Bremen (pte/29.03.2005/15:46) – Wissenschaftler der Universität Bremen
http://www.uni-bremen.de haben festgestellt, dass es in diesem Winter
zu erheblichen Ozonverlusten über der Arktis kommt. Die Umweltphysiker
halten es sogar für möglich, dass diese Werte die bisherigen
Rekordwerte übertreffen. Das Forscherteam hat Messungen mit einem
Forschungsflugzeug der NASA, das mit einem eigens entwickelten
Messinstrument namens Airborne Submillimeter Radiometer (ASUR)
ausgerüstet ist, durchgeführt. Das Instrument erfasst Konzentrationen
von Ozon und der am Ozonabbau beteiligten Spurenstoffe in einem
Höhenbereich von 15 bis 70 Kilometern.
Die Untersuchungen waren Teil der internationalen PAVE-Mission (Polar
Aura Validation Experiment), um die Entwicklung und Veränderung des
Klimas zu erforschen. Holger Bremer und Harry Kuellmann aus der
Arbeitsgruppe von Justus Notholt vom Institut für Umweltphysik
http://www.iup.physik.uni-bremen.de haben in den polaren Gebieten über
Kanada hohe Werte an aktivem Chlor und geringe Werte an Salpetersäure
gemessen. Beide Faktoren deuten darauf hin, dass der Ozonabbau über der
Nordhalbkugel bis weit in der Frühling hineinreichen und auch Gebiete
über Mitteleuropa umfassen kann.
Der diesjährige Winter ist als kältester seit 50 Jahren, zumindest, was
die Temperaturen in der unteren arktischen Stratosphäre angeht,
aufgezeichnet worden. Als Folge erwarten die Klimaforscher einen
starken Abbau der stratosphärischen Ozonschicht, die die Erde vor den
schädlichen UV-Strahlungen der Sonne schützt. Nur bei sehr kalten
Temperaturen, die im Winter in der polaren Stratosphäre auftreten,
bilden sich polare Stratosphärenwolken. Diese Wolken bestehen zumeist
aus einer Mischung von Salpetersäure und Wasser bzw. Eis. Chlor, das
durch die Freisetzung von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) in die
Stratosphäre gelangt, kann an der Oberfläche dieser Wolken von seiner
nicht aktiven in eine aktive Form überführt werden. Diese aktiven
Chlorverbindungen sind die Hauptverursacher des stratosphärischen
Ozonabbaus. Diese Situation kann nach der Aktivierung und bei
Sonnenlicht zu einem "Ozonloch", wie es in der Antarktis herrscht,
führen.
Die Messergebnisse haben nach Angaben der Universität Bremen selbst
Experten überrascht, denn neben sehr hohen Konzentrationen von aktivem
Chlor wurden im Vergleich zu früheren Jahren nur sehr geringe Werte von
Salpetersäure gemessen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine
Normalisierung in diesem Jahr erst spät eintreten und sich der
Ozonabbau bis weit in den Frühling hinein fortsetzen könnte. Doch
bleibt dieser Prozess nicht nur auf die polaren Gebiete beschränkt,
denn auch über dem Mittelmeer konnte dies im März festgestellt werden.
Erste Auswertungen der Messdaten zeigen, dass es in diesem Winter
massive Ozonverluste geben kann, die die Verluste früherer kalter
Winter durchaus übertreffen könnten. Die weitere Entwicklung wird jetzt
von den Forschern beobachtet.