Erhebung anhand umfangreicher Datenanalyse zeigt: Cortisolwerte verändern sich dauerhaft
(pte016/03.04.2019/10:30) – Erwachsene, die von einer hohen Stressbelastung berichten und eine unruhige Kindheit hatten, verfügen laut einer Studie der University of Minnesota http://twin-cities.umn.edu am ehesten über Muster bei Hormonen, die mit negativen Gesundheitsfolgen in Verbindung stehen. Das Gehirn reagiert auf die täglichen Stressoren unter anderem mit der Freisetzung des Hormons Cortisol. Normalerweise ist der Wert am Morgen am höchsten und verringert sich schrittweise im Laufe des Tages. Fallweise kommt es jedoch zu einer gestörten Regulation dieses Systems.
Hormongleichgewicht relevant
Laut Forschungsleiter Ethan Young spielt das Ausmaß des Stresses, den ein Mensch früh erlebt, eine wichtige Rolle bei der Entwicklung ungesunder Muster der Cortisolfreisetzung. Das gelte jedoch nur, wenn Personen aktuell auch einer höheren Stressbelastung ausgesetzt sind. Damit liege nahe, dass die Kombination beider Belastungen zu den am wenigsten gesunden Profilen des Hormons führt.
Die Wissenschaftler haben die Daten von 90 Personen untersucht, die Teil einer Geburtkohorte mit hohem Risiko waren und an der Minnesota Longitudinal Study of Risk and Adaptation teilgenommen hatten. Erhoben wurde, wie belastend Erfahrungen sind, die das System des Gehirns zur Stressreaktion im späteren Leben beeinflussen. Zusätzlich wurde analysiert, ob Stress in der Kindheit später anfälliger für Stressoren macht, die später im Leben auftreten.
Beurteilt wurden Daten des Life Events Schedule, bei dem es um stressreiche Lebensereignisse wie finanzielle Probleme, Schwierigkeiten in der Partnerschaft, körperliche Bedrohung und Mortalität geht. Speziell ausgebildete Programmierer bewerteten das Ausmaß der Belastung jedes Ereignisses in der Folge auf einer Skala von null bis drei. Ziel ist es, einen Gesamtwert für den Beobachtungszeitraum zu erstellen. Die Mütter der Teilnehmer wurden befragt, als die Teilnehmer zwölf, 18, 30, 42, 48, 54 und 64 Monate alt waren. Weitere Befragungen fanden in der ersten, zweiten, dritten und sechsten Schulstufe sowie im Alter von 16 und 17 Jahren statt. Die Teilnehmer selbst absolvierten den Test im Alter von 23, 26, 28, 32, 34 und 37 Jahren.
Cortisolproben ausgewertet
Die Testergebnisse wurden von den Forschern in bestimmte Zeiträume von der frühen Kindheit bis zur Gegenwart aufgeteilt. Im Alter von 37 Jahren lieferten die Teilnehmer zusätzlich über einen Zeitraum von zwei Tagen Cortisolproben ab. Die Speichelproben wurden direkt nach dem Aufwachen, 30 Minuten später und nach einer weiteren Stunde gesammelt. Zusätzliche Proben wurden am Nachmittag und vor dem Zubettgehen entnommen.
Weder der gesamte im Leben erlebte Stress noch die Stressbelastung in der Kindheit ließ die Cortisolwerte im Alter von 37 Jahren vorhersagen. Die Muster hingen vom Stress in der frühen Kindheit und dem aktuell Erlebten ab. Teilnehmer, die zu Beginn des Lebens relativ wenig Stress ausgesetzt waren, verfügten über ähnliche Muster. Der als Erwachsener erlebte Stress spielte dabei keine Rolle. Teilnehmer mit frühen Stresserfahrungen hatten flachere tägliche Cortisolmuster. Das galt jedoch nur dann, wenn sie auch als Erwachsene von einer hohen Belastung berichteten. Stress in der späteren Kindheit, beim Heranwachsen und im frühen Erwachsenenleben scheint der aktuellen Studie nach keine Auswirkungen zu haben.
Laut den in „Psychological Science“ veröffentlichten Ergebnissen ist die frühe Kindheit eine sensible Zeit, in der Stressereignisse wie Traumata oder Armut das System der Stressreaktionen im Gehirn so verändern können, dass die Folgen bis ins Erwachsenenleben anhalten. Die Forscher wollen nun untersuchen, welche andere Reaktionen auf Stress, wie sie etwa im Mikrobiom des Darms auftreten, sich langfristig auf die Gesundheit auswirken.