GRACE-Konsortium kann Kritik an Fütterungsstudie nicht
entkräften
Testbiotech schreibt an neuen EU-Kommissar und fordert die Offenlegung
weiterer Daten
18. November 2014 / Nachdem Testbiotech die Mängel einer Fütterungsstudie mit
Gentechnik-Mais angeprangert hatte, die von dem EU-Projekt GRACE durchgeführt
wurde, liegt eine erste Reaktion vor. In einem offenen Brief weist Joachim Schiemann,
der Koordinator des GRACE-Konsortiums, die Vorwürfe von Testbiotech zurück. Dabei
entkräftet er allerdings weder die Kritikpunkte von Testbiotech, noch geht er auf die
Interessenverflechtungen im Umfeld der Publikation ein. Er versucht die
wissenschaftlichen Mängel der Studie zu verteidigen, indem er im Wesentlichen die
Inhalte der von Testbiotech kritisierten Fütterungsstudie wiederholt. Im Ergebnis kann
das GRACE-Konsortium die von Testbiotech geäußerte Kritik nicht entkräften.
Testbiotech hatte gezeigt, dass die Fachzeitschrift Archives of Toxicology, in der die kritisierte
Studie veröffentlicht wurde, eine außerordentliche Nähe zur Industrie hat und dass relevante
Interessenkonflikte der Autoren nicht benannt wurden. Zudem gibt es vielfältige persönliche
Beziehungen zwischen einem Hauptautor der Studie, Pablo Steinberg, und den Herausgebern
der Zeitschrift. Testbiotech befürchtet, dass unter diesen Bedingungen die Ergebnisse der
Studie nicht ausreichend gründlich durch unabhängige Gutachter geprüft wurden. Auf diese
Vorwürfe geht das GRACE-Konsortium in seinem offenen Brief mit keinem Wort ein.
Das Konsortium widerspricht Testbiotech darüber hinaus in Bezug auf die Interpretation der
vorliegenden Daten. Die Bewertung durch einen erfahrenen Toxikologen zeigt jedoch, dass
die Argumente von GRACE die Kritik von Testbiotech nicht entkräften können. Vielmehr
muss man weiterhin davon ausgehen, dass nach den vorliegenden Daten die Verfütterung von
Gentechnik-Mais MON810 biologisch relevante, statistisch signifikante und dosisabhängige
Effekte ausgelöst hat. Davon betroffen sind der Gehalt an Gesamteiweiß im Blutserum und
das Gewicht der Bauchspeicheldrüse bei einer gleichzeitigen Erhöhung des
Blutzuckerspiegels. Diese Veränderungen können ein Hinweis auf ernsthafte gesundheitliche
Schäden der Tiere sein.
Testbiotech hat sich schriftlich an den neuen EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis und an das
GRACE-Konsortium gewandt, um Aufklärung gebeten und bekräftigt die Forderung die
Studie zurückzuziehen und neu zu begutachten. Zudem solle die Identität der Experten
bekannt gegeben wird, welche die Studie vor ihrer Publikation geprüft haben. Testbiotech
fordert zudem die Offenlegung von Daten, die im Rahmen einer weiteren einjährigen
GRACE-Fütterungsstudie mit dem Gentechnik-Mais MON810 bislang erhoben wurden. Nach
den internationalen Richtlinien der OECD sind bei Langzeit-Fütterungsstudien
Untersuchungen von Blutwerten nach drei und sechs Monaten Versuchsdauer vorgeschrieben.
Die zusätzliche Studie mit MON810 läuft bereits seit Anfang 2014. Entsprechende Daten
müssten daher vorliegen.
Kontakt: Christoph Then