Katheter sicher führen dank Ultraschall

Katheter sicher führen dank Ultraschall:

Zentrale Venenkatheter immer unter Sichtkontrolle legen

Berlin
– Zentrale Venenkatheter zum Herzen sollten Ärzte immer unter
zeitgleicher Ultraschallkontrolle legen, empfiehlt eine neue europaweite
Leitlinie zur Interventionellen Sonografie. Untersuchungen haben
gezeigt, dass dabei weniger Fehler passieren und es seltener zu
Komplikationen kommt als beim traditionellen Vorgehen, betonen Experten
der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM), die
maßgeblich an der Erstellung der Leitlinie beteiligt waren.

Zentrale
Venenkatheter dienen dazu, Patienten herznah Medikamente zu
verabreichen oder ihren Venendruck zu messen. Um einen solchen Katheter
zu legen, führt der Arzt durch einen Zugang von der inneren Halsvene
(Vena jugularis interna) oder der Schlüsselbeinvene (Vena subclavia)
einen dünnen Kunststoffschlauch bis zum Herzen vor. Bisher orientierten
sich Ärzte dabei vorrangig anatomisch an den Körperkonturen. „Sich
alleinig an anatomischen Landmarken zu orientieren ist jedoch längst
nicht mehr zeitgemäß“, so DEGUM-Experte Professor Dr. med. Christoph F.
Dietrich aus Bad Mergentheim. Im Idealfall sollte der Arzt mit der einen
Hand die Kanüle des Katheters führen, mit der anderen Hand einen steril
verpackten Ultraschallkopf. Dieser gibt ihm am Bildschirm ein genaues
Bild von der Lage des Katheters. Eine Metaanalyse von 2013 zeigt, dass
Komplikationen wie falsch gesetzte Kanülen, Verletzungen von
Blutgefäßen, Blutergüsse oder Blutansammlungen im Brustkorb unter
Ultraschallkontrolle deutlich seltener vorkommen als bei der
Landmarken-Technik.

Mit
der Leitlinie zur „Interventionellen Sonografie“ legt die European
Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology (EFSUMB)
jetzt erstmals Standards für medizinische „Interventionen“ vor, bei
denen der Ultraschall als Hilfsmittel zur Sichtkontrolle dient.
„Ultraschall ist das Mittel der Wahl, um Eingriffe zeitgleich am
Bildschirm zu kontrollieren“, erläutert  Dietrich, der als Koordinator
maßgeblich an der Erstellung der Leitlinie mitgewirkt hat. Der Experte
vertritt die DEGUM im Vorstand der Dachgesellschaft.

Klar
ist: Unter Sichtkontrolle durch den Ultraschall können Eingriffe
besonders zielgenau und sicher erfolgen. So kommt die Sonografie etwa
dann zum Einsatz, wenn Mediziner Flüssigkeit zwischen Lunge und
Brustwand ablassen, bei einem Krebsverdacht Gewebe entnehmen oder
Eiteransammlungen entlasten. „Bei all diesen Eingriffen ist die
Erfahrung des Arztes, die Wahl der richtigen Instrumente, die Einhaltung
von Hygieneregeln und auch die Wahl der richtigen „Route“ im Körper
entscheidend“, so Dietrich. Die Leitlinie setze hier Standards an denen
Ärzte sich orientieren können. 

Da
der Interventionelle Ultraschall technisch anspruchsvoll ist, empfiehlt
die DEGUM Ärzten, sich durch Schulungen fortzubilden. Wichtig seien
neben den Kenntnissen der Anatomie und der Ultraschalltechnik die
praktischen Fertigkeiten. „Die Prozeduren sollten beispielsweise an
Übungspuppen trainiert werden, bevor es an den Patienten geht“, so
Dietrich.  Für die Ultraschall-geleitete Gewebeentnahme über ein
Endoskop etwa empfiehlt die Leitlinie, dass der Arzt die Untersuchung
mindestens 50 Mal unter Aufsicht geprobt hat, bevor er sie eigenständig
durchführt. „Ziel der DEGUM ist es, ultraschall-kontrollierte Eingriffe
noch sicherer zu machen“, betont Dietrich.

Informationen im Internet:

Leitlinien der European Federation of Societies for Ultrasound in Medicine and Biology (EFSUMB): http://www.efsumb.org/guidelines/guidelines01.asp

Über die DEGUM

Die
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM) bietet ein
Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch
auf dem Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint rund 10 000
Ärzte verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten,
Naturwissenschaftler und Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das
am häufigsten eingesetzte bildgebende Verfahren in der Medizin.
Ultraschallanwendern bescheinigt die DEGUM eine entsprechende
Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen I bis III. DEGUM
zertifizierte Ärzte finden Patienten im Internet unter:
www.degum.de.