flächen – zu einer verringerten Zahlvon Insekten (Individuen) führen kann, was wiederum die Zahl derInsektenarten sinken lässt. „Interessant ist in diesemZusammenhang, dass nicht der reine Verlust an Pflanzenarten entscheidendist, sondern auch der damit verbundene Verlust an Strukturvielfalt“,so der Jena-Experiment-Sprecher Prof. Nico Eisenhauer vom ForschungszentrumiDiv und der Universität Leipzig. „Diese Ergebnisse zeigen, dasswir durch strukturfördernde Maßnahmen wie angepasste Mahdtermineund die Erhaltung alter Bäume einen wesentlichen Beitrag zumBiodiversitätsschutz leisten können“, ergänztBEF-China-Sprecher Prof. Helge Bruelheide von der Universität Halleund iDiv.

Der Vergleich von Daten aus ganz unterschiedlichen Lebensräumenzeigt dabei die Relevanz der Forschungsergebnisse für wichtige von unsMenschen genutzte Ökosysteme. Ermöglicht wurde die Studie durchumfangreiche Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft(DFG).
Andreas Schuldt, Volker Hahn