Antibiotika in der Landwirtschaft nicht nötig

Experte setzt auf Ersatz in Ackerbau und Viehzucht

Karlsruhe (pte/14.10.2005/15:45) – Der Einsatz von Antibiotika in der
Landwirtschaft ist nicht notwendig. Zu diesem Schluss kommt der Experte
Friedhelm Berger, Präsident des Umweltbundes http://www.umweltbund.de
im pressetext-Interview. Berger reagiert mit seiner Aussage auf die
mehr als 9.000 Tonnen Antibiotika, die jährlich in der EU an Schweine,
Rinder und Geflügel verfüttert werden und die zu einem großen Teil mit
dem Mist wieder auf die Felder gelangen (pte berichtete
http://www.pressetext.de/pte.mc?pte=050919039 ). "Antibiotika werden
aber auch in Obstkulturen legal und illegal gegen Feuerbrand,
Bakterienbrand ausgebracht", so der Experte.

"Sowohl die Antibiotika aus der Tierhaltung als auch die aus den
Intensivkulturen wirken im Naturhaushalt und werden auch von
Bienenvölkern mitgesammelt und kommen in Bienenprodukte", erklärt
Berger. Daher gebe es sowohl in der konventionellen als auch in der
Bio-Produktion für den Menschen gefährliche Bakterienarten. "Gegen die
phytopathogenen Bakterienarten werden weltweit verschiedene Antibiotika
wie etwa Streptomycin oder Tetracyclin eingesetzt", führt der Forscher
aus. Darüber hinaus werde auch auf Antagonisten, das heißt Gegenspieler
gegen die phytopathogenen Bakterien gesetzt. "Solche Bakterien sind im
Allgemeinen säureproduzierende Arten oder Gattungen die damit den
anderen Bakterien das Leben schwer machen. Dies wird zum Beispiel bei
der Herstellung von Sauerkraut genutzt." Einige der Schmutzbakterien,
die auf Blättern und im Stall vorkommen, sind auch für den Menschen
gefährlich.

"Allerdings werden auch viele andere Bakterienarten in Zusammenhang mit
Krankheiten bei Mensch und Tier gebracht, wie bestimmte
Schmutzbakterien, die sogar vom manchen Wissenschaftler als die wahren
Erreger von BSE oder Creutzfeldt-Jakob genannt werden", erklärt der
Wissenschaftler im pressetext-Gespräch. "Bei hohen Dichten von
säureproduzierenden Bakterien wirkt aber die Säure auf lebenden
Pflanzen phytotoxisch. Das bedeutet, dass die Pflanzen sterben." Der
Wissenschaftler kritisiert, dass bei der Zulassung von
Pflanzenschutzmitteln leider nicht auf die Beeinflussung der
Artenzusammensetzung von Bakterien eingegangen werde. "Dadurch können
einzelne Arten gehemmt oder begünstigt werden. Bei Säuren und Basen
werden alle gleichmäßig abgetötet."

Berger hat als Alternative Versuche mit gesättigter Löschkalklösung
durchgeführt. "Dieses natürliche und ohnehin notwendige Düngemittel
wird in wenigen Stunden zu Karbonatkalk, der darüberhinaus sogar
Nahrungsergänzungsstoff ist", führt Berger aus. Kalk wird normalerweise
in der Vegetationsruhe als trockener Dünger im Tonnenbereich gestreut.
Um die Lösung allerdings gleichmäßig auf die Blattflächen zu bringen,
musste eine neue Technologie angewendet werden. Der Schweizer
Apparatehersteller Belatec konnte dieses Problem lösen: "Im
Praxisversuch zeigte sich danach sogar, dass durch das Ausbringen
solcher Düngemittel über das Blatt vollkommen auf Pflanzenschutzmittel
verzichtet werden konnte", erklärt der Wissenschaftler. Auch im
Tierbereich konnte Belatec http://www.belatec.ch eine Maschine
entwickeln mit welcher normales Trinkwasser mit etwas Salz so
aufbereitet wird, dass auch hier vollständig auf Antibiotika verzichtet
werden kann, erklärt Berger abschließend.

Deutsche Stammsammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen: http://www.dsmz.de/species/bacteria.htm