AtmoSat vom Wissenschaftsrat herausragend bewertet

Abläufe in der mittleren Atmosphäre,
zwischen fünf und 100 Kilometern Höhe über dem Boden, wirken sich auf
das globale und das regionale Klima aus. Diesen Einfluss detailliert zu
untersuchen, ist Ziel von AtmoSat: Das gemeinsame Konzept des Karlsruher
Instituts für Technologie (KIT) und des Forschungszentrums Jülich
kombiniert Satelliten-Beobachtungssystem und Dateninfrastruktur.
Weiterer Partner ist das Deutsche GeoForschungsZentrum GFZ. In seiner
Begutachtung neuer Forschungsinfrastrukturen hat der Wissenschaftsrat
AtmoSat nun herausragend bewertet. Das wissenschaftliche
Bewertungsverfahren ist eine Entscheidungsgrundlage für die Aufnahme von
Infrastrukturvorhaben in die Nationale Roadmap.

Die höchstmögliche Bewertung erhielt das
Vorhaben auch beim wissenschaftlichen Potenzial: AtmoSat werde
hochwertige Messdaten der mittleren Atmosphäre liefern und damit
„bahnbrechende Erkenntnisse über atmosphärenchemische und -physikalische
Prozesse ermöglichen“, so der Wissenschaftsrat. Die Datensätze seien
für die Erforschung „des globalen Klimawandels von höchster Relevanz“.

„Der Klimawandel verändert die
Lebensbedingungen auf der Erde schon heute spürbar – und zählt für uns
und die nachfolgenden Generationen zu den großen Herausforderungen.
Wesentliche Grundlage für die detaillierte Erforschung der Zusammenhänge
sind neuartige Daten und der intensive Austausch in der weltweiten
Community. Die Infrastruktur AtmoSat würde beides ermöglichen. Die
großartige Bewertung durch den Wissenschaftsrat unterstreicht die
Einzigartigkeit und die enorme Bedeutung des Konzepts“, sagt der
Präsident des KIT, Professor Holger Hanselka.


„Die hervorragende Bewertung der
Forschungsinfrastruktur AtmoSat durch den Wissenschaftsrat würdigt die
Leistungen unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in den
letzten zehn Jahren eine innovative Technologie zur hochauflösenden
Erfassung atmosphärischer Spurengase entwickelt und validiert haben“,
erklärt Prof. Wolfgang Marquardt, Vorstandsvorsitzender des
Forschungszentrums Jülich. „Die in den geplanten Satellitenmissionen
erfassten Daten würden der globalen Community einen völlig neuen Zugang 
zur maßgeblichen Verbesserung von Klimamodellen ermöglichen.“

Zudem geht der Wissenschaftsrat in seinem
Bericht davon aus, dass AtmoSat weltweite Sichtbarkeit erzeugen und die
Rolle Deutschlands in der Klimaforschung maßgeblich ausbauen wird.

„AtmoSat ist ein Satellit zur Beobachtung der
mittleren Atmosphäre, der den Einfluss der Höhenregion zwischen fünf
und 100 Kilometern auf das globale und regionale Klima untersuchen
wird“, sagt Professor Johannes Orphal vom Institut für Meteorologie und
Klimaforschung – Atmosphärische Spurengase und Fernerkundung des KIT.
Dafür setzen die Forscherinnen und Forscher von KIT und FZJ eine
gemeinsam entwickelte neue Methode zur Infrarot-Fernerkundung von
atmosphärischen Spurengasen ein, die bereits auf dem deutschen
Forschungsflugzeug HALO getestet wurde. „Mit dieser Methode können
dreidimensionale Karten der wichtigsten Spurengase wie Ozon, Methan und
Wasserdampf in der mittleren Atmosphäre erstellt werden“, so Orphal.
„Das GFZ in Potsdam ist mit einem weiteren Instrument, welches die
sogenannte GPS-Radiookkultation nutzt, beteiligt.“

„Die Satellitenmission wird dringend
benötigte, räumlich und zeitlich hochauflösende, globale Beobachtungen
der mittleren Atmosphäre liefern und damit signifikant zum Verständnis
des Erdsystems beitragen. Mit der dreidimensionalen Tomographie der
Atmosphäre können Prognosen zum Klimawandel optimiert und Grundlagen für
verbesserte mittelfristige Wettervorhersagen (7–14 Tage) geschaffen
werden. Die hohe Sichtbarkeit von AtmoSat wird die Attraktivität des
Wissenschaftsstandorts Deutschland insgesamt wesentlich steigern. Dies
gilt sowohl hinsichtlich der Gewinnung etablierter Forscherinnen und
Forscher als auch des wissenschaftlichen Nachwuchses aus den
Atmosphären- und Klimawissenschaften“, sagt Professor Martin Riese vom
Institut für Energie- und Klimaforschung – Stratosphäre des FZJ.

Der Start von AtmoSat ist für 2023 geplant.
AtmoSat steht auch seit mehreren Jahren auf der Roadmap der
Helmholtz-Gemeinschaft, in welcher diejenigen neuen
Forschungsinfrastrukturvorhaben gelistet sind, welche in den kommenden
Jahren für die strategische Umsetzung des wissenschaftlichen Portfolios
der Helmholtz-Gemeinschaft besonders relevant sind.

Wissenschaftsrat bewertet nächste Generation von Forschungsinfrastrukturen

Seinen „Bericht zur wissenschaftsgeleiteten
Bewertung umfangreicher Forschungsinfrastrukturvorhaben für eine
Nationale Roadmap“ in Deutschland hat der Wissenschaftsrat am 17. Juli
2017 bei einer Pressekonferenz vorgestellt. Dieser Bericht ist das
Ergebnis eines seit Januar 2016 laufenden Prozesses und wurde von
internationalen Experten aus verschiedenen Fachgruppen erstellt. Dazu
hat ein vom Wissenschaftsrat eingesetzter Ausschuss auf Bitte des
Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) insgesamt zwölf
große Infrastrukturen mit Volumen von jeweils mehr als 50 Millionen Euro
begutachtet. Das Bewertungsverfahren ist eine Entscheidungsgrundlage
für die Aufnahme von Infrastrukturvorhaben in die Nationale Roadmap in
der kommenden Legislaturperiode.