Europa soll rauchfrei werden – fraglich …

Deutschland erhöht Tabaksteuer – Englands Züge werden rauchfrei

Heidelberg/London/Wien (pte/29.08.2005/14:51) – Europa hat den Rauchern
den Kampf angesagt. Zumindest einige EU-Länder haben drastische
Verschärfungen gegen den Tabakkonsum unternommen: Ab 1. September 2005
werden die Zigarettenpreise in Deutschland angehoben und in
Großbritannien hat GNER http://www.gner.co.uk, einer der größten
Bahnbetreiber der Insel, ab heute, Montag, alle Züge zur rauchfreien
Zone erklärt. Lediglich Österreich hinkt, so der Sprecher der
Initiative "Ärzte gegen Raucherschäden" http://www.aerzteinitiative.at
, Manfred Neuberger, weit hinterher.

Das Deutsche Krebsforschungszentrum http://www.dkfz.de in Heidelberg
jubelt anlässlich der bevorstehenden Preiserhöhung. In einer heute,
Montag, veröffentlichten Publikation rechnen die Experten die Folgen
des Nikotin-Abusus vor: Täglich fordern durch Rauchen bedingte
Krankheiten in Deutschland rund 350 Menschenleben. Die meisten dieser
Todesfälle wären durch effektive Tabakkontrollmaßnahmen, insbesondere
Preiserhöhungen, vermeidbar, so das DKFZ. "Diese Erkenntnisse beruhen
auf Studien im anglo-amerikanischen Raum", erklärt Neuberger vom
Institut für Umwelthygiene an der Universität Wien im Interview mit
pressetext. Die positiven Folgen der Tabaksteuererhöhungen, die den in
Deutschland seit Jahrzehnten hohen Zigarettenkonsum deutlich verringern
konnten, fasst eine gemeinsame Publikation des Deutschen
Krebsforschungszentrums und des Instituts für Gesundheitsökonomie und
Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln zusammen.

Aufgrund von Steuererhöhungen ist der Tabakkonsum in Deutschland um 12
Prozent gesunken. Offensichtlich nahm gerade bei Kinder und
Jugendlichen der Griff zum Glimmstängel deutlich ab: Der Raucheranteil
unter den 12- bis 17-Jährigen fiel von 28 Prozent im Jahr 2001 auf 20
Prozent im Jahr 2005. Der Konsumrückgang könnte sogar noch größer sein,
wenn Zigaretten und Feinschnitt gleich hoch besteuert wären. Dabei sind
die Preisunterschiede von fast 13 Prozent zwischen Fabrikzigaretten und
selbst gedrehten Zigaretten enorm. Viele der Raucher sind deshalb auf
Tabak umgestiegen.

Auch in Österreich fordert die Initiative "Ärzte gegen Raucherschäden"
einen weiteren Anstieg der Tabakpreise, wie Neuberger das gegenüber
pressetext betont. "Geschehen ist vom Forderungskatalog der Initiative
aber praktisch nichts", ärgert sich der Experte. Zollkontrollen, die
eine Einfuhr von Schmuggelware erschweren, müssten mit der Erhöhung der
Preise einhergehen, sonst sei das ganze sinnlos.

Auch Großbritannien berichtet von einen weiteren Erfolg gegen die
Raucher: Nachdem 90 Prozent der Zugspassagiere Nichtraucher sind, und
die Zahl der Beschwerden von Reisenden über Raucher in zwei Jahren um
172 Prozent gestiegen sind, hat der Betreiber GNER, der jährlich 17
Mio. Gäste befördert prompt reagiert: "Wir haben einen Zeitpunkt
festgelegt, um mit dem Rauchen endlich aufzuhören", lautet der Slogan.
Solche Regelungen machen Österreichs Antiraucherkampagnen verdrossen.
"Wir sind mit einigen der neuen EU-Staaten das Schlusslicht in Europa",
meint Neuberger, der dennoch davon ausgeht, dass sich das Rad der Zeit
zugunsten der Nichtraucher dreht. Wie schlimm die Folgen des
Tabakkonsums sind, wissen die meisten. Die Kosten, die in Deutschland
jährlich etwa 30 Mrd. Euro betragen, entstehen durch die Behandlung
tabakbedingter Krankheiten, Rehabilitationsmaßnahmen und Medikamente
sowie durch krankheitsbedingte Produktivitätsausfälle. Etwa die Hälfte
aller regelmäßigen Raucher stirbt vorzeitig an den Folgen des
Tabakkonsums, meist infolge von Herz-Kreislauf-Krankheiten,
Krebserkrankungen oder Atemwegserkrankungen. In Deutschland sind jedes
Jahr 110.000 bis 140.000 Todesfälle auf das Rauchen zurückzuführen.

Weitere Informationen: http://www.tabakkontrolle.de