Nahrung löst Immunantwort im Darm aus ! Mit einer Bemerkung von Jean Pütz

Unsere Redaktion war übrigens seinerzeit diejenige, die als erste mit dem Vorurteil aufräumte, AIDS befalle nur schwule Männer. Es war eine ARD-Sendung, die seinerzeit  im Rückblick mit dafür sorgte, dass diese schreckliche Krankheit in Deutschland relativ wenige Opfer forderte. Ein Beweis, dass verständliche Aufklärung insbesondere über Fernsehen und Rundfunk enorme Wirkung verursachen kann. Ich persönlich habe durch diese Recherchen endlich einmal auch Informationen zu Funktionsmechanismus des Immunsystem recherchieren können, denn die T4-Helferzelle steht im Mittelpunkt der weltweit besten Apotheke, die wir in uns tragen.
Was mich seinerzeit besonders faszinierte war die Tatsache, dass an der Immunantwort gegen alle möglichen Erreger insbesondere der Darm – genauer gesagt – der Dünndarm verantwortlich ist. Das sind die im Artikel genannten Peyerschen Plaques, die die Immunantwort triggern – nachzulesen in meinem Hobbytehkbuch ‚Darm & Po‘. Damals vermutete ich – wohlgemerkt vorwissenschaftlich –  dass die Darmflora ganz entscheidend für unsere Gesundheit mitwirkt.
Das war der Grund, weshalb ich bei einer dänischen Firma ein probiotisches Joghurt-Bakterien-Gemisch zusammenstellen lies. 30 Jahre später bestätigt mich die Forschung aber auch meine Fitness im hohen Alter. Ob das auch daran liegt, dass ich mit 82 Jahren noch keinen Zentimeter kleiner geworden bin, kann ich nicht belegen, aber auch das ist eine vorwissenschaftliche Vermutung von mir. Auch heute noch gehört jeden Tag eine gehörige Portion selbstgemachten Joghurts (mindestens 350 ml) mit Früchten, Nüssen und Getreidekörner, zum sonst spärlichen Frühstück. Es lebe die Wissenschaft.
Jean Pütz

Nahrung löst Immunantwort im Darm aus

Marburger Forscher revidieren Lehrbuchwissen – Nachweis über programmierten Zelltod erbracht

Marburg/Berlin/Mainz/Aachen (pte020/13.05.2019/10:30) – Nahrung löst im menschlichen Darm eine Immunantwort aus. Zu diesem überraschenden Ergebnis kommen Forscher der Universität Marburg . Sie stellen damit ein in der Wissenschaft bislang festgeschriebenes Gesetz auf den Kopf. Laut dem Team um den Immunologen Ulrich Steinhoff löst die Nahrung im Dünndarm eine Immunantwort aus, die dadurch in Schach gehalten wird, dass die beteiligten Immunzellen absterben.

Peyer-Plaques als Schlüssel

„Bisher galt es als medizinisches Lehrbuchwissen, dass die Proteine in der Nahrung keine Immunreaktionen hervorrufen dürfen, sonst herrsche Chaos“, meint Steinhoff. Zusammen mit Kollegen aus Marburg, Berlin, Mainz, Aachen und Göteborg verfolgten die Experten das Schicksal von T-Zellen in den Peyer-Plaques. Das sind lymphknotenartige Strukturen im Dünndarm, die Ansammlungen von Immunzellen enthalten. „Die Peyer-Plaques sind diejenigen Orte im Verdauungstrakt, an denen Immunantworten initiiert werden“, so der Marburger Erstautor Alexander Visekruna.

T-Zellen gehören zu den wichtigsten Akteuren der Abwehr; bei ihnen handelt es sich um weiße Blutzellen, die körperfremde Proteine erkennen. Sie produzieren die T-Zellen in den Peyer-Plaques Moleküle. Nach einer gewissen Zeit unterlaufen die Zellen ein Programm, das dazu führt, dass sie absterben – die Fachleute sprechen von programmiertem Zelltod oder Apoptose. „Im Darm stellt sich ein Fließgleichgewicht wie bei einem Dorfbrunnen ein, es werden dauernd neue Immunzellen durch die Nahrung aktiviert und genauso viele durchlaufen den programmierten Zelltod und sterben ab“, sagt Steinhoff.

Gute Darmflora heißt auch Tod

Der Immunblocker PD-1 ist dafür verantwortlich, die T-Zellen zur Apoptose zu veranlassen. Hemmt man die Aktivität von PD-1, so führt dies zu Darmentzündungen, weil die Immunzellen nicht absterben. „Das erklärt auch, warum Darmentzündungen häufig bei Patienten mit Melanomen auftreten, bei denen PD-1 durch Antikörper ausgeschaltet wird“, unterstreicht Immunologe Steinhoff. Um zu testen, welche Bedeutung der Immunreaktion des Darms zukommt, wurden Tests mit der Nahrung von Mäusen durchgeführt. Erhalten die Tiere eine Protein-freie Diät, die alle wichtigen Nährstoffe enthält, so verkümmert der Dünndarm – offenbar braucht der Organismus Proteine, die das Immunsystem erkennen kann.

Im Einklang mit diesen wissenschaftlichen Befunden zeigte sich bei Patienten mit der chronischen Darmentzündung Morbus Crohn, dass sie in den Peyer-Plaques eine stark verringerte Anzahl von Immunzellen aufweisen, die Apoptose erleiden. „Unsere Ergebnisse legen nahe, dass der programmierte Zelltod von nahrungsaktivierten Immunzellen das Markenzeichen eines gesunden Darms ist“, fasst Steinhoff zusammen.