Bis(s) zum Netzprofi – Ernährungskommunikation 2.0
Essen wird digital
2012/05/23 „Es stellt sich heute gar nicht mehr die Frage, ob man in Sachen Social Media überhaupt aktiv wird, sondern nur noch wie gut“, stellte Dr. Margareta Büning-Fesel, Geschäftsführender Vorstand des aid infodienst auf dem 15. aid-Forum am 23. Mai 2012 in Bonn fest. Twitter, Xing, Facebook, Blogs und Foren – Soziale Medien verändern die Kommunikation und gewinnen zunehmend an Bedeutung. Auf dem aid-Forum „Bis(s) zum Netzprofi – Ernährungskommunikation 2.0“ wurde mit interdisziplinären Experten diskutiert, wie digitale Medien professionell für eine wirkungsvolle Ernährungskommunikation genutzt werden können. Der aid infodienst selbst hat erste Schritte in diese Richtung unternommen „Wir twittern seit einigen Jahren über undere website und über unsere Jugend- und Bildungsseiten mit mittlerweile über 3.500 Followern. Auch unsere Frage- und Antwortforen im Internet werden rege genutzt. Die ersten aid-Apps schafften es sogar in Top-Ten-Listen bei den Downloads,“ so
Büning-Fesel.
Prof. Dr. Dieter Georg Herbst von der Universität der Künste in Berlin zeigte in seinem Vortrag die Chancen und Grenzen der digitalen Kommunikation auf. So seien neben der Vernetzung von Menschen und Anwendungen die unbegrenzte räumliche, zeitliche und kapazitative Verfügbarkeit die größten Vorteile der digitalen Medien. „Zu den Grenzen der digitalen Ernährungskommunikation gehören die Vielzahl der Quellen und die Bewertung der Qualität dieser Quellen für die Konsumenten und Konsumentinnen“, erklärte Herbst. Wie eine professionelle Kommunikation im Netz aussehen kann, zeigte Dennis Horn, Redakteur, Moderator und Reporter für verschiedene renommierte Medien. „Unternehmen, die ihren Kunden im Netz zuhören und mitdiskutieren, haben die Chance, ständig die eigene Arbeit zu korrigieren und zu verbessern. Das verlangt allerdings, schnell zu reagieren. Es verlangt, den richtigen Ton zu treffen und auf Augenhöhe zu kommunizieren. Es verlangt, mit Kunden umzugehen, wie man mit
ihnen auch im normalen Leben umgeht – transparent, schnell, sachlich.“
Food-Trendexpertin Hanni Rützler aus Wien ging in ihrem Vortrag darauf ein, welche Auswirkungen die digitalen sozialen Netzwerke und der „Megatrend Connectivity“ auf die Ernährungskultur haben. So intensivierten Social Media den Dialog über das Essen und würden immer mehr zu Essbegleitern. „Esserfahrungen werden in Echtzeit geteilt, Brands empfohlen und an den digitalen Pranger gestellt. Insbesondere Organisationen in der Ernährungsbranche haben daher Bedarf, sich auch in den sozialen Netzwerken zu profilieren und eine glaubwürdige online personality zu entwickeln, die mit den Usern persönliche Beziehungen aufbaut.“
Welche Möglichkeiten der Bereich „Online-Ernährungscoaching“ bietet, erklärte Dr. Andrea Jahnen von der xx-well.com GmbH aus Berlin. Mittels Online-Coaching und e-Learning-Angeboten könne etwa dem steigenden Bedarf an persönlicher Betreuung begegnet werden. Die rasante Entwicklung der Informationstechnologie in den letzten Jahren habe es außerdem möglich gemacht, dass interaktive Systeme im Internet flexibel auf persönliche Interessen und das individuelle Vorwissen reagieren und sich an die Situation des Einzelnen anpassen, so die Expertin.
Prof. Dr. Michael Jäckel, Universität Trier, ging in seinem Vortrag auf die Bedeutung von Smartphones und Apps für die Ernährungskommunikation ein. „Die kleinen und zuverlässigen Vereinfacher sind Erweiterungen unserer Sinnesorgane. Sie ermöglichen ein höheres Maß an Selbstkontrolle, die aber nicht notwendigerweise ausschließlich durch das Selbst bestimmt wird. Denn die Erwartung, man könne Ernährung, Fitness und Gesundheit nunmehr nach eigenen Bedürfnissen einem kontinuierlichen Monitoring unterziehen, entspricht einer neuen Form von „Normalität“, die bei einer kritischen Masse von Verbrauchern vor einigen Jahren als expliziter Wunsch vielleicht noch gar nicht vorhanden war.“
In ihrem Vortrag „Ernährung und e-health“ stellte Prof. Dr. Hannelore Daniel von der Technischen Universität München die neuen Möglichkeiten der IT-Branche vor, etwa vitale Körperfunktionen, aber auch Informationen zum Ernährungs- und Essverhalten sowie das Bewegungsprofil mit spezifischen Werkzeugen und Instrumenten individuell zu erfassen und elektronisch zu dokumentieren.
Den Abschluss bildeten die Foodblogger Peggy Schatz aus Berlin und Sebastian Dickhaut aus München. Sie erläuterten anschaulich anhand von Praxisbeispielen, wie Ernährungskommunikation 2.0 gelingen kann. aid
aid: Infodienst für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Der gemeinnützige Verein löste sich 2016 auf.
Weitere Informationen: Bundeszentrum für Ernährung