Archiv der Kategorie: Computer, TV, Medien

Displays immer energiesparender und hochauflösender

App-App-Hurra! – Innovative Bausätze für AR-Anwendungen

Dresden / 19.10.2018

Das Fraunhofer-Institut für Organische
Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP entwickelt seit
Jahren erfolgreich OLED-Mikrodisplays auf Basis der
OLED-auf-Silizium-Technologie. Mehrere Generationen unterschiedlicher
Ausführungen sind bereits entstanden. Parallel wird mit Hochdruck auch
an der erforderlichen Elektronik und Systemumgebung für künftige
Augmented Reality (AR)-Anwendungen gearbeitet. Auf der electronica 2018,
vom 13. – 16. November 2018, in München präsentieren die Entwickler
erstmals ein innovatives und leistungsstarkes Set zur eigenständigen
Entwicklung von Wearables mit OLED-Mikrodisplays am
Fraunhofer-Gemeinschaftsstand Nr. 426, in Halle C5.

Das Fraunhofer FEP stellte vor zwei Jahren erste
ultra-low power OLED-Mikrodisplays auf der electronica vor. Diese
Mikrodisplays punkten durch ihre extrem stromsparende Konzeption. Sie
eröffnen in vielen Einsatzgebieten eine Alternative für die gestochen
scharfe Anzeige einfacher Informationen. In Zeiten, in denen immer
höhere Auflösungen von HD+ und immer höheren Frameraten den allgemeinen
Trend bestimmen, hielten die Wissenschaftler kontinuierlich an ihrem
Ansatz fest, fanden das richtige Konzept und wurden belohnt. In der
Zwischenzeit wurde ein namhafter europäischer Displayhersteller auf
diese Fraunhofer-Eigenentwicklung aufmerksam und produziert und
vermarktet diese in Serie: Ein Paradebeispiel für die
anwendungsorientierte Forschung von Fraunhofer – die ultra-low power
OLED-Mikrodisplays konnten erfolgreich in die Produktion überführt und
somit auf den Markt gebracht werden.

Aber ein Display allein macht noch keine AR-App! Die Wissenschaftler
des Bereiches IC- und Systemdesign am Fraunhofer FEP haben nun die
Elektronik und das Display weiterentwickelt, um es schnell in
Anwendungen bringen zu können. Ein Anzeigeelement allein reicht nicht
aus. Die Kommunikation des Displays mit anderen Schnittstellen und
Systemen ist der Schlüssel zur Anwendung. Vielfältige Anfragen, Ideen
und Anwendungsszenarios lassen sich mit der Mikrodisplaylösung und ihren
ureigenen Vorteilen adressieren.

Die extrem geringe Baugröße des ultra-low power OLED-Mikrodisplays
ist prädestiniert für kleine, miniaturisierte und auch leichtgewichtige
Systeme, die tragbar und leicht in Kleidung, Helme oder Brillen
integrierbar sind. Die OLED-Technologie des Displays ermöglicht scharfe
Bilder mit sehr hohen Kontrasten und Helligkeiten von 20 bis zu 5.000
nits (monochrom grün). Interessierte Entwickler können inzwischen aus
drei verschiedenen Displayvarianten auswählen: 304 × 256 Pixel oder 304 ×
128 Pixel mit einer Pixelgröße von 12 µm² und 4 Bit
Graustufendarstellung oder 720 × 256 Pixel mit einer Pixelgröße von 5
µm² und 1 Bit Schwarz-Weiß-Darstellung.

Das ultra-low-power Elektronik-Konzept adressiert z.B. Anwendungen in
rauen Einsatzgebiete wie im Katastrophenschutz, aber auch in der
Industrie oder Telemedizin, wo lange Laufzeiten ohne Unterbrechung für
Ladezeiten unabdingbar sind. Diese Eigenschaften sind erfüllt. Das
Display lebt jedoch von den Informationen, die eine Datenquelle sendet
und die angezeigt werden sollen. Beim ultra-low power Konzept geht es
nicht um höchstauflösende Videodaten schnellster Bildwiederholraten,
sondern um die Anzeige einfacher Zeichen, Daten oder Informationen, die
latenzarm als Kommandos übertragen werden. Bei einem Großbrand bspw. mit
einer Vielzahl an Einsatzkräften kann die Leitstelle über im Helm
integrierte Displays schnell präzise und einfach zu erfassende
Anweisungen an die Feuerwehrmänner vor Ort senden. Durch die Integration
eines Displays im Helm ist die Anzeige auch in Räumen mit geringer
Sicht durch Rauch möglich.

Mit dem innovativen Bluetooth-Bausatz des Fraunhofer FEP werden die
Grundlagen für Augmented-Reality-Entwicklungen – wie die eines
Datenhelmes für Einsatzkräfte oder eines Werkers in der Industrie 4.0 –
ohne lange Ladezeiten gelegt.

Das ultra-low power-Konzept lebt von der geringen
Datenübertragungsrate, die es benötigt. Es lag daher nahe, die
Informationsübertragung über Bluetooth Low Energy zu realisieren, da
diese Technologie nur sehr wenig Strom aus der Batterie nutzt.
Prinzipiell ist aber auch die Anbindung an schmalbandige low-power
Datenfunk-Netze denkbar, z.B. NB-IoT oder LoRaWAN.

Philipp Wartenberg, Abteilungsleiter für IC- und Systemdesign am
Fraunhofer FEP erläutert dazu: „Wir bieten unseren Industriepartnern ein
komplettes Systemkonzept zur Ansteuerung von ultra-low power
OLED-Mikrodisplays mit einer universellen Bluetooth-Verbindung an. Damit
ist die direkte Kommunikation mit dem Display kabellos und „out of the
box“ über unterschiedliche Eingabegeräte wie Smartphone, Laptop oder
Armband möglich.“ Die Entwickler haben eine Vision: Künftig könnte
Jedermann über ein passendes Mikrodisplay für seine gewünschte Anwendung
verfügen, die einfach selbst programmiert werden kann.

Die verfügbaren Entwicklungs-Kits enthalten als Komplettpaket neben
dem Display alles Nötige von der Optik bis zur grafischen Oberfläche für
Windows oder Android. Es sind Tools, mit dem Produktentwickler aber
auch App-Entwickler leichter und einfach ihre Ideen testen und mit der
Technologie spielen können. Diese können auch auf den Markt für
Datenbrillen zielen, welchem in den kommenden Jahren bis 2020
Wachstumsraten von über 200 % vorausgesagt werden.  

Aber nicht nur für Datenbrillen bietet die Systemplattform vom
Fraunhofer FEP Vorteile. Das Internet of Things ist ein enormer Markt
 für smarte Sensoren und Geräte, die miteinander kommunizieren und Daten
erzeugen, die letztlich an einer Nutzerschnittstelle dargestellt werden
müssen. Mit dem ultra-low power OLED- Mikrodisplays und der
Bluetooth-Systemplattform steht ein leistungsfähiges
Entwicklungswerkzeug für mobile Geräte der Zukunft zur Verfügung.

Die Wissenschaftler des Fraunhofer FEP stellen die neue Generation
der Displays mit verschiedenen Anwendungsszenarien auf der electronica
2018, vom 13.-16. November 2018 in München, am
Fraunhofer-Gemeinschaftsstand Nr. 426, in Halle C5 vor. Vor Ort kann die
neue Elektronikentwicklung mit unterschiedlichen Anwendungsszenarien
live getestet und mit den Entwicklern diskutiert werden.

Fraunhofer FEP auf der electronica 2018
13.-16. November 2018, München

App macht Störung durch Social Media den Garaus

App macht Störung durch Social Media den Garaus
Anwendung erinnert Smartphone-Nutzer daran, früh ins Bett zu gehen
 
Schlaf: App sorgt für Ruhe im sozialen Netz (Foto: pixelio.de/D. Braun)

Beijing/Kiel (pte003/25.10.2013/06:05) – Der chinesische Entwickler Yang Yuan hat eine neue App programmiert, die es Smartphone-Nutzern erleichtern soll, früh schlafen zu gehen. "I want to sleep early", so der Name der Anwendung, erinnert User daran, tatsächlich zu der Zeit schlafen zu gehen, die sie zuvor festgelegt haben. "Am besten wäre es, zwischen 22 Uhr und 6 Uhr zu schlafen", so Nicola Wendisch, leitende MTA für den Fachbereich Schlafmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein http://www.zip-kiel.de , gegenüber pressetext.

App als umgekehrter Wecker

Die App funktioniert wie ein umgekehrter Wecker: Wer um 22 Uhr schlafen gehen will, hört ab diesem Zeitpunkt alle fünf Minuten ein Signal, das ihn oder sie an den guten Vorsatz erinnert. Im Idealfall gehen die Nutzer auf "schlafen" – damit ist das Handy für die nächsten zwei Stunden abgeschaltet und alle Meldungen in Chats und sozialen Netzwerken gehen lautlos am Smartphone-Nutzer vorüber.

"Die Medien sind im Leben der Menschen so präsent, dass eine solche Anwendung sinnvoll ist", ist Wendisch überzeugt. Aber: Die Nutzer der App müssen selbst Verantwortung tragen, schließlich gibt es auch die Möglichkeit, den umgekehrten Wecker mit der Funktion "ich gebe es auf, früh schlafen gehen zu wollen" auszustellen. Oder das Smartphone zwar abzuschalten, aber am PC oder iPad weiterzusurfen.

Schlaf für Junge besonders wichtig

Laut einer Studie der Chinese Medical Doctor Association http://cmdae.org/en schlafen 14 Prozent der Bevölkerung erst nach Mitternacht, soziale Medien sind dabei ein großer Faktor. Wendisch sieht vor allem Teenager als gefährdet an: "Sehr viele junge Menschen schauen nachts zwei, drei, vier Mal auf ihr Handy – ab dem Alter von zehn Jahren kann man eine solche Abhängigkeit feststellen."

Dabei ist Schlaf im Jugendalter besonders wichtig, wie Wendisch erklärt: "In den Tiefschlafphasen erholt sich der Körper. Noch wichtiger ist der REM-Schlaf, denn während dieser Phase wiederholt das Gehirn, was es tagsüber gelernt hat." Yangs App, die seit August für Android-Nutzer verfügbar ist, richtet sich aber auch an ältere Generationen: Sie wurde laut dem Entwickler für junge Arbeiter und Studenten kreiert.

Social-Media: Manipulation massiv gestiegen

pte20180724002 Medien/Kommunikation, Computer/Telekommunikation

Social-Media: Manipulation massiv gestiegen

Regierung und politische Parteien verbreiten irreführende Kampagnen

Social Media: Fake-News während Wahlen (Foto: pixelio.de/Peter Derrfuss)
Social Media: Fake-News während Wahlen (Foto: pixelio.de/Peter Derrfuss)

Oxford (pte002/24.07.2018/06:05) –

Eine aktuelle Forschungsarbeit von Wissenschaftlern der Oxford University http://ox.ac.uk hat gezeigt, dass die Verwendung von Bots und irreführenden Postings
auf Social-Media-Plattformen im vergangenen Jahr auf globaler Ebene
rasant zugenommen hat. Manipulations-Kampagnen der Regierung sowie von
politischen Parteien sind insgesamt in 48 Ländern entdeckt worden. Vor
allem Fake-News während Wahlperioden verstärken sich zunehmend.

Strategien entwickeln sich weiter

Zwischen 2016 und 2017 sind es lediglich 28 Länder
gewesen, in denen die Forscher eine derartige Aktivität auf sozialen
Netzwerken nachweisen konnten. "Der wesentliche Zuwachs kommt von
politischen Parteien, die Falschinformationen während Wahlperioden
verbreiten", erklärt Samantha Bradshaw, Co-Autorin des Reports. Je mehr
politische Parteien von den Strategien lernen, die beispielsweise
während dem Brexit oder der US-Präsidentenwahl 2016 zur Anwendung kamen,
desto öfter häufen sich Kampagnen, die von Bots geleitet werden und zu
Fake-News führen.

Die Wissenschaftler bezeichnen die Manipulation von
Social Media als kritische Bedrohung des öffentlichen Lebens. Wenn es um
weitverbreitete und professionell koordinierte Manipulation von
sozialen Plattformen geht, liegt Russland im Spitzenfeld. Die Intention
liegt vor allem darin, demokratische Wahlen weltweit zu beeinflussen.
Die Kampagnen verbreiten sich auf typischen Plattformen, wie Facebook
oder Twitter. Doch auch Chat-Anwendungen, wie WhatsApp, Telegram und
WeChat, sind vor derartigen Attacken nicht gefeit.

Datenschutz für jedermann? – Große Probleme!

Recht auf Auskunft und Löschung personenbezogener Daten schwierig durchzusetzen – Anbieter häufig unkooperativ

Bonn, 4. April 2016    Bürgerinnen und Bürger sollen jederzeit die
Kontrolle über ihre Daten haben. Seit Erlass der europäischen
Datenschutzrichtlinie von 1995 sind Dienst-Anbieter unter anderem
verpflichtet, ihren Kunden Auskunft zu geben, welche Daten sie zu
welchem Zweck speichern, und diese auf Verlangen zu löschen.
Entsprechende Regelungen finden sich u.a. in den Paragraphen 34 und 35
des Bundesdatenschutzgesetzes.

Wissenschaftler der Universitäten Hamburg und Siegen haben in einer
Studie untersucht, inwieweit Dienste-Anbieter ihrer Pflicht zu Auskunft
und/oder Löschung nachkommen. Dazu haben sie die Anbieter von 120
Internetseiten und 150 Smartphone-Apps, die bei deutschen Nutzern
beliebt sind, überprüft. Nur rund ein Viertel der Anbieter kamen ihrer
Pflicht nach und erteilten auf Anfrage befriedigende Auskünfte. Ein
weiteres knappes Viertel antworte erst nach erneutem Versuch mit Verweis
auf das entsprechende Gesetz mit einer zufriedenstellenden Auskunft.
57% allerdings haben bis zum Ende der Studie nicht oder unzureichend
geantwortet. Ausländische Anbieter schnitten dabei deutlich schlechter
ab als Anbieter, die ihren Sitz in Deutschland haben.

Darüber hinaus wurde untersucht, wie sorgfältig mit den gespeicherten
Daten umgegangen wird. Rund ein Viertel der Anbieter gaben persönliche
Daten an eine gefälschte E-Mail-Adresse weiter, ohne zu kontrollieren,
ob der Anfragende tatsächlich der Dateninhaber ist.

Hannes Federrath, Vizepräsident der Gesellschaft für Informatik e.V.
(GI) und Sprecher des GI-Fachbereichs „Sicherheit“: „Die Ergebnisse der
Studie zeigen deutlich, wie verantwortungslos teilweise die
Internetanbieter mit personenbezogenen Daten umgehen. Allein deshalb
sollte grundsätzlich das Gebot der Datensparsamkeit gelten, sprich: Die
Nutzer sollten grundsätzlich so wenig Daten über sich preisgeben wie
möglich, also nur die Daten, die für einen Dienst unbedingt erforderlich
sind.“ Die Autoren der Studie ergänzen: „Aufsichtsbehörden und
Dienstanbieter sollten wirksame Mechanismen entwickeln, mit denen
Bürgerinnen und Bürger ihre Rechte durchsetzen können.“

Die Studie wird am 7. April in Bonn auf der Konferenz Sicherheit 2016 (https://www.sicherheit2016.de) vorgestellt, die vom Fachbereich „Sicherheit – Schutz und
Zuverlässigkeit“ der Gesellschaft für Informatik organisiert wird. Die
ausführlichen Ergebnisse sind unter http://arxiv.org/abs/1602.01804 abrufbar.

Zur Methodik und den Detailergebnissen:

Die Wissenschaftler Dominik Herrmann und Jens Lindemann registrierten
sich zunächst inkognito mit plausiblen Angaben bei jedem Anbieter. Nach
einer Weile wurde jeder Anbieter mit einer formlosen E-Mail darum
gebeten, Auskunft über die gespeicherten Daten zu geben. Nur 22% der
App-Anbieter bzw. 28% der Website-Betreiber reagierten auf diese Anfrage
mit einer zufriedenstellenden Auskunft. Die meisten reagierten
überhaupt nicht, viele beließen es bei einem Verweis auf ihre
Datenschutzerklärung.

Anbieter, die keine zufriedenstellende Auskunft erteilt hatten,
wurden erneut kontaktiert. Dabei wurden sie auf die Gesetzeslage (§ 34
BDSG) hingewiesen. Darüber hinaus enthielt die zweite Anfrage die
Ankündigung, dass bei ausbleibender Antwort die zuständige
Aufsichtsbehörde eingeschaltet werden würde. Daraufhin reagierten
weitere 21% bzw. 15% der Anbieter mit einer zufriedenstellenden
Auskunft. Mehr als die Hälfte der App-Anbieter und der Website-Betreiber
(jeweils 57%) haben allerdings bis zum Ende der Studie überhaupt nicht
oder nur unzureichend reagiert.

Ausbleibende oder unvollständige Auskünfte sind unbefriedigend. Noch
schlimmer aber sind nachlässige Anbieter, die die Identität des
Absenders einer Anfrage nicht überprüfen. Dann fallen sensible
personenbezogene Daten unter Umständen in die Hände von neugierigen
Trickbetrügern. Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass manche
Anbieter schon mit einfachen Social-Engineering-Techniken überlistet
werden können. An die untersuchten Website-Betreiber wurde dazu eine
Auskunftsanfrage geschickt, bei der die Absender-E-Mail-Adresse nicht
mit der beim Anbieter hinterlegten E-Mail-Adresse übereinstimmte. Etwa
ein Viertel der Website-Betreiber antwortete mit einer
zufriedenstellenden oder zumindest einer unvollständigen Auskunft – an
die falsche Adresse wohlgemerkt. Bei mehr als der Hälfte dieser
Antworten hätten Dritte personenbezogene Daten erfahren.

Auch das in §35 BDSG eingeräumte Recht auf Löschung bzw. Sperrung von
Daten ist in der Praxis nicht zuverlässig durchsetzbar. Etwa die Hälfte
der Anbieter (54% der App-Anbieter, 48% der Website-Betreiber) löschte
die hinterlegten Daten nach der ersten (informellen) Aufforderung.
Weitere Versuche mit Verweis auf Gesetzeslage und Aufsichtsbehörde
blieben allerdings weitgehend wirkungslos: Der Anteil der vollständig
gelöschten Benutzerkonten stieg dadurch lediglich um 3–4 Prozentpunkte.

Weitaus problematischer sehen die beiden Wissenschaftler die
Tatsache, dass viele Anbieter die Aufforderung unmittelbar umsetzten und
in ihrer Antwort lediglich den Vollzug der Löschung mitteilten. Um ein
fremdes Benutzerkonto gegen den Willen seines Besitzers löschen zu
lassen, muss man also nur die zugehörige E-Mail-Adresse kennen und die
Absenderadresse beim Versand der Löschaufforderung fälschen. Solche
Angriffe könnten vergleichsweise einfach verhindert werden, etwa durch
eine vorherige Rückfrage. Noch besser wäre es, wenn die Löschung der
Daten an eine vorherige Authentifizierung geknüpft wäre, etwa durch
Anmeldung mit Benutzername und Passwort auf der Webseite des Anbieters.

Die Ergebnisse der Studie belegen, dass gesetzlich zugesicherte
Rechte an den eigenen Daten in der Praxis häufig überhaupt nicht oder
nur mit erheblichem Aufwand durchsetzbar sind. Überraschend ist vor
allem, mit welcher Arglosigkeit viele Dienstanbieter Auskunfts- und
Löschanfragen bearbeiten und dadurch Missbrauch ermöglichen. Den
ausführenden Mitarbeitern fehlen Sachkenntnis und Sorgfalt. Der aktuelle
Zustand ist sowohl für die Kunden als auch für die Anbieter überaus
unbefriedigend. Aus Sicht der Wissenschaftler wäre es daher
wünschenswert, den Ablauf von Auskunfts- und Löschprozessen zu
standardisieren und durch einheitliche Schnittstellen zu automatisieren,
um den Aufwand für die Beteiligten zu senken und Missbrauch zu
verhindern.

Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist eine
gemeinnützige Fachgesellschaft zur Förderung der Informatik in all ihren
Aspekten und Belangen. Gegründet im Jahr 1969 ist die GI mit ihren
heute rund 20.000 Mitgliedern die größte Vertretung von
Informatikerinnen und Informatikern im deutschsprachigen Raum. Die
Mitglieder der GI kommen aus Wissenschaft, Wirtschaft, öffentlicher
Verwaltung, Lehre und Forschung.

Social Media kurbelt Charity-Kampagnen an

Social Media kurbelt Charity-Kampagnen an
Authentizität und Ehrlichkeit wichtig, um User langfristig zu binden
 
Spenden: Social Media unterstützt Charity (Foto: flickr.com/Rafa Otero)

St. Andrä-Wördern (pte013/15.10.2013/12:45) – Social Media wird für karitative Zwecke immer unverzichtbarer. Denn die virale Verbreitung von Charity-Kampagnen funktioniert sogar besser als in der Unternehmenskommunikation, wie Social-Media-Experte Günter Exel http://guenterexel.com im Gespräch mit pressetext bestätigt.

Akzeptanz für karitative Anliegen

"Social Media ist zu einem wichtigen Trägermedium für humanitäre Zwecke geworden", so Exel gegenüber pressetext. NGOs wie Greenpeace nutzen Facebook und Twitter bereits intensiv, um ihre Kampagnen im Netz zu verbreiten. Laut dem Fachmann bietet die Verbreitung via Facebook, Twitter, Google+ und Co im Gegensatz zur Aussendung per E-Mail einen weiteren Vorteil: "In sozialen Netzwerken ist die Akzeptanz für solche Anliegen höher."

"Anliegen in denen es ‚menschelt‘, lassen sich sogar besser unter Mithilfe der Social-Media-User verbreiten, als wenn es um reine Unternehmenskommunikation geht", erklärt der Kommunikationsprofi. Die erfolgreiche Verbreitung von Inhalten hängt stark von den Nutzern ab. "Sie erkennen ehrliche, authentische Kommunikation", unterstreicht Exel.

Fans finden und Spenden sammeln

Nicht zuletzt in Bezug auf Social-Media-Marketing von Unternehmen ist diese ehrliche, authentische Kommunikation wichtig. Denn Social-Media-Seiten können auch Klicks, Likes und Follower generieren, indem sie wohltätige Zwecke als Anreiz nutzen. Exel nennt als Beispiel eine Kampagne der Rewe-Tochter Billa http://billa.at , bei der pro neugewonnenem Facebook-Fan ein Euro gespendet wurde.

Forschungspreis für französische Deutschlandhistorikerin Miard-Delacroix

Internationaler Forschungspreis für französische Deutschlandhistorikerin Miard-Delacroix

Bonn, den 6. Februar 2017 – Der Internationale Forschungspreis der Max
Weber Stiftung beim Historischen Kolleg, der 2017 zum dritten Mal
verliehen wird, geht an die international renommierte französische
Deutschlandhistorikerin Hélène Miard-Delacroix. „Mit ihren
Forschungsleistungen, insbesondere zur deutsch-französischen Geschichte
des 20. Jahrhunderts, hat sie Maßstäbe gesetzt. Der wichtige
Forschungstrend der ‚verflochtenen Geschichte‘ (histoire croisée)
verdankt ihren Arbeiten entscheidende innovative Impulse“, begründet
Hans van Ess, Vorsitzender der Auswahlausschusses und Präsident der Max
Weber Stiftung, die Juryentscheidung. Zugleich gehöre sie mit ihren
vielfältigen Aktivitäten auch in der weiteren Medienöffentlichkeit zu
den aktuell wichtigsten Vermittlern zwischen den französischen und
deutschen Wissenschaftskulturen.

Miard-Delacroix wurde 1989 an der Sorbonne zur Frankreichpolitik des
Kanzlers Helmut Schmidt in den 1970er und 1980er Jahren promoviert. Nach
zahlreichen Lehr- und Forschungsaufträgen als Maître de conférence und
Chargée en cours in Tours und an der Sorbonne in Paris habilitierte sie
sich im Jahr 2002 über das Wiederaufkommen des bundesdeutschen
Nationalismus seit den 1950er Jahren und dessen Auswirkungen auf die
Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Frankreich. 2003 erhielt sie
den Ruf an die École Normale Supérieure Lettres et Sciences Humaines in
Lyon und kehrte fünf Jahre darauf als Inhaberin des Lehrstuhls für
deutsche Zeitgeschichte am Institut für Germanistik an die Sorbonne
(Paris IV) zurück. Sie ist Mitglied zahlreicher akademischer Gremien in
beiden Ländern sowie Trägerin des deutschen Bundesverdienstkreuzes und
des französischen Ordre des Palmes Académiques. Dass ihre 2013
erschienene Biografie über Willy Brandt im letzten Jahr auch ins
Englische übersetzt wurde, belegt ihr internationales Renommee.

Mit dem Internationalen Forschungspreis der Max Weber Stiftung beim
Historischen Kolleg sollen herausragende Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler für ihr bisheriges Gesamtschaffen ausgezeichnet werden,
die sich in vorbildlicher Weise um international ausgerichtete,
geistes-, sozial- und kulturwissenschaftliche Forschung verdient gemacht
haben. Der Internationale Forschungspreis ist mit 30.000 Euro dotiert.
Mit dem Preis verbunden ist darüber hinaus die Einladung zu einem
Forschungsaufenthalt in München und zur Durchführung eines
internationalen Kolloquiums am Historischen Kolleg. Bisherige
Preisträger waren die US-amerikanische Historikerin Isabel V. Hull und
der französische Kunsthistoriker und Philosoph Georges Didi-Huberman.

Die Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im
Ausland fördert die Forschung mit Schwerpunkten auf den Gebieten der
Geschichts-, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in
ausgewählten Ländern und damit das gegenseitige Verständnis. Sie
unterhält zurzeit weltweit zehn Institute sowie weitere
Forschungsgruppen und Büros. Mit ihren Infrastrukturen bietet die MWS
beste Voraussetzungen für exzellente geistes- und
sozialwissenschaftliche Forschung, die durch unmittelbare Nähe zu den
Forschungsgegenständen und im Austausch unterschiedlicher Perspektiven
und Herangehensweisen entsteht.

Das Historische Kolleg, gegründet 1980 in München, ist ein „Institute
for Advanced Study“ der historisch orientierten Wissenschaften. Es
gewährt Fellows aus dem In- und Ausland durch ganzjährige Stipendien den
Freiraum, konzentriert an einem Buch zu arbeiten. Durch die Vorträge
und Tagungen der Fellows sowie durch hochkarätige Kooperations- und
Gastveranstaltungen in der Kaulbach-Villa ist das Kolleg zudem ein
internationales Zentrum des geschichtswissenschaftlichen Diskurses.

Gedanken-Steuerung erobert Videospiele

Mehrere Unternehmen bieten entsprechende Produkte an
 
Eingabegerät: liest Hirnströme (Foto: neurosky.com)

San Jose (pte002/01.06.2012/06:05) – Die Steuerung von Computerspielen mittels Gedanken macht erste Schritte in Richtung Massenmarkt. Über 1.700 Softwareentwickler arbeiten allein an Videospielen und anderen Anwendungen, die das ein EEG-Headset der Firma NeuroSky http://www.neurosky.com als Eingabemethode akzeptieren, berichtet das Wall Street Journal. Das Plastikgestell um 129 Dollar misst die Hirnströme von außen und setzt sie in Befehle für den Computer um. Bislang erlaubt die Gedankensteuerung lediglich einfache Befehle, die von Testpersonen durch Konzentration oder Entspannung gegeben werden. Die Entwicklung geht schnell voran und soll auch eine positive Beeinflussung der menschlichen Psyche ermöglichen.

Forschung am Anfang

"Im Bereich Computerspiele halte ich Gedankensteuerung auf absehbare Zeit noch für eine Spielerei. Einfache Eingaben wie links, rechts, oben oder unten sind zwar möglich, erfordern allerdings immense Konzentration. Spaß machen kann das trotzdem, vor allem wenn zwei Spieler gegeneinander simple Spiele spielen. Gewinner ist, wer sich stärker konzentrieren kann", erklärt Spiele-Experte Hans Solar gegenüber pressetext. Die Forschung steckt zwar noch in den Kinderschuhen, potenzielle Anwendungen in der Medizin, etwa Computersteuerung für Querschnittsgelähmte, treiben die Forschung aber voran.

Neben Software können mit Hirnströmen auch reale Gegenstände gesteuert werden. In den USA wurde schon 2009 das Kinderspielzeug "Star Wars Force Trainer" vorgestellt, das es Benutzern ermöglicht eine Plastikkugel mittels gedankengesteuertem Ventilator zum Schweben zu bringen. "Die Eingabegeräte sind noch nicht perfekt. Hautwiderstand und Frisuren wie Dreadlocks können Probleme machen", sagt Solar.

Erste Spiele, die Gehirn-Eingabe unterstützen, gibt es für fünf bis 20 Dollar schon zu kaufen. Die meisten bauen auf den EEG-Helm von NeuroSky. Medizinisch relevante Spiele, die etwa zur Verbesserung der Aufmerksamkeitsspanne verwendet werden, kosten bis zu 150 Dollar.

Therapeutischer Nutzen

"Für Konzentrationstraining ist die Technologie durchaus zu gebrauchen. Vor allem für Kinder ist die Verknüpfung mit einem Videospiel motivierend", so Solar. Auch Spiele, die zur Entspannung beitragen, sind erhältlich. Hier kann ein Spieler nur in den nächsten Level aufsteigen, wenn seine Hirnströme auf hinreichende Entspannung hindeuten. Die britische Firma MyndPlay arbeitet sogar schon an einer Technologie, die es Nutzern erlaubt, das Ende von Filmen durch ihren Entspannungszustand zu beeinflussen. Mediziner sehen längerfristig auch Einsatzmöglichkeiten für Verhaltenstherapien.

"Die Technologie ist mittlerweile preiswert zu haben, es handelt sich ja lediglich um eine handvoll Elektroden. Deshalb ist es für Unternehmen durchaus möglich, kommerziellen Erfolg zu haben, auch wenn es keinen Massenmarkt gibt", erklärt Solar. Andere Anbieter wie Emotiv Systems bieten vergleichbare Eingabesysteme ebenfalls im niedrigen dreistelligen Dollarbereich an. Bis komplexere Steuerungs-Modelle mittels EEG-Lesegerät umgesetzt werden können, wird es auch nach optimistischen Schätzungen noch einige Jahre dauern. Einen Vorgeschmack auf die vielfältigen Möglichkeiten bietet ein Video aus Japan, das gedankengesteuerte Katzenohren zeigt:

G-DATA Sicherheit bei Smartphones

Sicherheit bei Smartphones

Rundumschutz für Android™-Smartphones und –Tablets

http://www.gdata.de/geheimdienste.html

PRISM, Tempora und kein Ende in Sicht. Geheimdienste schnüffeln scheinbar nach Belieben und spionieren im großen Stil private und geschäftliche Daten aus. Dabei haben sie starle Unterstützer: Viele amerikanische Firmen arbeiten eng mit NSA, CIA & Co. zusammen und halten in ihrer Software, auf ihren Servern und ihren Diensten Hintertürchen offen. Da ist es gut, wenn man sich auf seine Sicherheitssoftware verlassen kann: Alle G Data Sicherheitslösungen werden in Deutschland nach strengsten Datenschutzstandards entwickelt.

Gerade Smartphones sind einer Vielzahl von Bedrohungen ausgesetzt, die dazu führen können, dass persönliche Daten wie Zugangspasswörter in falsche Hände geraten. Der Schaden, der beispielweise entsteht, wenn Kriminelle Zugang zu Ihrem Bank-Account bekommen, kann schnell in schwindelerregende Höhe schnellen. Schützen Sie daher Ihr Android-Smartphone mit allen sich darauf befindlichen Informationen und Daten effektiv mit G Data MobileSecurity Version 2.

Hier die Highlights in der Übersicht:

Schutz beim Surfen. G Data MobileSecurity Version 2 schützt vor Phishing-Versuchen beim Surfen.
Schutz vor gefährlichen Apps. Die App-Kontrolle prüft die Berechtigungen von Apps und kategorisiert diese. 
Schutz vor Android-Viren. G Data MobileSecurity Version 2 schützt durch regelmäßige Updates maximal. Dateien und Archive können zudem manuell gescannt werden.
Schutz bei Geräteverlust und Diebstahl. Sollte das Smartphone verloren gehen, kann der Anwender mit der MobileSecurity Version 2 das Gerät mit Google Maps orten, durch einen Alarmton finden oder den Inhalt per SMS löschen. 
Sperrung bei SIM-Kartenwechsel. Die Nutzung durch eine fremde SIM-Karte kann unterbunden werden. Zudem wird der Besitzer per SMS über den Kartenwechsel informiert. 
Geschützte Kontakte. Durch die geschützten Kontakte, sind diese sowie die dazugehörigen Anrufe und Nachrichten in einem geschützten Bereich, der nur Ihnen per Passwort zugänglich ist.

G Data MobileSecurity Version 2
Rundumschutz für Android™-Smartphones und –Tablets

G Data MobileSecurity 2 bietet neben dem Schutz vor Viren, bedrohlichen Apps und Gefahren beim Surfen auch die Möglichkeit, verlorene Smartphones zu finden oder die Inhalte aus der Ferne zu löschen, um sie vor Zugriff durch Dritte zu schützen

Kleinstes Radio der Welt besteht aus Nanoröhrchen

Forscher sehen in Nano-Radio-Technik großes Potenzial

Berkeley (pte/02.11.2007/13:45) – Physiker der Universität Berkeley in Kalifornien http://www.berkeley.edu haben das kleinste Radio der Welt entwickelt. Es besteht aus einem einzigen Nanoröhrchen, so dick wie ein Zehntausendstel des Durchmessers eines menschlichen Haares. Der Radio-Winzling empfängt dabei Signale auf völlig neue Weise: Er wandelt elektromagnetische Wellen direkt in Vibrationen um und ist damit gleichzeitig Antenne, Tuner, Demodulator und Verstärker in einem. Für die Wiedergabe von Rundfunksendungen im heute üblichen Frequenzbereich werden nur noch Batterie und Lautsprecher benötigt.

Laut Peter Jacob, Fachspezialist im Bereich Mikro- und Leistungselektronik der Schweizer Forschungsinstitution für Materialwissenschaften und Technologie Empa http://www.empa.ch, stellt sich in Anbetracht der Entwicklungen im Nanotechnologiebereich nur eine Frage: Wie weit kann man gehen? "Wir erleben alle zwei Jahre eine Verdoppelung der Integrationsdichte", erläutert Jacob gegenüber pressetext. Man müsse aber aufpassen, ob eine Entwicklung auch tatsächlich mit dem Begriff Nanotechnologie in Verbindung gebracht werden könne. "Oft wird dieser Begriff als Modewort missbraucht, da man sich so erhofft, eher einen Forschungsantrag bewilligt zu bekommen", so der Experte. Unklar sei des Weiteren die genaue Grenzziehung zwischen Mikro- und Nanotechnik. Hier befinde man sich in einer Grauzone der Definitionen, die vielfach für Unklarheiten sorgt.

Das von einem Forscherteam des Center of Integrated Nanomechanical Systems (COINS) der Universität Berkeley entwickelte Nano-Radio ist 100 Mrd. mal kleiner als die durchschnittlichen ersten Radiogeräte bei ihrer Markteinführung im frühen 20. Jahrhundert. Dennoch ist es eine voll funktionsfähige Rundfunksempfangseinrichtung. "Dieses einzelne Nanoröhrchen verrichtet alle Radiofunktionen gleichzeitig und extrem effizient", erklärt Alex Zettl, Physikprofessor und Leiter des Teams. Dreht man den Aufbau des Radioempfängers um, lässt er sich auch als Signal sendender Transmitter nutzen. "Diese Röhrchen aus gerollten Kohlenstoff-Flächen sind extrem stabil und zeigen ungewöhnliche elektronische Eigenschaften", berichtet Zettl. Es sei lächerlich einfach, aber gerade das mache die Schönheit des Nanoröhrchen-Modells aus.

Die Nano-Radio-Technik eignet sich aber nicht nur zur Rundfunkübertragung, sondern auch für winzige Funkempfänger und -sender, die sich in mikroelektrische Schaltkreise integrieren lassen. Die angewandte Methode lässt sich nach Angaben der kalifornischen Forscher einfach herstellen und würde in weiterer Folge auch die Entwicklung von radikal neuen Anwendungen ermöglichen. Als Beispiel nennt man etwa funkgesteuerte Mikrogeräte im Blutkreislauf oder Sensoren, die ihre Messwerte selbständig per Funk übermitteln. "Vielleicht werden die Kids ja bald Nano-Radios anstelle von iPods in ihren Ohren tragen", verkündet Zettl scherzhaft.

Spaßkultur und Technikbegeisterung kein Widerspruch

Bildungsdiskussion geht an Bedürfnissen der Jugendlichen vorbei

Berlin (pte/09.01.2007/08:42) – 2007 soll ganz im Zeichen der
Geisteswissenschaften stehen. Doch die Ausstrahlung der Germanistik
oder Geschichtswissenschaft auf die Öffentlichkeit ist nach
Expertenmeinung eher marginal. Anders als in den angelsächsischen
Ländern schotten sich manche Gelehrte gern von der breiten Masse ab und
bewohnen ihre Eigentumswohnung im Elfenbeinturm. Unter dem Motto
"Geisteswissenschaften. ABC der Menschheit" wird das Wissenschaftsjahr
2007 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF)
http://www.bmbf.de/ gemeinsam mit der Initiative "Wissenschaft im
Dialog" http://www.wissenschaft-im-dialog.de/ ausgerichtet.

Was bleibt aber vom Informatikjahr 2006? Es habe die Erwartungen seiner
Organisatoren erfüllt. Bildungspolitiker und Informatiker zeigten sich
zufrieden. Nun gelte es, die positiven Wirkungen nicht wie ein
Strohfeuer verpuffen zu lassen und Technikfeindlichkeit,
IT-Fachkräftemangel sowie digitale Spaltung weiterhin nachhaltig zu
bekämpfen, berichtet das Onlineportal der ZDF-Nachrichtensendung heute
http://www.heute.de/ . Die Experten fordern, der Informatik ein
weiteres Wissenschaftsjahr zu widmen. Dass die Gesellschaft ein
besonderes Interesse für Naturwissenschaften und Technik zeigt, daran
meldet der frühere Ministerpräsident von Baden-Württemberg Lothar Späth
erhebliche Zweifel an. Früher sei das anders gewesen: "Lokomotivführer
und Astronauten waren lange Zeit Galionsfiguren der modernen
Industriegesellschaft." Späth zufolge haben sich die kindlichen
Berufswünsche geändert, "weil sich unsere Gesellschaft mit der
Beherrschung von moderner Technik nicht mehr so stark identifiziert wie
früher, geschweige denn den ‚Fortschritt durch Technik‘ mit
Leidenschaft betreibt". Cicero-Chefredakteur Wolfram Weimer habe darauf
hingewiesen, dass die "Heldenkultur von einst", die Entdecker, Erfinder
und Tüftler in den Mittelpunkt der Verehrung gerückt habe, der "Welt
der Models, Fußballer und Showmaster" gewichen sei.

Schwierigkeiten mit einem solchen kulturkritischen Ansatz hat Michael
Sander von der Lindauer Unternehmensberatung Terra Consulting Partners
(TCP) http://www.terraconsult.de/ . "Späth will eine – wie er sagt –
kulturelle Haltung überwinden, um Naturwissenschaften und Technik
wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Eine solche
geistig-moralische Wende ist sehr schwer zu bewerkstelligen. Angesichts
des sich schon jetzt abzeichnenden Mangels an Fachkräften können wir
uns das aber nicht leisten", sagt Sander. Man solle sich gar nicht
darauf konzentrieren, den jungen Leuten ihren Spaß an Sportstars oder
sonstigen Superstars zu vergällen, die sie täglich bei deren Arbeit im
Fernsehen beobachten könnten. "Für mich heißt das, dass die Tüftler und
Ingenieure noch stärker als bisher auf die jungen Leute zugehen müssen,
zum Beispiel in den Schulen. Jugendliche begeistern sich doch durchaus
für moderne Technik. Sie mögen Computer, Autos oder iPods. Es ist
besser, durchaus auch den Spaßfaktor bei modernen Technik zu sehen.
Früher wollten die Kinder ja schließlich auch Lokomotivführer oder
Astronaut werden, weil sie sich diese Tätigkeiten als spannend
vorstellten. Kein Kind möchte später Ingenieur werden, um das Land vor
einem Mangel an Ingenieuren zu bewahren", so der Berater. "Wenn Späth
plakativ Naturwissenschaft statt Selbstinszenierung fordert, ist mir
das zu defensiv. Auch mit dem dauernden Lamento über den Hedonismus und
die vermeintliche Oberflächlichkeit der Gesellschaft kommt man bei den
Jugendlichen nicht weiter", betont Sander.

Die Wertediskussionen von Politikern, Pädagogen und Wissenschaftlern
gehe nach Ansicht von Michael Müller, Geschäftsführer der auf
IT-Dienstleistungen spezialisierten a&o-Gruppe
http://www.ao-services.de/ und Wirtschaftssenator des Bundesverbandes
mittelständische Wirtschaft (BVMW), am Kern der Probleme in Deutschland
vorbei: "Die Lehrkräfte vermitteln keine Technikbegeisterung, keinen
Gründergeist und keine positive Einstellung zur Markwirtschaft. Das
beweist der Global Entrepreneurship Monitor (GEM) der Universität
Hannover. In der Kategorie‘ gesellschaftliche Werte und Normen, also
der Akzeptanz von Selbständigen und Gründern, ist Deutschland
mittlerweile ins unterste Drittel von 33 untersuchten OECD-Staaten
abgerutscht. Eine Kultur des selbständigen Handelns wird in Schulen und
Universitäten von den öffentlich-rechtlich abgesicherten Lehrern und
Professoren nicht vermittelt. Bei der gründungsbezogenen schulischen
Ausbildung liegen wir nur auf Platz 29. Selbst China hat uns überholt",
kritisiert Müller gegenüber pressetext. Ökonomen, Naturwissenschaftler,
Unternehmer und Erfinder würden in der Öffentlichkeit wenig Anerkennung
genießen. "Hauptmeinungsbildner sind eher Schriftsteller und
Kulturschaffende, die ihre antikapitalistischen und technikfeindlichen
Ressentiments pflegen. In einem Land, dessen Zukunft von
Wirtschaftskraft und technischem Fortschritt abhängt, ist das ein
Alarmzeichen", warnt Müller. Links- und Rechtsintellektuelle
verströmten keinen progressiven Geist. "Die meisten sind technologische
Angsthasen, globalisierungsfeindlich eingestellt und hängen an
überholten Kulturbildern, die mit der Lebenswelt des 21. Jahrhunderts
nichts mehr zu tun haben", moniert Müller. Die staatszentrierte
Sichtweise sei nach Auffassung Hans-Wolff Graf vom Bundesverband für
Steuer-, Finanz- und Sozialpolitik http://www.zeitreport.de/ ein
Ergebnis des politischen Systems. Selbständigkeit als Antrieb für
Veränderungen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel werde von
den Staatsparteien überhaupt nicht gewünscht. "Unsere Politiker leben
zu gut von dem System der Entmündigung", so Graff im Interview mit der
Zeitschrift brandeins http://www.brandeins.de/ .