Internationaler Forschungspreis für französische Deutschlandhistorikerin Miard-Delacroix
Bonn, den 6. Februar 2017 – Der Internationale Forschungspreis der Max
Weber Stiftung beim Historischen Kolleg, der 2017 zum dritten Mal
verliehen wird, geht an die international renommierte französische
Deutschlandhistorikerin Hélène Miard-Delacroix. „Mit ihren
Forschungsleistungen, insbesondere zur deutsch-französischen Geschichte
des 20. Jahrhunderts, hat sie Maßstäbe gesetzt. Der wichtige
Forschungstrend der ‚verflochtenen Geschichte‘ (histoire croisée)
verdankt ihren Arbeiten entscheidende innovative Impulse“, begründet
Hans van Ess, Vorsitzender der Auswahlausschusses und Präsident der Max
Weber Stiftung, die Juryentscheidung. Zugleich gehöre sie mit ihren
vielfältigen Aktivitäten auch in der weiteren Medienöffentlichkeit zu
den aktuell wichtigsten Vermittlern zwischen den französischen und
deutschen Wissenschaftskulturen.
Miard-Delacroix wurde 1989 an der Sorbonne zur Frankreichpolitik des
Kanzlers Helmut Schmidt in den 1970er und 1980er Jahren promoviert. Nach
zahlreichen Lehr- und Forschungsaufträgen als Maître de conférence und
Chargée en cours in Tours und an der Sorbonne in Paris habilitierte sie
sich im Jahr 2002 über das Wiederaufkommen des bundesdeutschen
Nationalismus seit den 1950er Jahren und dessen Auswirkungen auf die
Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Frankreich. 2003 erhielt sie
den Ruf an die École Normale Supérieure Lettres et Sciences Humaines in
Lyon und kehrte fünf Jahre darauf als Inhaberin des Lehrstuhls für
deutsche Zeitgeschichte am Institut für Germanistik an die Sorbonne
(Paris IV) zurück. Sie ist Mitglied zahlreicher akademischer Gremien in
beiden Ländern sowie Trägerin des deutschen Bundesverdienstkreuzes und
des französischen Ordre des Palmes Académiques. Dass ihre 2013
erschienene Biografie über Willy Brandt im letzten Jahr auch ins
Englische übersetzt wurde, belegt ihr internationales Renommee.
Mit dem Internationalen Forschungspreis der Max Weber Stiftung beim
Historischen Kolleg sollen herausragende Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler für ihr bisheriges Gesamtschaffen ausgezeichnet werden,
die sich in vorbildlicher Weise um international ausgerichtete,
geistes-, sozial- und kulturwissenschaftliche Forschung verdient gemacht
haben. Der Internationale Forschungspreis ist mit 30.000 Euro dotiert.
Mit dem Preis verbunden ist darüber hinaus die Einladung zu einem
Forschungsaufenthalt in München und zur Durchführung eines
internationalen Kolloquiums am Historischen Kolleg. Bisherige
Preisträger waren die US-amerikanische Historikerin Isabel V. Hull und
der französische Kunsthistoriker und Philosoph Georges Didi-Huberman.
Die Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im
Ausland fördert die Forschung mit Schwerpunkten auf den Gebieten der
Geschichts-, Kultur-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in
ausgewählten Ländern und damit das gegenseitige Verständnis. Sie
unterhält zurzeit weltweit zehn Institute sowie weitere
Forschungsgruppen und Büros. Mit ihren Infrastrukturen bietet die MWS
beste Voraussetzungen für exzellente geistes- und
sozialwissenschaftliche Forschung, die durch unmittelbare Nähe zu den
Forschungsgegenständen und im Austausch unterschiedlicher Perspektiven
und Herangehensweisen entsteht.
Das Historische Kolleg, gegründet 1980 in München, ist ein „Institute
for Advanced Study“ der historisch orientierten Wissenschaften. Es
gewährt Fellows aus dem In- und Ausland durch ganzjährige Stipendien den
Freiraum, konzentriert an einem Buch zu arbeiten. Durch die Vorträge
und Tagungen der Fellows sowie durch hochkarätige Kooperations- und
Gastveranstaltungen in der Kaulbach-Villa ist das Kolleg zudem ein
internationales Zentrum des geschichtswissenschaftlichen Diskurses.