Nashville (pte/03.08.2006/06:00) – Ein Wissenschaftlerteam um Sudhansu
Dey vom Vanderbilt University Medical Centre in Nashville
http://www.mc.vanderbilt.edu hat anhand von Mausversuchen ans Licht
gebracht, dass jener chemische Mechanismus, der die Einnistung eines
Embryos in die Gebärmutter ermöglicht, durch einen Bestandteil von
Marihuana blockiert wird. Im Moment der Konzeption kann der
Cannabiskonsum daher die Schwangerschaft gefährden. Zudem kann er eine
Missgeburt oder eine ektopische Schwangerschaft verursachen. Die
Studienergebnisse wurden nun in der Fachzeitschrift Journal of Clinical
Investigation http://www.jci.org veröffentlicht.
Nachdem die Konzeption stattgefunden hat, muss die Eizelle eine
risikoreiche Strecke von der Stelle der Konzeption im Eileiter zur
Gebärmutter zurücklegen. Die Forscher haben jetzt entdeckt, dass es für
eine sichere Passage notwendig ist, dass genau die richtige Menge der
chemischen Substanz Anandamide vorhanden ist. Ist diese Menge zu groß
bzw. zu klein, dann werden die Aussicht auf eine normale
Schwangerschaft sowie die Überlebenschancen des Embryos erheblich
reduziert. Die Wissenschafter konnten zeigen, dass Tetrahydrocannabinol
(THC) – der wichtigste Wirkstoff von Cannabis – diese delikate Balance
ernsthaft stört.
Genau wie Anandamide dockt THC am Cannabinoid-Rezeptor CB1 an. Dieser
Rezeptor findet sich nicht nur an Nervenzellen im Gehirn, wo sie den
Rausch auslösen, sondern auch an Spermien, Eizellen und Embryonen in
einem frühen Stadium der Entwicklung. Indem es an CB1 andockt,
verdrängt das THC die Anandamide und steigert seine Anwesenheit im
Eileiter. Dies hat denselben Effekt wie eine übermäßige Anwesenheit von
Anandamiden: Die befruchteten Eizellen erreichen die Gebärmutter nicht
mehr aber nisten sich bereits im Eileiter ein oder sterben ab.
"Unsere Beobachtungen von schwangeren Mäusen, die THC ausgesetzt
wurden, geben Anlass zur Sorge, dass mütterlicher Marihuana-Konsum
schon sehr früh in der Schwangerschaft negative Auswirkungen auf den
Nachwuchs hat", erklärt Dey. Keinem der Embryonen, die in den
Tierversuchen THC ausgesetzt wurden, sei es gelungen, die Eierstöcke zu
verlassen. "Unsere aktuellen Befunde sind von größter klinischer
Bedeutung, weil das Zurückbleiben des Embryos im Eileiter eine wichtige
Ursache für ektopische Schwangerschaften ist." Die Anzahl dieser
abnormalen und lebensbedrohlichen Schwangerschaften sei im vergangenen
Jahrzehnt signifikant gestiegen.