Tayside/Heidelberg (pte/12.10.2006/15:30) – Rauchverbote in
öffentlichen Räumen werden von der breiten Bevölkerung nicht nur
akzeptiert, sondern auch gewünscht und führen darüber hinaus zu einer
enormen Verbesserung des Gesundheitszustandes der
Gastronomiemitarbeiter. Wie gestern, Mittwoch, das Journal of the
American Medical Association (JAMA) http://www.jama.ama-assn.org/
berichtete, geht dies aus einer europäischen Studie hervor, die den
Gesundheitszustand von Angestellten in der Gastronomie direkt nach der
Einführung des gesetzlichen Rauchverbotes in Schottland untersuchte.
Auch im restlichen Europa wird der Ruf nach einem derartigen Verbot
immer lauter.
Schottland führte im Frühjahr dieses Jahres das gesetzliche Rauchverbot
in öffentlichen Lokalen ein. Die vorliegende Studie verfolgte den
Gesundheitszustand von über 100 Gastronomie-Mitarbeitern über einen
Zeitraum von fünf Monaten. Wie gezeigt werden konnte, hatten etwa 80
Prozent aller Probanden vor der Einführung des Rauchverbots Probleme
durch Atemwegserkrankungen. Ein Monat nach dem Verbot gaben bereits 26
Prozent der Untersuchten eine Verbesserung der Symptome an. Weitere
zwei Monate später stieg diese Zahl auf knapp 47 Prozent an.
Mark D. Eisner von der University of California in San Francisco
widerspricht in diesem Zusammenhang drei gängigen
Pro-Raucher-Argumenten. Erstens halten sich die Betreiber der
Restaurants und Bars nicht an das Verbot. "Vier Jahre nach der
Einführung des gesetzlichen Rauchverbotes in der kalifornischen
Gastronomie sind 99 Prozent der Restaurants und 76 Prozent der Bars
rauchfrei. In Irland und Neuseeland sind die Zahlen ebenfalls nahezu
perfekt", so Eisner. Das zweite Argument sei, dass die Öffentlichkeit
keine rauchfreien Bars und Restaurants akzeptieren würde. "Wie
internationale Studien zeigen, befürworten die meisten Menschen
rauchfreie Restaurants und Bars. Die Zustimmung steigt nach der
Einführung des Verbots sogar nochmals an", erklärte Eisner. Drittens
würde ein öffentliches Rauchverbot zu Umsatzeinbußen in der Gastronomie
führen. Wie Eisner angab, haben zahlreiche Untersuchungen ergeben, dass
die Umsätze in der Gastronomie nach dem Rauchverbot teilweise sogar
gestiegen sind.
"Das sind typische Erfahrungen, die man in rauchfreien Ländern gemacht
hat", erklärt Martina Pötschke-Langer vom Deutschen
Krebsforschungszentrum http://www.dkfz.de im Gespräch mit pressetext.
"Der Gesundheitszustand der Gastronomieangestellten hat sich enorm
verbessert und die Bevölkerung befürwortet rauchfreie Lokale. Vor allem
Familien mit Kindern und Menschen mit asthmatischen Erkrankungen sind
für das Rauchverbot", so Pötschke-Langer. In Deutschland sind rund zwei
Drittel der Bevölkerung für ein Rauchverbot innerhalb der Gastronomie.
Nächste Woche tritt eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aus beiden
Koalitionsparteien zusammen und arbeitet einen eventuellen
Gesetzesvorschlag aus.
"Ein solches Verbot wäre unbedingt notwendig. In der Gastronomie sind
etwa eine Mio. Mitarbeiter betroffen. Über 70.000 Babys sind bereits im
Mutterleib den Schadstoffen des Tabakrauches ausgesetzt. Weiters sind
Tausende stillende Mütter in der Gastronomie tätig. Aus
muttschutzrechtlicher Sicht müssten diese Frauen eigentlich in Karenz
gehen. Das tun sie aber meistens nicht, da sie sich entweder den
Verdienstausfall nicht leisten können oder Angst haben, nach der vollen
Karenzzeit ihren Arbeitsplatz zu verlieren", erklärt Pötschke-Langer im
Gespräch mit pressetext.