Berlin (pte/04.10.2006/06:30) – Eine neue biologische Stoffklasse zur
Behandlung von Autoimmunerkrankungen wurde von Orthopäden und
Molekularbiologen beim diesjährigen Deutschen Kongress für Orthopädie
und Unfallchirurgie http://www.orthopaedie-unfallchirurgie.de
vorgestellt. Dabei handelt es sich um so genannte Exosomen, die bei
rheumatischen Erkrankungen wie Rheumatoider Arthritis eine Entzündungs-
und Schmerz-hemmende Wirkung entfalten.
Peter Wehling, Düsseldorfer Leiter des Arbeitskreises Gentherapie und
Molekulare Orthopädie, charakterisiert die Funktionsweise der Exosomen
insoweit, dass "das Immunsystem eigene Zellen als eigen und andere als
fremd erkennt." Da die meisten Immunkrankheiten die körpereigenen
Zellen erkranken lassen, ermöglicht der therapeutische Einsatz von
Exosomen durch die Injektion direkt in die betroffenen Gelenkareale
eine Besserung dieser auf der anderen Körperseite. Da Exosomen als
winzig kleine Zellpartikel von den weißen Blutkörperchen produziert
werden, beträgt ihre Größe auch nur 65-100 Nanometer. Damit sind sie
etwa 1.000 Mal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haares.
Obwohl laut Molekularbiologen Julio Reinecke die "Entdeckung der
Exosomen eher zufällig war", entfalten sie ihre Schmerz-hemmende
Wirkung, indem sie sich als Kleinstpartikel über das Lymphensystem
direkt zwischen den entzündeten Gelenken hin- und herbewegen.
Durch weiter führende Forschungen gelang es den Wissenschaftlern eine
spezielle Form der Exosomen aus weißen Blutkörperchen zu isolieren.
Erste Experimente mit Mäusen zeigten Therapieerfolge mit diesen
körpereigenen Partikeln zur wirksamen Behandlung von Rheuma. Beim
Menschen kann somit vor allem Gelenkrheuma als chronische Entzündung
der Gelenke behandelt werden. "Wir haben bei zwei Drittel der Patienten
rasche und deutliche Besserungen beobachtet", so Wehling, der
Langzeitbeobachtungen durchführte. Einer damit verbundenen Störung des
Immunsystems samt einhergehender Zerstörungen der Gelenkknorpel konnte
bei inzwischen 66 Patienten entgegen gewirkt werden.
Die Anwendung von Exosomen ist daher eine effiziente und zusätzliche
Alternative neben Operationen und klassischen Basistherapiemodellen wie
Kortison oder Methotrexat. Linderungszeiten der Beschwerden von drei
bis sechs Monaten zeigen neben der Verbesserung von Gelenksschwellungen
auch einen Rückgang der Entzündungswerte wie beispielsweise CRP sowie
Normalisierungen im Bereich der Blutsenkung. Bei erneuten Beschwerden
konnte eine wiederholte Therapieanwendung mit gleichem Erfolgstrend
nachgewiesen werden.
Chancen der Rheumatherapie mit Exosomen sieht Wehling "in der
klinischen Anwendung als machbar und sicher", so dass sie "als sehr
wirksame Therapie eingesetzt werden." Laut den Experten könnten
Exosomen zukünftig mitunter dazu verwendet werden, auch andere
Immunerkrankungen, wie etwa Multiple Sklerose, Neurodermitis und
Allergien, zu lindern.