Multiresistente TB: Kurzzeittherapien oft ungeeignet

Multiresistente TB: Kurzzeittherapien oft ungeeignet

Standard-Antibiotika gegen viele Stämme der TB-Bakterien wirkungslos

Thorax-Röntgen: TB-Resistenzen großes Problem (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)
Thorax-Röntgen: TB-Resistenzen großes Problem (Foto: pixelio.de, Dieter Schütz)

Braunschweig/Borstel (pte014/06.10.2016/11:30) –

Kurzzeittherapien der multiresistenten Tuberkulose (TB) werden in Europa
nur in den wenigsten Fällen erfolgreich eingesetzt. Zu diesem Schluss
kommen Experten des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) http://dzif.de . Denn die Behandlung der immer weiter verbreiteten multiresistenten
Tuberkulose ist nebenwirkungsreich, teuer und vor allem langwierig.

Dramatische Ausbreitung von TB

Seit Mai 2016 empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) http://who.int eine Kurzzeittherapie für betroffene Patienten, wenn die Bakterien
gegen alle eingesetzten Medikamente auch empfindlich sind. In den
vergangenen Jahrzehnten haben sich Antibiotika-resistente Stämme der
Tuberkulose-Bakterien dramatisch ausgebreitet. In einigen Ländern
Osteuropas werden bereits mehr als 40 Prozent aller Tuberkulosefälle
durch multiresistente Bakterienstämme (MDR-TB) verursacht.

Die WHO hat bisher empfohlen, dass Patienten mit einer
MDR-TB mit mindestens vier verschiedenen Medikamenten über mindestens 20
Monate täglich behandelt werden. In Studien aus Bangladesch, dem Niger
und Kamerun stellte sich aber heraus, dass mit einer bestimmten
Kombinationstherapie von Tuberkulosemedikamenten nur neun bis zwölf
Monate einer Behandlung ausreichen, um mehr als 80 Prozent aller
Patienten zu heilen. Die WHO empfiehlt vor diesem Hintergrund daher seit
Mai 2016 die angesprochene Kurzzeittherapie.

92 Prozent kommen nicht infrage

DZIF-Wissenschaftler vom Forschungszentrum Borstel
haben in den vergangenen Jahren die Ausbreitung multiresistenter Stämme
der Tuberkulose-Bakterien in Europa genauer untersucht und dabei
festgestellt, dass die Bakterien, die sich in Europa verbreiten, gegen
besonders viele Antibiotika resistent sind. Sie verglichen nun das
Niveau der Antibiotikaresistenz von Tuberkulosebakterien bei mehr als
1.000 MDR-TB-Patienten aus Europa. Fazit: Über 92 Prozent aller
Patienten in Europa kommen nicht für die Kurzzeittherapie infrage, da
die Bakterien gegen mindestens eines der Medikamente bereits resistent
sind.