Pilotprojekt zur giftfreien Trinkwasserversorgung
Berlin/Braunschweig (pte/16.09.2005/15:45) – Deutsche Forscher wollen
den Lake Chao in China wieder dorthin bringen, wo er einst war: Ein
sauberes und klares Gewässer, das Menschen mit sauberem Trinkwasser
versorgt. Derzeit entsorgen 1,2 Mio. Menschen ihr Abwasser im
fünftgrößten See Chinas südlich der Millionenstadt Hefei in der Provinz
Anhui. Das Problem dabei ist, dass das Seewasser auch als
Trinkwasserreservoir verwendet wird. Ein Projekt zur Sanierung des Sees
soll aus diesem Wasser wieder sauberes Trinkwasser machen.
Das Wasser des Lake Chao in China ist beinahe schwarz. Die meiste Zeit
von Juli bis November ist der See von Blaualgenblüte überwuchert. Die
einzige Kläranlage, die dieses Wasser reinigen soll, ist damit
überfordert. Daher gelangen viele Fäkalienreste und Nährstoffe in den
See. Blaualgen gedeihen in so einem eutrophierten See prächtig. Sie
geben Giftstoffe ab, die andere Pflanzen absterben lassen, um selber
gut zu gedeihen. Nach den Berichten der Forscher ist der im Schnitt nur
dreieinhalb Meter tiefe See an der Grenze zum Umkippen, dennoch wird
immer noch Trinkwasser daraus entnommen, das lediglich gefiltert wird.
Um eine rasche Lösung zu erreichen, hat das Braunschweiger
Leichtweiss-Institut für Wasserbau http://www.lwi.tu-bs.de die
Sanierung in zwei Phasen unterteilt: die kurzfristige Gewinnung von
Trinkwasser und die längerfristige komplette Sanierung des Sees. Den
kurzfristigen Teil hat das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und
Binnenfischerei (IGB) http://www.igb-berlin.de übernommen.
"In dem Seewasser sind gefährliche Cyanotoxine enthalten, die Krebs und
andere Krankheiten verursachen können", erklärt Claudia Wiegand vom
Berliner IGB im pressetext-Interview. Die Experten des Berliner
Instituts beschäftigen sich nun damit, eine Vorreinigung des
Trinkwassers vorzunehmen, die möglichst schnell und kostengünstig ist.
"Dazu untersuchen wir verschiedene Pflanzenarten, die das Wasser von
den giftigen Stoffen reinigen", so die Wissenschaftlerin. Dabei werden
allerdings ausschließlich in China heimische Pflanzen verwendet und
untersucht. Es soll verhindert werden, lebensraumfremde Spezies
einzubringen. Diese Pflanzen werden in so genannten Enclosures, einem
vom übrigen See abgetrennten Bereich, angepflanzt. In den dadurch
entstandenen Miniseen mit einem Zu- und Abfluss finden die Experimente
statt. "Um die optimale Pflanzenmenge und Pflanzenarten zu finden,
benötigen wir allerdings noch Zeit", so Wiegand gegenüber pressetext.
Das Projekt läuft seit Anfang des Jahres und wird erst 2007
abgeschlossen sein. Danach sollen die chinesischen Forscher alleine
weitermachen.
Parallel dazu konzipieren die Braunschweiger Forscher um Ulrich Maniak
Abwassermodelle, um auf lange Sicht einen gesunden See herzustellen.
Seit 1987 arbeiten nämlich chinesische Forscher bereits an einer
Sanierung der Wasserqualität. Nach Angaben der Forscher lief das
Projekt ganz gut, allerdings hat die Verschmutzung des Sees
offensichtlich überhand genommen.