"Harakiri"-Chip zerstört sich auf Befehl selbst
Chip: Datensicherheit durch Selbstzerstörung (Foto: flickr.com/Yuri Samoilov) |
Palo Alto (pte012/07.10.2015/11:30) –
Forscher des Xerox Palo Alto Research Center (PARC) http://www.parc.com haben einen neuartigen Computerchip präsentiert, der sich auf Befehl
binnen weniger Sekunden selbst zerstört. Ziel der "Harakiri"-Strategie
ist es, Unbefugten gänzlich die Möglichkeit zu nehmen, sich Zugang zu
besonders sensiblen Daten zu verschaffen. Der im Rahmen eines Projekts
des Pentagon-Forschungsarms DARPA http://www.darpa.mil entwickelte Chip realisiert seine Zerstörung mithilfe eines speziellen
Hartglases, das bei Erhitzung explodiert und in tausende kleine Stücke
zerfällt.
Sicherer als andere Methoden
"Sie können Ihr Handy in kochendes Wasser oder auf den
Boden werfen oder versuchen, seinen Speicher zu löschen, indem Sie eine
starke Stromladung hindurch schicken", zitiert "LiveScience" den
Materialforscher und PARC-Manager Gregory Whiting. All diese "low
tech"-Möglichkeiten, sensible Daten schnell zu löschen, hätten aber ein
Problem: Sie können nicht aus der Ferne ausgeführt werden. "Außerdem ist
es etwa auch mit den meisten dieser Methoden schwierig sicherzustellen,
dass wirklich alle Informationen von einem elektronischen Gerät
gelöscht werden", ergänzt Whiting. Oft würden schon wenige Bits
ausreichen, um einen Speicher wiederherzustellen.
Mit dem neuen Ansatz sei es nun gelungen, gleich beide
Probleme auf einmal zu lösen. "Unser Chip lässt sich ganz leicht aus der
Ferne steuern. Um die Selbstzerstörung einzuleiten, kann so gut wie
alles von WLAN-Signalen bis hin zu Radiowellen verwendet werden",
erklärt der Wissenschaftler. Dabei sei auch die Sicherheit wesentlich
höher. "Das Hartglas, das wir einsetzen, zersplittert auf Kommando in so
kleine Teile, das nicht nur die Daten gelöscht werden, sondern auch die
einzelnen Bits neu angeordnet oder überhaupt völlig zerstört werden. Um
diese Daten wiederherzustellen, müsste man alle diese winzigen
Stückchen wieder in die ursprüngliche Ordnung bringen", so Whiting.
Hitzeschock lässt Glas zerbersten
Interessant ist, dass sich dem Experten zufolge jeder
handelsübliche Computerchip in ein derartiges "Harakiri"-Bauteil
verwandeln lässt. Hierfür wird einfach die Siliziumscheibe direkt auf
dem Hartglas angebracht. Dieses oft auch als Sicherheitsglas bezeichnete
Material ist besonders widerstandsfähig und wird deshalb etwa auch bei
Smartphones verbaut. "Wenn man ein Stück davon abbricht, zerspringt es
explosionsartig in viele winzige Teile", erklärt der PARC-Experte.
Genau das machen sich die Wissenschaftler zunutze. Sie
setzen die Methode des sogenannten "Ionenaustausches" ein, um das Glas
an einer bestimmten Stelle gezielt zu erhitzen. "Das erzeugt eine enorme
Spannung im Material. Aufgrund des Hitzeschocks bildet sich eine
Fraktur, die immer größer wird und letztlich das Glas zerbersten lässt",
erläutert Whiting die Vorgehensweise.