Bremsende Züge versorgen Bahnhof mit Strom
Mitsubishi Electric testet Energierückgewinnungssystem
Tokio/Karlsruhe (pte017/10.08.2012/13:50) – Der Elektronikkonzern Mitsubishi Electric http://mitsubishielectric.com wird Mitte August in Tokio mit Tests eines neuen Systems beginnen, das
Bremsenergie von Zügen zur Stromversorgung von Bahnhöfen verwendet.
Genutzt wird dabei speziell Energie, die nicht direkt von anderen Zügen
in der Umgebung wiederverwendet werden kann. Das Unternehmen schätzt,
dass so etwa ein Sechstel des Strombedarfs der Testsation gedeckt werden
kann, berichtet das Technikportal Tech-On.
"Die Idee der Bremsenergierückgewinnung an sich ist nicht neu. Moderne
Schienenfahrzeuge sind technisch gesehen grundsätzlich in der Lage,
Bremsenergie ins Bahnnetz zurück zu speisen", meint Christoph Kühn,
Mitarbeiter am Institut für Fahrzeugsystemtechnik des Karlsruhe
Institute of Technology http://fast.kit.edu . Allerdings ist das Bahnnetz für diese Bremsenergie nicht immer
aufnahmefähig und sie könnte nutzlos verpuffen. Hier setzt die
Mitsubishi-Idee an, mit überschüssiger Bremsenergie Bahnhöfe zu
versorgen, die ihm so noch nicht untergekommen sei.
Bremsenergie-Überschuss
Strom aus dem Bremsvorgang eines Zuges kann unter anderem verwendet
werden, direkt andere Züge in der Nähe zu beschleunigen. Das
Mitsubishi-System ist nun dazu gedacht, Energie zu verwerten, die nicht
derart unmittelbar genutzt werden kann. Getestet wird das System an der
Nishi-Funabashi-Station der Tokyo Metro, deren Verkehrsnetz mit 1.500
Volt Gleichspannung arbeitet. Das System wandelt rückgewonnene Energie
aus dem Bremsvorgang in Wechselstrom um und kann diesen entweder
kontinuierlich mit maximal 50 Kilowatt Leistung oder in starken, kurzen
Impulsen abgeben.
Dieser Strom dient dann der Versorgung beispielsweise von Beleuchtung
und Klimaanlage am Bahnhof. Ein Ziel der zweimonatigen Tests ist zu
bestimmen, wie effizient das System wirklich arbeitet. Mitsubishi
schätzt aufgrund von Simulationen, dass innerhalb der 15 Betriebsstunden
der Station rund 600 Kilowattstunden genutzt werden können, was 16
Prozent des Gesamtverbrauchs des Bahnhofs entspräche.
Interessant für kleinere Netze
"Ob dieser Ansatz sinnvoll ist, hängt sehr von Faktoren wie Netz und
Zugdichte ab", urteilt Kühn. In großen Netzen, die mit hoher
Wechselspannung arbeiten wie das der Bundesbahn, gibt es auch über
längere Strecken wenig Übertragungsverluste und rückgewonnene
Bremsenergie kann in der Regel direkt von einem anderen Zug genutzt
werden. In kleineren Netzen mit niedrigen Spannungen besteht somit eher
die Möglichkeit, dass der Mitsubishi-Ansatz wirklich etwas bringt –
womit es beispielsweise auch für U-Bahn-Netze in deutschen Metropolen
interessant sein könnte. Vorerst bleibt freilich abzuwarten, ob sich das
System beim ersten großen Test überhaupt bewährt.