Industrie 4.0 benötigt gute Facharbeiter

Stuttgart
– Industrie 4.0 ist in den Fabriken angekommen, verändert die Arbeitswelt und
damit die Anforderungen an die Mitarbeiter. Alleine in Deutschland sind nach
Angaben des Statistischen Bundesamts mehr als acht Millionen Menschen im
produzierenden Gewerbe beschäftigt. Doch erst knapp zwei Drittel der
Unternehmen bieten ihren Mitarbeitern Weiterbildungen im Bereich
Digitalisierung an, wie eine aktuelle Studie von Bitkom und TÜV-Verband besagt.

„Der
neue Lehrgang zur Fachkraft für Industrie 4.0 ist somit ein weiterer Beitrag
zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.“

Bosch
hat gemeinsam mit der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart und
weiteren Partnern aus Wissenschaft und Praxis den Lehrgang zur „Fachkraft für
Industrie 4.0 (IHK)“ entwickelt und pilotiert. Es ist bundesweit der erste
IHK-Lehrgang, der sich direkt an Facharbeiter richtet und diese für die
Anforderungen in der vernetzten Fertigung qualifiziert. Die Teilnehmer lernen
nicht nur Technologien kennen, mit denen sie Industrie 4.0 Anwendungen umsetzen
können, sondern auch agile Arbeitsmethoden. „Nur wer die vernetzte Welt
versteht, kann sie auch gestalten. Wir bereiten unsere Mitarbeiter auf die
Arbeitswelt von morgen vor und schaffen so die Voraussetzungen für eine
erfolgreiche Umsetzung von Industrie 4.0“, ist Bosch-Personalchef Christoph
Kübel überzeugt: „Der neue Lehrgang zur Fachkraft für Industrie 4.0 ist somit
ein weiterer Beitrag zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands.“

Die
ersten zwölf Teilnehmer aus dem Bosch-Werk in Stuttgart-Feuerbach haben die
Weiterbildung bereits erfolgreich abgeschlossen. Weitere Kurse bieten
verschiedene IHKs ab 2019 deutschlandweit für alle Unternehmen an.


„Die
Mitarbeiter machen den Unterschied bei Industrie 4.0.“

Dr.
Stefan Aßmann, Leiter der Geschäftseinheit Bosch Connected Industry


Fachkräfte
für Industrie 4.0 gestalten die vernetzte Fertigung

Der
neue Zertifikatslehrgang richtet sich an Facharbeiter mit Berufserfahrung in
Produktion oder Logistik. Es gibt keine formalen Zugangsvoraussetzungen. Der
Kurs besteht aus fünf Modulen mit einem Umfang von 104 Stunden. Theorie und
Praxis sind gleich gewichtet. Die Teilnehmer lernen zum Beispiel vernetzte
Geschäftsmodelle in der Fertigung kennen: Welche Technologien gibt es? Wie
werden Daten übertragen? Wie funktionieren Logistik und Supply Chains in einer
digitalen Welt? Technologische Inhalte sind ein Schwerpunkt, Arbeitsmethoden
wie Scrum ein anderer. „Technische Lösungen sind nur die eine Seite der
Medaille. Den Unterschied bei Industrie 4.0 machen die Mitarbeiter. Ihre
Fähigkeiten, situativ auf Probleme zu reagieren und neue, kreative Lösungswege
zu finden, rücken in der Fabrik der Zukunft in den Mittelpunkt“, erklärt Dr.
Stefan Aßmann, Leiter der Geschäftseinheit Bosch Connected Industry, in der das
Unternehmen seine Industrie 4.0-Aktivitäten in den Bereichen Software und
Services bündelt. Als Leitanwender und Leitanbieter von Industrie 4.0
digitalisiert und vernetzt Bosch eigene Werke und die seiner Kunden. Nahezu
alle der rund 280 Bosch-Werke weltweit setzen auf vernetzte Lösungen.

Bülent
Cevran arbeitet seit 20 Jahren bei Bosch in Stuttgart-Feuerbach und ist einer
der ersten Absolventen des Lehrgangs. Der gelernte Industriemechaniker ist als
Schichtführer dafür zuständig, dass immer genügend Teile für die Fertigung an
den Produktionslinien vorrätig sind. „Meine Arbeit hat sich in den letzten
Jahren stark gewandelt. Früher haben wir die benötigten Teile mühsam von Hand
ermittelt und zugeordnet. Heute geht das vollautomatisch. Wir haben unser
Vorratslager mit den Fahrern vernetzt, die uns den Nachschub bringen. So wissen
sie jederzeit, wann wo was benötigt wird“, beschreibt Cevran den Wandel. „Durch
den Lehrgang bin ich jetzt in der Lage, die Vernetzung innerhalb des Werks
selbst mitzugestalten. Mein erstes Projekt nach der Fortbildung wird sein, die
Vernetzung mit den Fahrern auszubauen und um zusätzliche Anwendungsfälle zu
erweitern, zum Beispiel den Abtransport leerer Kisten auf Bodenrollern.“

Bosch-Mitarbeiter
können freiwillig an der Weiterbildung teilnehmen und verschiedene
Fördermöglichkeiten des Unternehmens wie freie Zeit oder einen Kostenzuschuss
in Anspruch nehmen. Die Kosten für den Piloten hat das Unternehmen übernommen.
Ein Großteil der Qualifizierung findet während der Arbeitszeit statt, rund 20
Prozent in der Freizeit.

„Digitalisierung
ist eine der größten Herausforderungen für die Betriebe“

Johannes
Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart

Industrie
4.0 Fachkraft: Von Deutschland in die Welt

Industrie
4.0-Experten von Bosch haben die Kursinhalte mitentwickelt und übernehmen nun
Lehrtätigkeiten im Rahmen der Weiterbildung.

„Digitalisierung
ist eine der größten Herausforderungen für die Betriebe. Wir als IHK
unterstützen mit konkreten Angeboten wie der Qualifizierung zur Fachkraft
Industrie 4.0. Dass wir mit Bosch einen hervorragenden Partner gewinnen
konnten, um diese Qualifizierung zu entwickeln und erfolgreich einzuführen,
freut mich ganz besonders. Viele andere Unternehmen werden davon profitieren“,
sagt Johannes Schmalzl, Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart.

Auch
die deutsche Auslandshandelskammer bietet künftig die Weiterbildung zur
„Fachkraft für Industrie 4.0“ an – zum Beispiel in China.

Bosch Media Service