Augentropfen aus Blutserum

(Thieme) – Augentropfen, die Wachstumsfaktoren aus dem Blutserum von Patienten enthalten, mindern Hornhautentzündungen. Ein Forscherteam um die Augenärztin Professor Dr. med. Nóra Szentmáry vom Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) hat jetzt herausgefunden, dass nur einige der bisher bekannten Wachstumsfaktoren eine entscheidende Rolle für die Wundheilung spielen. Damit liefert ihre Arbeit, die in den „Klinischen Monatsblättern für Augenheilkunde“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2018) erschienen ist, wichtige Erkenntnisse für die Behandlung. Die DOG – Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft zeichnet die Forscher deshalb mit dem Theodor-Axenfeld-Preis aus. Die Verleihung findet am 28. September 2019 im Rahmen des 117. Kongresses der DOG in Berlin statt. Die Stuttgarter Thieme Gruppe stiftet die mit 1500 Euro dotierte Auszeichnung.

Erkrankungen oder Verletzungen der Augenhornhaut mindern die Sehkraft und können im schlimmsten Fall zur Erblindung führen. Augentropfen, die eigens aus dem Blutserum des Patienten hergestellt werden, mindern Entzündungen und verbessern die Wundheilung. Die aktuelle Forschung geht davon aus, dass im Blutserum vorhandene Proteine, sogenannte Wachstumsfaktoren, dafür verantwortlich sind. Um die zugrunde liegenden Wirkmechanismen besser zu verstehen, hat ein Team um Augenärztin Professor Dr. med. Nóra Szentmáry von der Klinik für Augenheilkunde am UKS in Homburg das Zusammenspiel zwischen hornhautbildenden Zellen (Keratozyten) und bestimmten Wachstumsfaktoren im Laborexperiment untersucht.

Dafür isolierten die Forscher zunächst Zellen der mittleren Hornhautschicht, sogenannte Keratozyten. Diese wurden im Labor in Zellkulturen vermehrt. Den Zellkulturen wiederum fügten sie Serum-Augentropfen in unterschiedlicher Konzentration hinzu, in 15 und 30 Prozent. Nach 24 Stunden untersuchten die Wissenschaftler die Veränderungen in der Kulturflüssigkeit. „Unter der Einwirkung der Serum-Augentropfen kam es zu einem deutlichen Anstieg von zwei Wachstumsfaktoren. Dies waren der ‚Hepatocyte Growth Factor‘ (HGF) und der ‚Fibroblast Growth Factor basic‘ (FGFb). Beides sind körpereigene Proteine, die die Wundheilung fördern und so die positive Wirkung der Serum-Augentropfen erklären“, fassen Professor Szentmáry und ihre Ko-Autoren zusammen. Zudem stellten die Wissenschaftler fest, dass die Konzentration der Augentropfen Auswirkungen auf die Vermehrung der Wachstumsfaktoren hatte. „Die Dosis der Tropfen scheint also ebenfalls eine Rolle zu spielen“, schlussfolgern die Preisträger.

Ein Kontrollexperiment ergab zudem, dass die Vermehrung der Wachstumsfaktoren in direktem Zusammenhang mit den Keratozyten steht. Denn die Konzentration der in den Tropfen vorhandenen Wachstumsfaktoren erhöhte sich nicht, wenn in den Kulturen keine Keratozyten vorhanden waren. Zwei weitere Wachstumsfaktoren, „Transforming Growth Factor beta 1“ (TGF-β1) und „Keratinozyte Growth Factor“ (KGF), scheinen wiederum nicht zur positiven Wirkung der Serum-Augentropfen beizutragen. Im Gegensatz zu den beiden anderen untersuchten Wachstumsfaktoren vermehrten sie sich im Versuch nicht. „Es könnte aber sein, dass es noch weitere, bisher nicht untersuchte Wachstumsfaktoren gibt, die an der Wirkung der Serum-Augentropfen beteiligt sind“, geben Szentmáry und ihre Kollegen zu bedenken.

Nach Ansicht der Jury liefert die Studie experimentelle Hinweise darauf, dass die steigende Konzentration Wachstumsfaktoren von zentraler Bedeutung für die Wundheilung der Hornhaut ist. Darüber hinaus zeigen die Ergebnisse, dass weitere, bisher nicht bekannte Faktoren die Wirkung von Serum-Augentropfen beeinflussen können. „Daraus ergeben sich neue Forschungsansätze für die Zukunft“, heben die Gutachter hervor. Das fünfköpfige Preiskomitee bestand in diesem Jahr aus dem Präsidenten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG), Professor Dr. med. Claus Cursiefen, dem Präsidenten der Österreichischen Ophthalmologischen Gesellschaft (ÖOG), Dr. med. Peter Gorka, dem wissenschaftlichen Sekretär der Schweizerischen Ophthalmologischen Gesellschaft (SOG), Professor Dr. med. David Goldblum, sowie den Schriftleitern der Klinischen Monatsblätter für Augenheilkunde, Professor Dr.med. Gerhard K. Lang und Professor Dr. med. Gabriele E. Lang. Das Bewertungsgremium hatte in diesem Jahr über insgesamt 46 Originalarbeiten zu befinden.

Über den Preis
Im Gedenken an den Augenarzt Theodor Axenfeld (1867–1930) würdigt die Thieme Gruppe zukunftsweisende wissenschaftliche Arbeiten, die wesentliche Erkenntnisse auf dem Gebiet der Augenheilkunde für den in Klinik und Praxis tätigen Augenarzt erbringen. Erstmals 1938 verliehen, wird die Auszeichnung seit 1964 regelmäßig für eine herausragende Veröffentlichung in den „Klinischen Monatsblättern für Augenheilkunde“ vergeben. Der Preis ist mit 1500 Euro dotiert.

Über die Thieme Gruppe
Thieme ist marktführender Anbieter von Informationen und Services, die dazu beitragen, Gesundheit und Gesundheitsversorgung zu verbessern. Das Familienunternehmen entwickelt mit seinen über 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern digitale und analoge Angebote in Medizin und Chemie. Die internationale Unternehmensgruppe mit weltweit 11 Standorten nutzt dafür ein breites Experten- und Partnernetzwerk sowie die qualitativ hochwertigen Inhalte aus 170 Fachzeitschriften und 4400 Buchtiteln. Mit ihren Lösungsangeboten unterstützt Thieme relevante Informationsprozesse in der Wissenschaft, in Ausbildung und Patientenversorgung. Medizinstudierende, Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten, Kliniken, Krankenkassen sowie alle an Gesundheit Interessierten stehen hierbei im Mittelpunkt. Anspruch der Thieme Gruppe ist es, ihnen genau die Informationen, Services und Werkzeuge bereitzustellen, die sie in einer bestimmten Arbeitssituation oder Lebensphase benötigen. Durch die hohe Qualität und zielgruppenspezifische Relevanz der angebotenen Leistungen bereitet Thieme den Weg für eine bessere Medizin und mehr Gesundheit im Leben.