Gold für molekularen Motor

Gold an den Niederländer Ben Feringa

Gesellschaft Deutscher Chemiker vergibt Auszeichnung in Sevilla

Den
6. EuCheMS Chemistry Congress vom 11. bis 15. September 2016 in Sevilla
nimmt die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) zum Anlass, die
August-Wilhelm-von-Hofmann-Denkmünze zu verleihen. Mit dieser Goldmünze
werden vornehmlich ausländische Chemikerinnen und Chemiker
ausgezeichnet, die sich um die Chemie besondere Verdienste erworben
haben. Das trifft auf Professor Dr. Ben Feringa, Universität Groningen,
zu, der faszinierende Arbeiten zu dynamischen molekularen Systemen
vorweisen kann. So entwickelte er den ersten lichtgetriebenen
molekularen Motor. Mit der Auszeichnung durch die GDCh und Feringas
Plenarvortrag „From Molecules to Dynamic Molecular Systems“ wird der
diesjährige Kongress der European Association for Chemical and Molecular
Sciences beschlossen.

Feringas
Forschungsleistungen reichen von grundlegenden Beiträgen zur modernen
Stereochemie und zur organischen Synthese bis zu bemerkenswerten neuen
Ansätzen auf dem sich schnell entwickelnden Feld der molekularen
Nanotechnologie und dynamischer molekularer Systeme wie molekulare
Schalter und rotierende molekulare Motoren, die Nanomaschinen und
Nanoroboter antreiben. Seine Kreativität, gepaart mit großem
experimentellen Können, hat viele Wissenschaftler zu neuen Denkansätzen
auf dem Gebiet komplexer chemischer Systeme angeregt.

Molekulare
Schalter, die in Feringas Arbeitsgruppe entwickelt wurden, finden sich
in responsiven Materialien und Oberflächen wieder, in denen
beispielsweise mechanische Belastungen zu definierten Abläufen auf
molekularer Ebene führen oder eine mechanische Reaktion chemisch
ausgelöst werden kann. Flüssigkristalle und elektrochrome Bauteile für
die Optoelektronik, bestimmte Gele, Polymere und Katalysatoren gehören
ebenso dazu wie durch Licht schaltbare Proteinkanäle für nanoskalige
Arzneimittelfreisetzung und Anwendungen in der Photopharmakologie.
Lichtresponsive Wirkstoffe werden hier in der Krebsbehandlung, in der
Behandlung mit Antibiotika und gegen die Bildung von Biofilmen
eingesetzt.

Der
Beweis, dass molekulare Motoren über bestimmte
Oberflächenbeschaffenheiten mit der makroskopischen Welt gekoppelt
werden können, galt als ein Meilenstein in der Chemie. Vor etwa fünf
Jahren machte ein molekulares Nanoauto Furore.

Ben
Feringa studierte ab 1969 Chemie an der Universität Groningen, ging
anschließend in die Forschung zu Shell in Amsterdam und Sittingbourne
(GB), wurde dann Hochschullehrer an der Universität Groningen und dort
1988 auf eine Professur für Organische Chemie berufen. Er wurde bereits
mehrfach ausgezeichnet und nimmt zahlreiche Funktionen in der chemischen
Community ein.

Die
European Association for Chemical and Molecular Sciences ist
Nachfolgeorganisation der 1970 unter maßgeblicher Mitwirkung der GDCh
gegründeten FECS (Federation of European Chemical Societies). EuCheMS
hat z.Zt. 46 chemiewissenschaftliche Gesellschaften in 36 Ländern als
Mitglieder, darunter die GDCh als größte kontinentaleuropäische
chemische Gesellschaft mit über 31.000 Mitgliedern – das sind fast 20
Prozent der von EuCheMS repräsentierten Chemikerinnen und Chemiker. Die
wissenschaftlichen Aktivitäten der EuCheMS, insbesondere Konferenzen,
Netzwerkbildung etc., werden vor allem durch die entsprechenden
Divisions und Working Parties wahrgenommen. Im Mittelpunkt jedoch steht
der alle zwei Jahre stattfindende EuCheMS Chemistry Congress.