Magenkrebs: Bakterien nutzen Protease als Waffe
Magen im Zentrum: Forscher verstehen Krebs (Foto: pixelio.de, Sigrid Rossmann) |
Erlangen/Nürnberg (pte017/12.10.2017/12:30) –
Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) http://fau.de haben entdeckt, dass Helicobacter-pylori-Bakterien ein sekretiertes
Enzym, die Protease HtrA, quasi als Waffe verwenden, um die
Schutzschicht des Magens zu durchbrechen und Krebs auslösen. HtrA
zerschneidet die drei Proteine Occludin, Claudin-8 sowie E-Cadherin und
erzeugt einen Durchbruch in die Schicht aus Epithelzellen, die den
Menschen vor der Magensäure schützt.
"Molekulare Spritze"
Laut den bayerischen Wissenschaftlern gelangen die
Helicobacter-pylori-Bakterien auf diese Art und Weise in tiefere,
normalerweise keimfreie Gewebeschichten und richten weiteren Schaden an.
Damit beginnt die Entstehung von Magenkrebs. Hierauf folgt jedoch ein
noch viel gefährlicherer Schritt. Ein nadelartiger Fortsatz, das
sogenannte Typ-IV-Sekretionssystem, wird anschließend aktiviert und
funktioniert hierbei ähnlich einer "molekularen Spritze".
Diese Spritze injiziert über einen rezeptorabhängigen
Mechanismus einen bakteriellen Giftstoff, das sogenannte CagA-Protein,
an der Unterseite der Wirtszellen. Das eingeschleuste CagA wiederum
programmiert die Wirtszelle so um, dass Krebs entstehen kann. Darüber
hinaus beeinflusst das Protein das menschliche Immunsystem und die
Entzündung, so dass die Bakterien nicht erkannt und dadurch auch nicht
eliminiert werden. Helicobacter pylori überlebt.
Hemmstoffe getestet
Die Fachleute hoffen, dass die aktuellen Befunde neue
Ansatzpunkte für eine anti-bakterielle Therapie aufzeigen, da HtrA und
CagA sich hervorragend als neue Wirkstoffziele eignen. Die Arbeitsgruppe
hat inzwischen bereits damit begonnen, spezifische Hemmstoffe gegen
HtrA zu testen. "Wir hoffen, dass entsprechende Wirkstoffe eine
Infektion entweder komplett verhindern oder die CagA-Injektion
unterbinden", so FAU-Forscherin Nicole Tegtmeyer abschließend.